Deathstars The Perfect Cult (2014) - ein Review von DarkForrest

Deathstars: Perfect Cult, The - Cover
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1 Review
5
5 Ratings
8.60
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Industrial Metal


DarkForrest
29.03.2024 08:48

Als die Deathstars im Sommer 2014 nach gut 5 Jahren endlich mal wieder ein komplett neues Album auf den Markt geworfen haben, waren die Erwartungen einigermaßen groß. Allen - inklusive mir - kam die Lücke zwischen “Night Electric Night” und “The Perfect Cult” ziemlich lang vor, was lustig ist, wenn man bedenkt, dass es bis zum nächsten Album nochmal fast doppelt so lange dauern sollte. So ganz konnte “The Perfect Cult” damals die Erwartungen aber nicht erfüllen. Ich habe hinterher ziemlich oft gelesen, dass an dem Album grundsätzlich nichts falsch sei, dass es aber vergleichsweise unspektakulär daherkommt und sich wenig innovativ zeigt. Und ja: das spiegelt so ungefähr mein Hörerlebnis von damals wieder: ich fand es gut, aber für die wirklichen Hits bin ich immer wieder zu “Termination Bliss” und “Night Electric Night” zurückgekehrt. Gleichzeitig sind mir vielleicht gerade mal 3-4 Songs auf “The Perfect Cult” so richtig im Kopf geblieben. Mal sehen, wie das ganze Ding in den letzten 10 Jahren gealtert ist…

Aber vielleicht gucken wir erstmal, was sich in den 5 Jahren vor “The Perfect Cult” alles verändert hat. “Nicht viel” war oft der Vorwurf und das würde ich so nicht unbedingt unterschreiben. Klar: wir haben es hier immer noch mit genau demselben unverwechselbaren Stil der Deathstars zu tun - auch wenn sie jetzt mit “European Audiosex” ein neues Fantasiegenre für ihre Musik gefunden haben. Aber ein wenig wurde ja zwischen jedem Album am Sound und Stil gefeilt und das merkt man auch hier, obwohl die Besatzung relativ konstant geblieben ist. Lediglich Gitarrist “Cat Casino” wurde ersatzlos gestrichen und “Bone Machine” an den Drums durch “Vice” ersetzt, der hier seinen einzigen Auftritt hat.

Sänger “Whiplasher” meinte damals zum Stil des Albums “It's more personal this time. Private. It's not party darkness, more personal darkness.”, was so ziemlich alles und nichts beschreibt und auch nicht so wirklich zutreffend ist, denn um auf Partys die Refrains laut mit zu gröhlen ist das Album allemal geeignet. Allerdings kommt der Sound etwas minimalistischer daher. Die elektronischen Elemente machen immer noch einen großen Teil der Musik aus, wurden aber etwas zurückgefahren, es ist das einzige Album, welches komplett ohne weibliche Vocals auskommt und auf dem Ann Ekberg keine Unterstützung leisten darf und es gibt auch keine Songs, die etwas stärker vom Rest des Albums abweichen - wie etwa “Termination Bliss” oder “Via The End”. Dafür wurde das Tempo insgesamt ein wenig gedrosselt.

Wer jetzt auf einen etwas anspruchsvolleren Sound und cleveres Songwriting hofft, könnte aber auch enttäuscht werden, denn im Grunde sind die Songs eher sogar noch simpler aufgebaut als auf den Vorgängern. Meistens läuft es darauf hinaus, dass möglichst viel Spannung aufgebaut werden soll, die sich dann in einem epischen und melodischen Refrain entlädt und hey: das kann ein sehr guter Payoff sein, aber auf Dauer sorgt es dafür, dass die Songs sich recht stark ähneln und zwar super schnell und einfach ins Ohr gehen, aber dafür nicht so lange hängen bleiben. Was mir ansonsten noch auffällt ist, dass man “The Perfect Cult” fast schon in zwei Hälften teilen kann. Die erste Hälfte hat eine eher fröhliche und leichte Stimmung, bei der ich die Beziehung “Party Darkness” gar nicht mal so weit hergeholt finde. Die zweite Hälfte ist dagegen ein gutes Stück düsterer und schwerer.

Auch “The Perfect Cult” bietet auf Wunsch neben der normalen Version noch eine Variante mit ein paar Bonustracks - dieses Mal komplett in Form von Remixes. Das Album beginnt recht stark mit “Explode” - eine schön mitsingbare Hymne mit ordentlich Power, fetten Riffs, Explosionen und einer Menge Glam - also allem, was man von den Deathstars so erwarten würde.

“Fire Galore” präsentiert sich etwas schlichter, kann aber mit einem coolen Riff und einem gängigen Rhythmus punkten. Das ist vielleicht ein bisschen wenig und obendrein gibt es hier und da auch ein paar Längen, in denen wenig passiert, aber als Filler würde ich das noch gelten lassen.

Zum Glück kommt danach aber direkt “All The Devil's Toys”, welches das Album ganz schnell wieder auf Kurs bringt und für mich auch direkt mal das Highlight auf “The Perfect Cult” ist. Hier ist alles so gut ausbalanciert und aufeinander abgestimmt, dass keine Langeweile aufkommt. Der Song zeigt aber auch, dass die Deathstars auch 2014 noch gut in der Lage waren, große Hits zu schreiben, die sich locker mit den besten Songs der Deathstars-Diskografie messen können.

Aber auch “Ghost Reviver” kann sich für mich hören lassen. Der Song hat etwas sehr “gemütliches”. Das Tempo ändert sich so gut wie nie, aber trotzdem wirkt “Ghost Reviver” nie langweilig oder gar stumpf, sondern zieht einen eigentlich ganz gut in seinen Bann.

Der Titeltrack gibt sich dann wieder etwas konventioneller und versucht “All The Devil's Toys” Konkurrenz zu machen, ist mir dafür aber in den Strophen zu langatmig und im Refrain zu kitschig. Mit Abstrichen ist “The Perfect Cult” immer noch ein ganz netter Ohrwurm, aber nichts, was mich schwer beeindrucken würde.

Immerhin gab es bis jetzt noch keine komplett langweiligen Songs, aber “Asphalt Wings” könnte hier aushelfen. Nach dem viel zu langen Intro von fast einer ¾ Minute, braucht der Song nochmal extra seine Zeit, um so richtig in die Gänge zu kommen und selbst dann passiert recht wenig, was im Gedächtnis hängen bleiben könnte. Stellt euch die typische Formel von “The Perfect Cult” vor, nur dass dieses mal das schöne Gefühl des epischen Refrains ausbleibt, was sich am Ende ziemlich unbefriedigend anfühlt.

Auch “Bodies” tut mit seinem schleppenden Tempo ziemlich viel dafür, um möglichst nicht gut gefunden zu werden. Hier muss ich aber immerhin sagen, dass er zumindest vergleichsweise recht originell daherkommt. Die Atmosphäre ist ziemlich düster und drückend und das ganz ohne doomige Riffs, sondern mit starken Fokus auf Elektro und Vodcoder im Refrain. Komplett in die Hose geht diese Kombination auch nicht und am Ende haben wir einen Song, den man ganz gut so stehen lassen kann.

Etwas poppiger wird es wieder mit “Temple Of Insects”, welches sich wieder sehr stark an die klassische Formel des Albums hält und ähnlich wie der Titeltrack nicht ganz die Kriterien für einen unkomplizierten Hit erfüllt. Dieses Mal fehlt mir ein wenig die Power und die Vodcoder-Effekte sind mir etwas zu viel. Aber auch hier: sehr ordentlicher Dienst nach Vorschrift.

Erst gegen Ende weckt das Album nochmal so richtig mein Interesse. “Track, Crush & Prevail” ist relativ langsam und düster, hat aber eine echt fesselnde Melodie und fette Riffs, die wirklich Spaß machen und dafür sorgen, dass der Song einen ordentlichen Eindruck hinterlässt.

Und auch der Abschluss “Noise Cuts” zieht dann nochmal alle Register. Auch “Noise Cuts” läuft eher im langsamen bis mittleren Tempo, kommt dafür aber doch recht hart daher, hat aber auf der anderen Seite immer mal wieder sehr melodische Momente, ohne kitschig zu klingen. Erinnert mich vom Stil ein wenig an die besseren Songs auf “Night Electric Night” und setzt “The Perfect Cult” ein schönes Ende.

… Es sei denn, man hat das Album im Digipack und darf sich noch über ein paar Remixes freuen. Zuerst hätten wir “All The Devil's Toys” in einer “8-Bit-Version”, was in der Theorie so klingt, als hätte man einen großartigen Song aufs Übelste verunglimpft. Das mag aber auch daran liegen, dass ich durch die Bonus-CD von Alestorm’s “Curse Of The Crystal Coconut” vorgeschädigt bin und genug 8-Bit-Versionen von Metal Songs kenne, die mir absoluten Ohrenkrebs machen. Aber zu meiner großen Überraschung ist das hier nicht der Fall, was unter anderem daran liegt, dass der Song an den entscheidenden Stellen auch in Ruhe gelassen wurde und wir uns nicht mit furchtbar komprimierten Vocals oder sowas umschlagen müssen. Stattdessen ist das hier einfach nur ein recht simpler Elektro-Remix von “All The Devil's Toys” geworden und der Song scheint für soetwas sehr gut geeignet zu sein, denn ich bin vom Ergebnis durchaus angetan.

Aber auch der Dope Stars Inc. Remix von “Explode” kann sich absolut hören lassen. Mit 5 ½ Minuten definitiv der längste Track des ganzen Album, aber zu keiner Sekunde langweilig. Ich mag das Original eher auf eine konventionelle Art und Weise und bin überrascht, wie originell und gleichzeitig tanzbar man diesen Song hier klingen lässt.

Das ist aber noch nichts gegen den “Temple Of Insects”-Remix von Hacking The Wave. Der vorher ganz nette aber etwas seichte Song, wurde jetzt in ein hartes Elektro-Gewand gehüllt, das richtig gut die einzelnen Aspekte des Songs herausarbeitet und viel besser zu den Vocals passt als das Original.

Ganz zum Schluss gibt es als Hidden-Track noch ein Instrumental von “Explode” für die lustige Karaoke-Party. Nicht der erste Deathstars-Song, den ich dafür auswählen würde, aber insgesamt wahrscheinlich einer der geeigneteren. Hat für mich jetzt wenig Mehrwert, schadet jetzt aber auch nicht.

Insgesamt muss ich aber sagen, dass sich die Bonus-Tracks dieses Mal wirklich gelohnt haben. So wenig sie mich auf “Night Electric Night” angesprochen haben, so sehr werten sie das Album hier nochmal deutlich für mich auf. Alle Metal-Puristen, für die der normale Sound der Deathstars schon das höchste der Gefühle ist, können da auch locker drauf verzichten. Für alle anderen ist das Digipack eigentlich Pflicht.

Davon mal abgesehen geht “The Perfect Cult” für mich absolut in Ordnung. Nein, es stellt nicht die anderen drei Alben der Deathstars total in den Schatten - die Frage hat sich mir aber auch nie gestellt. Wer die Band und insbesondere “Night Electric Night” mag, kann hier nicht viel falsch machen. Hier und da gibt es ein paar Abstriche und gerade zur Mitte hin wird es etwas langweilig, aber vereinzelte sehr starke Songs lassen “The Perfect Cult” für mich im Nachhinein ein wenig besser klingen, als ich es in Erinnerung hatte.

Punkte: 7.5 / 10


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