Deathstars The Greatest Hits On Earth (2011) - ein Review von DarkForrest

Deathstars: Greatest Hits On Earth, The - Cover
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7.50
∅-Bew.
Typ: Compilation/Best-Of
Genre(s): Rock: Glamrock, Hardrock, Industrial Rock


DarkForrest
24.03.2024 08:18

Nach “Night Electric Night” haben es die Deathstars zumindest Album-technisch etwas ruhiger angehen lassen und nur noch recht sporadisch für neues Material gesorgt. Anfang der 2010’er haben sie es trotzdem nochmal ordentlich krachen lassen und neben einer Tour mit Rammstein gleich zwei Compilations veröffentlicht. “Decade Of Debauchery” war eine Sammlung von Remixes und unveröffentlichter Tracks. Ein Jahr später kam dann mit “The Greatest Hits On Earth” eine ganz klassische Best Of raus.

Ich bin ja eigentlich eher ein Fan davon, sich die CDs einer Band einzeln zu besorgen, aber natürlich kann eine gut gemachte Best Of auch in meinen Augen Sinn ergeben. Zumindest die Ausgangsbedingungen sind hier ganz gut: mit damals ~10 Jahren Bandgeschichte und 3 Alben musste kein allzu großer Zeitraum abgedeckt werden, sodass jedes Album ordentlich zur Geltung kommen kann. 14 Songs sind auch eine vernünftige Menge, sodass jedes Album grob 4-5 Songs spendiert bekommt. Wir haben hier also keinen Fall von einer Best Of, die ganze Alben vernachlässigen muss oder wichtige Songs überspringt.

Ebenfalls nett: neben den 14 bekannten Songs, finden sich hier zwei komplett neue, vollwertige Stücke. Und hierbei reden wir wirklich von neuem Material, welches zwischen “Night Electric Night” und “The Greatest Hits On Earth” entstanden ist und keine halbfertigen unreleased Sachen wie das, was man für “Decade Of Debauchery” ausgegraben hat. Auch die äußere Aufmachung ist ganz hübsch und es gibt ein vollwertiges Booklet, in welchem alle alten und neuen Songs inkl. Lyrics vorhanden sind, was ja bei einer Best Of leider auch nicht Standard ist.

Natürlich war und bin ich nicht unbedingt die Zielgruppe dieser Best Of, da ich 2011 schon alle drei Alben im Regal stehen hatte und mir ist klar, dass sich “The Greatest Hits On Earth” klar an Deathstars-Neulinge richtet. Deshalb versuche ich das ganze mal aus zwei Perspektiven zu betrachten: wie gut wurden die einzelnen Alben hier repräsentiert und lohnt sich die CD wegen der beiden neuen Songs vielleicht doch auch für Leute, die die Original-Alben schon haben?

Gehen wir mal alles Album für Album durch und fangen mit “Synthetic Generation” an. Hier hatten wir ein grundsolides Album, ohne wirklich langweilige Songs, aber gleichzeitig auch das Album mit den wenigsten absoluten Höhepunkten. So gesehen konnte man bei der Auswahl nicht wahnsinnig viel falsch machen. Ich persönlich hätte einen der ersten drei Songs des Albums (die sich etwas ähneln), auf jeden Fall “Syndrome” und “Little Angel” und vielleicht noch als etwas gewagten Move den Bonustrack “Our God The Drugs” inkludiert. Wirklich schwache Songs bietet das Album zwar nicht, aber “Modern Death” und “Damn Me” hätten für eine Best Of kaum einen Mehrwert.

Das haben wohl auch die Verantwortlichen für “The Greatest Hits On Earth” erkannt und keinen von den beiden Songs mit reingenommen. “Syndrome” ist natürlich mit am Start - sehr gut - und mit “Semi-Automatic”, “Synthetic Generation” und “New Dead Nation” tatsächlich gleich alle drei Anfangstracks. Damit macht man nicht direkt etwas falsch und gerade “New Dead Nation” repräsentiert das Album sehr gut, aber etwas mehr Kreativität und Abwechslung hätte nicht unbedingt geschadet. Zumindest kommen die Songs hier besser zur Geltung, da die Best Of die Songs nicht Album für Album abspielt, sondern ein wenig durchmischt. Insgesamt aber völlig akzeptable Auswahl an Songs für “Synthetic Generation”. Wer nur das neuere Material kennt und sich diese Best Of holt, weiß ziemlich genau, was ihn mit dem Rest des Albums erwarten wird.

Etwas strenger bin ich da bei “Termination Bliss”, weil ich dieses Album absolut liebe und es gleichzeitig sehr abwechslungsreich ist. Hier sollten die Songs gut gewählt sein, um der Scheibe gerecht zu werden. “Cyanide” und “Blitzkrieg” wären hier ein absolutes Muss. Aber auch etwas ruhigere Songs wie “The Greatest Fight On Earth” oder der Titeltrack wären eine wirklich gute Idee, um mal eine etwas andere Seite der Deathstars zu zeigen. Komplett daneben kann man auch hier nicht greifen, wobei “Virtue To Vice”, Play God” und “Motherzone” drei Songs wären, die man ohne Probleme weglassen könnte.

Und wofür hat man sich entschieden? Unter anderem ausgerechnet “Play God” und “Motherzone”. Das ist jetzt keine Vollkatastrophe und gerade “Play God” ist ein klasse Song. Das Problem, das ich hier habe ist eher, dass der Song auch auf “Synthetic Generation” gepasst hätte und nicht so unbedingt für “Termination Bliss” steht. “Motherzone” war für mich als Filler auf “Termination Bliss” in Ordnung, wäre für mich aber überhaupt nicht Best Of würdig. Aber hey: “Blitzkrieg” und “Cyanide” sind dabei und auch mit “Tongues” macht man jetzt absolut nichts falsch. Damit ist “Termination Bliss” jetzt ganz okay auf “The Greatest Hits On Earth” repräsentiert - definitiv hochkarätiges Material und eine gute Einstiegsdroge für alle, die es noch nicht kennen sollten, aber ein paar wichtige Facetten des Albums fehlen hier auch. Wer hier absolut zu kurz kommt ist auch Sängerin Anna Ekberg. Es wirkt fast so als hätte man gezielt Songs ausgesucht, auf denen sie möglichst wenig bis gar nicht zu hören ist.

Bleibt nur noch “Night Electric Night” und hier kann man theoretisch sehr viel richtig aber auch falsch machen. Ich denke mal, dass wir uns alle einig sind, dass “Death Dies Hard” nicht fehlen darf. Ich weiß nicht, ob “Chertograd” eine ebenso offensichtliche Wahl darstellt, aber ich würde es mit reinpacken. Ansonsten wären für mich persönlich noch “Mark Of The Gun” oder “Venus In Arms” eine Super Wahl und vielleicht sogar “Blood Stains Blondes”. Unbedingt verzichten würde ich eigentlich nur auf den Titeltrack (der aber wahrscheinlich zwangsläufig mit drauf muss) und “The Fuel Ignites” (das wahrscheinlich auch drauf ist).

Aber zu meiner großen Überraschung finden sich weder “Night Electric Night” noch “The Fuel Ignites” auf der Best Of, obwohl um die beiden Songs vorher immer so ein Geschiss gemacht wurde - sehr gut! Geworden sind es dann tatsächlich “Death Dies Hard” (klar), “Chertograd” (cool), “Mark Of The Gun” (nice, angenehme Überraschung), “Blood Stains Blondes” (wow, hätte ich nicht gedacht, aber sehr cool) und “Opium” (okay, warum nicht?). Damit bin ich sehr positiv davon überrascht, wie man hier “Night Electric Night” präsentiert. Alle Songs sind sehr gut und das Album darf hier fast alles zeigen, was es so zu bieten hat.

Bleiben nur noch die beiden Bonustracks, mit denen “The Greatest Hits On Earth” eigentlich eröffnet werden, aber ich habe mir das Spannendste mal für den Schluss aufgehoben. Da hätten wir einmal “Death Is Wasted On The Dead” - cooler Name, aber sehr durchschnittlicher Track. Vom Stil her klingt er sehr wie man sich einen Deathstars-Song aus dieser Zeit vorstellen würde, allerdings fehlt mir hier so ein wenig der Flow. Es dauert ziemlich lange, bis er in die Gänge kommt und kaum läuft er richtig, wird er durch irgendwas ausgebremst. Auf “Night Electric Night” wäre er ein einigermaßen solider Filler gewesen, aber auf diese Best Of passt er tatsächlich besser, auch wenn er fieserweise natürlich gnadenlos von der Elite der Deathstars-Diskographie überschattet wird.

“Metal” ist dagegen ganz interessant, da er doch etwas untypisch klingt. Der Name ist hier Programm und die Deathstars, die sich musikalisch ja eher auf der Grenze zwischen Rock und Metal bewegen, bekennen sich hier vollständig zum Metal. Entsprechend wenig elektronisch und stattdessen gitarrenlastig gibt sich der Track. Es wird permanent ein ordentliches Tempo vorgelegt und zwischendurch gibt es sogar mal ein kurzes Gitarrensolo. Man möchte meinen, dass das genau meinen Geschmack treffen dürfte, aber ganz zufrieden bin ich auch hier nicht. Obwohl die Bandmitglieder eigentlich aus der Death Metal Szene stammen, fühlt sich dieser Stil etwas fremdartig an und unterstreicht nicht gerade die Stärken der Band. Es wirkt fast so wie ein Coversong, der nicht unbedingt für die Deathstars und ihren Stil geschrieben wurde. Aber trotzdem klingt es jetzt nicht komplett verkehrt und als nette kleine Kuriosität ist auch “Metal” sehr gut auf der Best Of aufgehoben.

Rechtfertigen die beiden neuen Songs den Kauf von “The Greatest Hits On Earth” auch wenn man schon die anderen Alben hat? Für mich nicht. Wenn ihr nicht gerade Hardcore-Fans seid und alles von der Band haben wollt, dann findet ihr auf “Decade Of Debauchery” deutlich mehr interessantes Bonus-Material. Aber für Neulinge könnten die beiden Songs ein ganz netter Anreiz sein, erstmal mit dieser Best Of hier anzufangen. Und warum auch nicht? “The Greatest Hits On Earth” ist in der Songauswahl wirklich gelungen und genau zum richtigen Zeitpunkt erschienen, als die Band gerade richtig populär wurde. Wenn ihr den einen oder anderen Song der Band irgendwo gehört habt, er euch gefällt und ihr euch näher damit beschäftigen wollt, dann kann “The Greatest Hits On Earth” ein klasse Ausgangspunkt sein - also vorausgesetzt ihr sammelt CDs und ignoriert Spotify.

Für mich persönlich hat “The Greatest Hits On Earth” keinen riesigen Mehrwert, aber ich erkenne an, dass es das, was es vorhat, die meiste Zeit sehr schön umsetzt.

Punkte: 7.5 / 10


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