Deathstars Termination Bliss (2006) - ein Review von DarkForrest

Deathstars: Termination Bliss - Cover
1
1 Review
9
9 Ratings
8.78
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Industrial Metal


DarkForrest
25.02.2024 09:06

Die Deathstars haben 2003 mit “Synthetic Generation” ein ordentliches Debüt hingelegt und mit ihrer Mischung aus Goth Rock und Industrial Metal musikalisch einen komplett anderen Weg eingelegt als die Death Metal Bands, von denen die einzelnen Mitglieder kamen. Ein wenig hat es vielleicht am Feinschliff gehapert, aber das Gesamtergebnis konnte sich schon gut hören lassen und schließlich gab es ja noch die Möglichkeit, das Konzept der Band auf späteren Alben zu verfeinern.

Diese ergab sich dann zum ersten Mal wieder 2006 mit dem Nachfolger “Termination Bliss” und was soll ich sagen: die Schweden haben es tatsächlich geschafft, mit ein paar kleinen aber sehr netten Änderungen, ihren Sound nochmal auf ein neues Level zu heben. Die Besetzung blieb dabei aber weitestgehend konstant, außer dass “Beast X Electric” an der Gitarre jetzt von “Cat Casino” abgelöst wurde. Auch die Grundidee, die tiefe und markante Stimme von “Whiplasher” mit der eher hohen Stimme von “Skinny Disco”, die ein wenig an Dany Filth erinnert zu paaren und alles mit sehr fetten und eingängigen Riffs zu unterlegen, dabei aber offen für alle möglichen elektronischen Einflüsse zu bleiben, ist erhalten geblieben.

Neu ist, dass die einzelnen Songs sich jetzt etwas stärker voneinander unterscheiden und man ein klein wenig der treibenden Härte des Vorgängers gegen noch eingängigere Melodien oder auch mal ruhigere Songs eingetauscht hat. Auch optisch hat sich die Truppe verändert und endlich ihre komischen Fetisch-Klamotten durch ihre ikonischen Glam-Uniformen ersetzt.

Herausgekommen ist dabei ein Album, das mich damals absolut verzaubern konnte, nachdem ich “Cyanide” im Club gehört und mir danach direkt die CD zugelegt habe. Ich habe “Termination Bliss” damals rauf und runter gehört, mir daraufhin den Vorgänger geholt und danach auch fleißig jedes neue Album gekauft. Aber bevor wir gucken, wie gut “Termination Bliss” gealtert ist, stellt sich noch die Frage, zu welcher Version man greifen sollte. Neben der normalen Variante, die immerhin 11 Songs zu bieten hat, gibt es da zum Beispiel noch eine Version mit einer Piano-Version vom Titeltrack und einem Remix von “Blitzkrieg”. Ich habe die “Extended”-Version mit Bonus-DVD, welche ebenfalls mit der Piano-Version kommt, aber komischerweise ohne den Remix.

Als Opener haben wir aber erst einmal “Tongues”, welches direkt einen sehr düsteren Einstieg liefert, auf der anderen Seite aber angenehm ausgewogen klingt und für den Anfang weder zu hart noch zu soft ist und auch die einzelnen Elemente, die so einen Deathstars-Song ausmachen perfekt miteinander abmischt. Ann Ekberg - eine der beiden Hintergrund-Sängerinnen von “Synthetic Generation”, die später auch auf “Termination Bliss” immer mal wieder zu hören ist, wird hier ganz dezent eingeführt, elektronische Elemente sind sehr präsent, stehlen den Gitarren aber nicht die Show und obwohl bei “Tongues” nichts wirklich überrepräsentiert wird, hat der Song direkt mal einen höheren Wiedererkennungswert als fast alles auf dem Vorgänger-Album.

“Blitzkrieg” täuscht mit seinem orchestral-pianolastigen Intro für knapp 20 Sekunden an, übermäßig kitschig zu werden, nur um dann nochmal eine 180° Wendung zu vollziehen und zu einem wirklich harten und schnellen Stück zu werden. Bis zum zweiten Refrain klingt dann alles so, als wollten unsere Deathstars einfach nur ein wenig Dampf ablassen und ordentlich Arsch treten und für mich persönlich wäre das auch schon absolut in Ordnung gewesen. Aber nein: “Blitzkrieg” führt noch eine weitere Ebene ein, indem es einerseits wieder melodischer wird und dabei wirklich kreativ auf extrem stark digitale bearbeitete Vocals zurückgreift und andererseits zum Schluss sogar ganz organisch wieder in den Piano-Part vom Anfang übergeht - sehr beeindruckend!

“Motherzone” kommt dagegen mit etwas weniger Tempo aus und versucht insgesamt auch eher langsam seine Atmosphäre aufzubauen. Das führt zu dem einen oder anderen Teil des Songs, bei dem vergleichsweise wenig passiert, zum Beispiel wenn “Skinny Disco” für einen etwas längeren Part alleine die Vocals übernimmt und gleichzeitig die Gitarren pausieren. Wenn das Schlagzeug etwas besser abgemischt wäre, dann würde das ganze vielleicht auch etwas geiler klingen, aber in der Form wird der Song immer mal wieder unangenehm ausgebremst. Auf der anderen Seite muss man sagen, dass der Refrain wirklich extrem wuchtig daherkommt und wir zumindest einen sehr guten Payoff haben, sobald es dann soweit ist, was “Motherzone” insgesamt noch zu einer ganz netten Geschichte macht.

Allerdings stellt direkt danach “Cyanide” alles sofort wieder in den Schatten. Auch nach ca. 18 Jahren ist “Cyanide” für mich immer noch der perfekte “Deathstars”-Song und ich kann noch nicht einmal sagen, warum genau. Tempo, Härte, Rhythmus - alles passt einfach perfekt zusammen. Die Lyrics sind auf eine wunderschöne Art und Weise verstörend und “Cyanide” findet die absolut perfekte Balance zwischen Tanzbarkeit und theoretisch sogar Mosh Pit Tauglichkeit. Ist meiner Meinung nach kein Stück gealtert.

Mit “The Greatest Fight On Earth” wird dann eine komplett andere Richtung eingeschlagen, denn für Deathstars-Verhältnisse ist der Song echt langsam, aber dafür trotzdem sehr intensiv. Ann Ekberg wird hier endlich mal etwas mehr in den Vordergrund gestellt und darf sich ein Duett mit “Whiplasher” liefern und die schweren, schleppenden Gitarren liefern den perfekten musikalischen Rahmen - sehr kreativ.

Eher auf eine klassische Art und Weise kann dagegen “Play God” überzeugen - wahrscheinlich der Song, der noch am meisten an “Synthetic Generation” erinnert, denn der Aufbau, die Background-Shouts und die Gitarren sind jetzt einem “New Dead Nation” oder “Semi-Automatic” nicht unbedingt unähnlich. Auf einem Album wie “Synthetic Generation” wäre das auf Dauer vielleicht etwas langweilig, aber auf “Termination Bliss” bringt “Play God” etwas Feuer in's Album.

Auch bei “Trinity Fields” will die Qualität vom Album einfach nicht schlechter werden. Auch wenn der Song etwas simpel beginnt, wird er schon früh genug komplexer und baut hier und da immer wieder ein paar nette kleine Spielereien ein. Was ich an “Trinity Fields” besonders mag, ist der unglaublich coole Flow - alles geht wirklich perfekt nahtlos ineinander über.

Etwas unkomplizierte Action gibt es dann mit “The Last Ammunition”, das ebenso hart wie episch daherkommt. Wirkt im Gesamtkontext von so einem guten Album wie “Termination Bliss” vielleicht eher wie ein Filler, aber für mich wie ein Filler auf höchstem Niveau.

Der einzige Song, der mich nicht so ganz überzeugen kann, ist leider “Virtue To Vice” und das bei einem Song, der die 7 Todsünden in den Vordergrund stellt. Mir persönlich ist das Piano-Geklimper hier einfach zu präsent und auch insgesamt geht “Virtue To Vice” einfach ziemlich unter. Ehrlich gesagt vergesse ich die meiste Zeit, dass es den Song überhaupt gibt und jedes Mal, wenn ich das Album am Stück höre, kommt dieser Moment, an dem ich mir denke “Ah, stimmt! Es gab ja noch diesen einen Song.”. Das klingt jetzt vielleicht auch härter als es es eigentlich gemeint ist, denn komplett kacke ist “Virtue To Vice” gar nicht mal - nur etwas obsolet neben Songs wie “The Greatest Fight On Earth” oder dem Titeltrack, die beide ein ähnliches Ziel verfolgen, aber dabei wesentlich erfolgreicher sind.

An “Death In Vogue” habe ich dagegen überhaupt nichts auszusetzen. Wahrscheinlich ist das hier der elektronischte und poppigste Song auf “Termination Bliss” und ich bin sofort dabei - absoluter Ohrwurm, der einerseits sehr zugänglich ist, aber trotzdem noch genug Power hat, um nicht zu lasch zu klingen, wie es auf den späteren Alben leider ab und zu passiert ist.

Der Titeltrack “Termination Bliss” ist dann wahrscheinlich der experimentellste Song auf dem Album, weil ich ihn komplett als Ballade durchgehen lassen würde. Irgendwie schafft der Song es die harten Gitarren und durchdringenden Vocals in ein eher ruhiges Klanggewand zu verpacken und dabei weder doof noch kitschig zu klingen. Ein sehr beeindruckender Abschluss!

… es sei denn, man hat die Version mit den Bonustracks - für mich in dem Fall lediglich die Piano-Version von “Termination Bliss” und was habe ich mich geärgert: orchestrales Piano-Geklimper ist nunmal wirklich nicht mein Ding und ausgerechnet den Track packt man hier drauf, während man auf den Remix von “Blitzkrieg” verzichtet? Außerdem war es schon ein Wunder, dass “Termination Bliss” an sich funktioniert hat, aber eine Piano-Version dazu kann doch eigentlich nur scheitern, oder? Tja, zu meiner großen Überraschung klingt die Piano-Version erstaunlich geil und konnte mich vom ersten Mal hören an direkt überzeugen. Alles klingt jetzt noch melancholischer als vorher und auch wenn das Original noch beeindruckender daherkommt, ist die Piano-Version eine erstaunlich gute Alternative geworden, die sich sehr vom ursprünglichen Track unterscheidet und trotzdem wirklich viel Qualität bietet. Es kommt eigentlich selten bis nie vor, dass ich mir denke “Ich hätte jetzt Bock auf die Piano-Version von Song XYZ.” aber bei “Termination Bliss” ist dieses Wunder tatsächlich ein paar mal geschehen.

Tja und dann wäre da ja noch die Bonus-DVD, die übrigens auch separat als “Termination Bliss Extension" erschienen ist. Für eine reine Bonus-DVD hat sie tatsächlich einiges zu bieten. Live-Auftritte kann man zwar nicht bestaunen, aber dafür Musikvideos zu “Syndrome”, “Synthetic Generation”, “Blitzkrieg”, “Cyanide” und “Virtue To Vice”. Dazu gibt es sogar kurze Making Ofs zu den drei Musikvideos von “Termination Bliss” und ein Interview. Gerade bei den neueren Musikvideos merkt man einen Sprung im Budget, das dafür offensichtlich verwendet wurde. Ich meine, schaut euch mal alleine “Blitzkrieg” mit seiner ganzen CGI an. Ja, es ist komplett over the top und sieht heutzutage extrem künstlich aus, aber wenn man bedenkt, dass wir es hier mit knapp 20 Jahre alter CGI zu tun haben und wie manche Filme von damals, die sich sehr auf solche Effekte verlassen haben, aussehen, dann geht's eigentlich echt.

Die Frage ist halt eher, ob man so eine DVD in der heutigen Zeit noch bräuchte und die Antwort ist wahrscheinlich eher mal “nein”, aber auch hier muss man bedenken, dass Youtube im Jahr 2006 noch keine wirklich große Sache war und es selbst heute ein sehr netter Nostalgie-Moment sein kann, sich das Ding einzulegen.

Bis auf die DVD ist “Termination Bliss” für mich aber insgesamt verdammt gut gealtert und gleichzeitig der entscheidende Schritt von einer netten Band mit interessantem Gimmick zu qualitativ wirklich ausgezeichneten Songs. Klar muss man dieses Industrial-Glam-Metal Konzept natürlich überhaupt erst einmal abkönnen, aber ich denke, wer “Synthetic Generation” mag, wird “Termination Bliss” lieben. Für mich waren die Deathstars an diesem Punkt auf dem Höhepunkt ihrer Karriere und haben die perfekte Mischung aus Härte, Abwechslung und Eingängigkeit gefunden, bevor sie später vielleicht etwas zu sehr in's poppige abgedriftet sind. Hier hingegen haben sie die nahezu perfekte Mischung gefunden.

Punkte: 9.5 / 10


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