Deathstars Everything Destroys You (2023) - ein Review von DarkForrest

Deathstars: Everything Destroys You - Cover
1
1 Review
2
2 Ratings
5.75
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Gothic Metal, Industrial Metal


DarkForrest
31.03.2024 14:34

Das 2014’er Album “The Perfect Cult” hat schon ganze 5 Jahre auf sich warten lassen und hat dann zwar ordentliche, aber auch recht konventionelle Deathstars-Kost geboten, ohne dass die Schweden das Rad damit neu erfunden haben oder Fans und Presse komplett für sich begeistern konnten. Als es danach wieder ziemlich schnell ruhig um die Truppe wurde und ein Jahr nach dem anderen gar kein neues Material mehr kam, war ich sowas von überzeugt davon, dass die Deathstars jetzt endgültig in der Versenkung verschwunden wären. Ausgerechnet letztes Jahr - 9 Jahre nach dem letzten Album - haben sie sich dann doch nochmal zu meiner großen Überraschung zurück gemeldet.

“Everything Destroys You” heißt das neue Werk und zumindest nach außen hin sind die Deathstars immer noch dieselbe Band - Makeup und Uniformen sitzen noch und außer dass “Cat Casino” wieder zurück an der Rhythmusgitarre ist und “Vice” durch den neuen Drummer “Nitro” ersetzt wurde, haben wir auch noch das gleiche Lineup wie früher.

Der Sound klingt dagegen schon wieder etwas anders als noch auf “The Perfect Cult”. Immerhin versucht man jetzt nicht mehr krampfhaft, den nächsten Hit raus zu ballern und alles auf epische Refrains zu setzen. Gleichzeitig klingt aber alles wesentlich softer als je zuvor. Sanfte Elektro-Klänge und Synths stehen im Vordergrund und die meiste Zeit über wurden vor allem Drums und Gitarren ein gutes Stück abgeschwächt. Aber auch die Vocals klingen weniger brutal und gerade die Screams, die die Alben damals immer noch etwas edgy gemacht haben, fehlen hier fast komplett. Dafür ist erstaunlicherweise Ann Ekberg wieder zurück, sorgt bei den meisten Songs für weibliche Verstärkung bei den Vocals und wird hier mitunter auch sehr clever eingesetzt. Die Deathstars hatten schon immer einen vergleichsweise cleanen Sound, aber auf “Everything Destroys You” klingt alles noch synthetischer und steriler als sonst. Das ist nicht unbedingt kritisch gemeint, denn gerade im Industrial Metal kann das ja genau der gewünschte Effekt sein - wenn man denn die passenden Songs dazu zu schreiben vermag.

Zum ersten Mal gibt es auch (zumindest bis jetzt) kein Bonus-Material. Soweit ich weiß habt ihr ausschließlich die Wahl zwischen Vinyl oder CD im Jewelcase. So oder so läuft es am Ende aber auf 10 Songs hinaus. Mit gerade einmal 40 ½ Minuten ist damit “Everything Destroys You” klar das kürzeste Album der Band. Mal sehen, was die Jungs aus der Zeit gemacht haben.

Der Opener “This Is” ballert erstmal ganz gut rein. Kein Wunder, dass dieser Song genutzt wurde, um das Album zu eröffnen und im Vorfeld mit eigenem Musikvideo zu promoten. Er tut nämlich alles dafür, um den Fans den neuen Sound schonend beizubringen. Man hört zwar schon ganz gut raus, wie das Album denn klingen wird, allerdings bringt “This Is” alles mit, was die alten Fans so erwarten. Die Gitarren stehen im Vordergrund und der ganze Song ist unglaublich schnell - wahrscheinlich flotter als alles auf “The Perfect Cult”. Kombiniert das noch mit allerlei, Glam, Effekten und Sirenen und es fehlt an nichts, was man so von den Deathstars erwartet. Wirklich kreativ ist das natürlich überhaupt nicht. Aber man schafft es, den klassischen Deathstars-Stil in das neue Album mit dem neuen Sound zu integrieren, ohne dass es widersprüchlich klingt oder schlecht miteinander harmoniert und damit bekommt “This Is” schonmal einen Daumen nach oben von mir.

“Midnight Party” gibt sich dann direkt dem neuen Sound voll und ganz hin. Der Song klingt unglaublich poppig, elektronisch und die weiblichen Vocals runden das alles perfekt ab. Klingt ein wenig als hätte Rob Zombie einen radiotauglichen Song geschrieben. Eigentlich müsste ich schreiend davonrennen, aber das Gegenteil ist der Fall: Ich liebe es. Es ist mal was neues, nimmt sich nicht zu ernst und macht auf eine seltsame Weise unglaublich viel Bock.

Bei “Anti All” ist es wieder anders herum - die Nummer harmoniert für mich gar nicht mit dem Sound des Albums. Die Strophen sollen möglichst harmonisch und melodisch klingen und im Refrain geht es dann ordentlich zur Sache. Dieser Kontrast aus Kitsch und Härte kann super funktionieren, wie man zum Beispiel an Songs wie “The Greatest Fight On Earth” hört. Die Vocals sind dort legit gruselig und die Gitarren unterstreichen das perfekt. Hier klingen die Vocals einfach nur zahnlos und die Instrumente ballern zwischendurch zwar gut los, kommen aber viel zu schlecht zur Geltung und verkommen ziemlich schnell zum langweiligen Einheitsbrei.

Der Titeltrack macht dagegen wieder alles richtig: gemütliches Tempo, wenig Härte, viel Elektro und trotzdem angenehm creepige Atmosphäre. Hier geht quasi alles von einem ordentlichen Rhythmus und gut geschriebenen Lyrics aus und das alles funktioniert erstaunlich gut und macht “Everything Destroys You” zu einem wirklich guten Song. “All The Devil's Toys” war damals auf eine sehr konventionelle Art ein großartiger Song, “Everything Destroys You” dagegen auf eine sehr originelle Art.

Als nächstes kommen gleich zwei Songs, bei denen Ann Ekberg sehr gut zur Geltung kommt. Zuerst darf sie mit dem “Whiplasher” zusammen bei “Between Volumes And Void” ein Duett singen. Die beiden harmonieren sehr gut und die Tatsache, dass außerhalb des schönen Refrains die meiste Zeit ordentlich Gas gegeben wird, passt hier sehr gut, wobei auch hier etwas markanter klingende Gitarren hilfreich gewesen wären.

Noch ein wenig besser gefällt mir das angenehm düstere “An Atomic Prayer”. Sehr cooles Riff, das hier verwendet wurde und der Refrain trieft zwar vor Kitsch, aber auf eine angenehme und passende Art und Weise. Dazwischen gibt es leider ein paar Längen, bei denen wenig passiert, aber gleichzeitig auch ein paar nette Akzente. Für “Everything Destroys You”-Verhältnisse ein eher komplexer Song - schade, dass hier musikalisch alle Ecken und Kanten so sehr abgeschliffen wurden.

Bei “Blood For Miles” bin ich leider wieder raus. Wir haben hier einige Elemente, die für sich betrachtet ganz cool sind, aber komplett chaotisch zusammen gewürfelt wurden: zum Beispiel ein Refrain, der eine ähnliche Energie verbreitet wie damals die Songs auf “Synthetic Generation”, nur dass anstelle kräftiger Background-Shouts plötzlich weibliche Vocals aufploppen. Und irgendwann taucht dann noch random ein Gitarrensolo auf, ohne dass sich mir der Grund dafür erschließt.

Auch “The Curches Of Oil” holt mich nicht ab. Teilweise wurden hier sehr geile Momente eingebaut (alleine die ersten 5 Sekunden sind schon klasse), aber für mich folgt der Song keiner klar erkennbaren Richtung, die das alles zusammenhält oder miteinander verbindet. Immer wenn ich denke, dass es jetzt richtig losgeht, schlägt der Song eine neue Richtung ein und verliert sich in Belanglosigkeiten - schade.

“The Infrahuman Masterpiece” schlägt dann wieder eine neue Richtung ein und zeigt dann zumindest in Teilen, dass man doch noch zu einer gewissen Härte und ordentlichem Gitarreneinsatz fähig ist. Das Ganze ist leider so eine etwas inkonsistente Geschichte. Hier und da wird es wirklich nice, aber dazwischen muss man ziemlich lange warten, bis etwas passiert.

Da geht “Angel Of Fortune And Crime” denselben Weg schon konsequenter. Der Abschluss des Albums ist erstaunlich heavy und verlässt das Konzept von “Everything Destroys You” ein sehr gutes Stück. Plötzlich ist ganz klassische Härte wieder möglich. Hätte man diesen Song auf ”The Perfect Cult” gepackt, wäre er stilistisch hier nicht großartig aufgefallen. Alles in allem ein ungewöhnlicher, aber guter Abschluss.

Das Album als solches kann ich aber leider nicht uneingeschränkt empfehlen. Es wirkt fast so, als wäre man sich nicht so ganz einig geworden, wo man nach fast 10 Jahren jetzt musikalisch hin möchte. Dabei dürfte es dieses Mal eigentlich keine riesigen Erwartungen gegeben haben. 2014 war man noch näher an den sehr erfolgreichen Alben “Termination Bliss” und “Night Electric Night” und hatte durch die Tour mit Rammstein eine Menge Leute, die neugierig und ungeduldig auf das neue Album geschaut haben. Dieses Mal hatte man eine handvoll alter Fans vor sich, die einfach froh waren, mal wieder was Neues von den Deathstars zu hören. Ein eher weniger kreatives Album wie “The Perfect Cult” wäre also eigentlich völlig klar gegangen. Gleichzeitig hat man alle Grundlagen geschaffen, um in eine neuere Richtung zu gehen und mit “Midnight Party” oder dem Titeltrack auch gezeigt, wie das aussehen könnte.

“This Is” und “Angel Of Fortune And Crime” können immerhin an alte Stärken anknüpfen. Der Rest der Songs kämpft sich so durch und versucht verzweifelt, den alten Stil mit dem neuen Sound zu kombinieren. Das gelingt mal ganz gut wie bei “An Atomic Prayer” oder “Between Volumes And Void”, geht manchmal aber auch in die Hose wie bei “Anti All” oder “Blood For Miles”. Damit bleibt “Everything Destroys You” leider durchwachsen und für mich knapp das schwächste Album der Band. “Synthetic Generation” war zwar ebenfalls nicht sehr abwechslungsreich und zudem noch deutlich amateurhafter, aber zumindest hat es fast durchgehend Arsch getreten. “The Perfect Cult” war am Ende deutlich unkreativer, aber wenigstens gab es hier fast durchgehend grundsolides bis sehr gutes Material und kaum Tracks, die man skippen wollte.

Schlecht ist “Everything Destroys You” aber auf keinen Fall. Wenn man es im Hintergrund laufen lässt, hat man die meiste Zeit eine ganz nette Beschallung nebenbei und das Album kommt am Ende auch nicht ohne absolute Highlights, aber bei gerade mal 10 Songs hätte ich etwas mehr erwartet, was mich catcht. Ich hoffe, dass sich die Deathstars in den nächsten 2-3 Jahren doch nochmal an einem neuen Album versuchen und dann entweder auf alte Stärken berufen und wieder mehr Power in die Songs stecken oder den neu eingeschlagenen Weg bis zu ende gehen und uns dann mehr Songs wie “Midnight Party” und der Titeltrack erwarten.

Punkte: 6.5 / 10


Warum sind die Cover-Bilder verpixelt?

Bedankt euch bei deutschen Abmahn-Anwälten

Leider passiert es immer wieder, dass Abmahnungen für angebliche Copyright-Verletzungen ins Haus flattern. Ganz häufig ist es der Fall, dass auf dem Frontcover ein Foto oder eine Grafik eines Fotografen oder Künstlers genutzt wird, was dann nur mit dem Namen der Band und dem Titel des Albums versehen wurde. Das ursprüngliche Foto/Kunstwerk ist somit immer noch sehr prominent zu sehen. Die Abmahner nutzen zumeist automatisierte Prozesse, die das Netz nach unlizensierten Nutzungen der Werke ihrer Mandanten durchsuchen und dabei Abweichungen bis zu einem gewissen Prozentgrad ignorieren. Somit gibt es also häufig angebliche Treffer. Obwohl das Foto/Kunstwerk von den Plattenfirmen oder Bands ganz legal für die Veröffentlichung lizensiert wurde, ist dies den Abmahnern egal, ganz oft wissen die ja nicht einmal, was für eine einzelne Veröffentlichung abgemacht wurde. Die sehen nur die angebliche Copyright-Verletzung und fordern die dicke Kohle.

Da Musik-Sammler.de nachwievor von privater Hand administriert, betrieben und bezahlt wird, ist jede Abmahnung ein existenzbedrohendes Risiko. Nach der letzten Abmahnung, die einen 5-stelligen(!) Betrag forderte, sehe ich mich nun gezwungen drastische Maßnahmen zu ergreifen oder die Seite komplett aufzugeben. Daher werden jetzt alle hochgeladenen Bilder der Veröffentlichungen für NICHT-EINGELOGGTE Nutzer verpixelt. Wer einen Musik-Sammler.de Nutzeraccount hat, braucht sich also einfach nur einmal anmelden und sieht wieder alles wie gewohnt.