David Bowie Aladdin Sane (1973) - ein Review von Kampfgelse

David Bowie: Aladdin Sane - Cover
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1 Review
18
18 Ratings
8.31
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Rock: Progressive Rock, Psychedelic Rock


Kampfgelse
20.06.2016 14:25

Ruhe in Frieden Ziggy Stardust – lang lebe Aladdin Sane! Nur ein Jahr nachdem er die Welt mit der Sage von Ziggy verzaubert hatte, ersetzte David Bowie diesen durch eine andere Kunstfigur – eine dunklere, mit einer neuen Frisur und einem aufgemalten Blitz im Gesicht. „Irgendwann 1973 wußte ich, es ist vorbei“, erklärte er. „Ich hatte keine Lust, mein Leben in der Rolle des Ziggy gefangen zu sein. Und Aladdin Sane war wohl der Versuch, einen Schritt weiter zu gehen – mit dieser blassen Kopie von Ziggy als Zweitcharakter. In meiner Vorstellung war Aladdin eine Art „Ziggy geht nach Washington“, „Ziggy unter dem Einfluss Amerikas.“

Das Album steht unter einem finsteren Einfluss, soviel steht fest „Aladdin Sane“ ist härter, böser und greller als „Ziggy Stardust“ – Bowie hat es in den USA geschrieben, als er dort auf Tour war, und die geballte Dekadenz und Verdorbenheit der amerikanischen Kultur hineingepackt. Jeder Song ist zusammen mit dem oder den Orten aufgelistet, an denen er entstanden ist: „Watch That Man“ in New York, „Drive-In Saturday“ in Seattle und Phoenix, „Cracked Actor“ in L.A., „Lady Grinning Soul“ zurück in London. Und überall, wo Bowie auftrat, gab es billigen Sex und noch billigere Drogen. Jetzt, wo er endlich im amerikanischen Rampenlicht stand, war er nicht sicher, ob es ihm gefiel.

„Cracked Actor“ gibt den Ton des Albums vor: Dieser Schauspieler ist kein romantischer Mime, sondern ein abgehalfterter Hollywoodstar, der eine drogenabhängige Prostituierte aufgabelt. Kaum waren seine Räume vom Ruhm wahr geworden, sah sich Bowie bereits alt, welk und verbraucht irgendwo in Hollywood. Dabei machen Mick Ronsons krachende Gitarre und die jaulende Mundharmonika „Cracked Actor“ zu einer Glamrock-Orgie erster Güte. Auf der Tour 1974 – die in der gleichnamigen BBC-Produktion dokumentiert ist – trug Bowie in ein Cape gehüllt, den Song in Hamlet-Manier einen Totenkopf vor, den er am Ende leidenschaftlich küßte.

„Aladdin Sane“, größtenteils im Rausch der Tournee entstanden, trug zunächst den Arbeitstitel „Love Aladdin Vein“. Eine Musikalische Erweiterung erfuhr das Album, als der Avantgarde-Jazz-Pianist Mike Garson zu dem Spider From Mars stieß. Ronsons dreckigste und fetteste Riffs finden sich in „Panic In Detroit“, „The Jean Genie“ und „Watch That Man“ – nie war Bowie rockiger -, während Garsons Klavierspiel Drama-Queen-Balladen wie „Lady Grinning Soul“ unterfüttert.

Verglichen mit „Aladdin Sane“ klingt der Bowie von „Ziggy Stardust“ geradezu unschuldig und idealistisch - ein Hippie, im Grunde. Doch es gibt auch zärtliche Momente wie „Drive-In Saturday“ – eine schwelgerisch-humorige Doo-Wop-Ballade, die in einer dystopischen Zukunft nach der atomaren Apokalypse spielt, wo die Menschen vergessen haben, wie Sex geht, und versuchen, es neu zu lernen, indem sie sich alte Videos mit Mick Jagger anschauen. Bowie setzte dem Tribut an den Kollegen noch einen darauf, indem er dem Album eine Coverversion des Stones-Songs „Let’s Spend The Night Together“ hinzufügte, wobei er aus der Textzeile „My tongue’s Getting tied“ „My tongue`s getting tired“ machte.

Punkte: 7.5 / 10


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