Mir fällt neben Kollegen wie Attacker, Riot oder Brocas Helm stilistisch auch eine Verwandtschaft zu verspäteten NWoBHM-Bands auf; Spartan Warrior müssen da genannt werden - wer also mit diesen Bandnamen bislang schon warm wurde, kann bei "Guilty as charged" ohne Bedenken zugreifen.
Leider blieb das Album das einzige von CULPRIT - etwas später formierte Sänger Jeff L' Heureux die Band Mistrust und diese kamen mit "Spin the world" anno 1986 rum; ein heute sehr seltenes, schwer zu findendes Album.
Kommen wir zu den Highlights, zum Handwerk und zur Produktion der auf "Shrapnel" veröffentlichten LP (gibt davon 2 Coverartworks):
An vordester Front zu erwähnen ist das wunderbare "I am"; ein melodischer (Power) Metal Track mit fantastischen Melodiebögen und schlicht geil gespielten Riffs. Es ist keine dieser klassischen Metal-Hymnen deren Kraft man gleich beim ersten Durchlauf erkennt - es ist eine dieser Melodien die sich irgendwann im Kopf festbeissen und die man ohne gleich zu wissen was es ist vor sich hin zu singen beginnt! Grossartig.
Ebenso der A-Side-Closer "Ambush"; hier klingt L'Heureux zwar etwa gleich nasal wie Scorpions Wichtelmann Klaus Meine, nur mit dem Unterschied, dass hier Kawuppnik dahinter steckt und der Track in geilen Soloeinlagen und einem erhabenen Refrain gipfelt - während Meines Luschiband selten sowas wie Power in ihre Songs haben einfliessen lassen.. In "Ambush" geht es regelrecht zur Sache!
Auch der Titeltrack und Opener haut mächtig rein; "Guilty as charged" ist ein feiner Heavy Metal-Track.
Genauso stark wird die B-Seite gestartet; "Tears of repentence" ist eine fucking Granate und bündelt all die Energie, die CULPRIT ausmacht - dazu ein wunderbares Tempo, das Luschibands aus den Staaten vergessen macht; ich liebe diese vorbreschende Poweroffensive! "...it's not too late..!!!"
Ich kann ja fast jeden Songs unter Highlights erwähnen, denn auch das wunderschöne, hymnische "Same to you" sticht heraus; vorallem wegen den wunderbaren Gesangslines... Der Junge hatte super Ideen den Songs die letzte Würze zu geben mit seinen Melodiebögen. Sie wirken gut ausgeklügelt und wohlüberlegt. Sehr wichtig! Wieviele Sänger folgen einfach nur den Riffs ohne eine eigene Melodie zu singen?
Der Closer "Players" wird durch ein enorm versöhnlich melancholisches Intro eingeleitet - Wehmut und Sehnsucht kommen auf. Auch hier wieder; treffend schöne Gesangslines von L'Heureux! "Players" ist ebenfalls eine gelungene Hymne, vielleicht sogar das melodischte Stück Musik auf diesem grossartigen, wunderbaren Heavy Metal Werk! Teilweise wirkt der fragile Song sehr introvertiert, suchend und verloren - zumindest in den ersten 2 Minuten, ehe die Power den Track neu beflügelt und dieser zwar in Melancholie gehüllt hält, in diesem Korsett dennoch zu explodieren vermag. Wunderbares Lied!
Produziert ist die LP natürlich eher mittelmässig - vorallem das Schlagzeug kommt wenig zur Geltung, obwohl Drum-Tier Bud Burrill sämtliche Trümpfe ausspielt und Earl eine solide, interessante Grundlage bietet. Das timing stimmt, die Ideen auch - nur eben der Klang nicht. Auch die Gitarren hätten noch eine Spur mehr Power ertragen können - doch diese Power halten die 2 Gitarristen durch ihre Arbeit aufrecht!
Ausser dem trivialen Track "Fight back", der so unspektakulär ist wie sonst vieles im US-Metal, befinden sich auf "Guilty as charged" ausschliesslich gute bis SEHR gute Tracks - das Album ist kurzweilig und beinhaltet neben guten Songideen vorallem sehr schöne Gesangslinien, was das Album besonders macht.. L'Heureux Stimme muss nicht jedermans Sache sein, doch seine Kunst kann nicht wegdiskutiert werden!
CULPRIT holen für ihr Debüt und somit ihre einzige Platte volle 9,5 Pukte ab! Sehr zu empfehlen, diese Scheibe!
Handwerklich gesehen sind CULPRIT über jeden Zweifel erhaben; vorallem die Gitarristen DeVol/Kristoffersen trumpfen in Leads und geilen Riffs auf - enorm ideenreich, genauso abwechslungsreich - dazu immer der durchdringende Bass von Scott Earl, der nicht bloss dumpf auf dem Grundton rumreitet, sondern seine Finger virtuos und songdienlich den Hals auf- und abschnellen lässt! Grossartig! Das ganze ist zwar verspielt, jedoch pointiert und ohne unnötigen Mist - im Gegenteil; das Songwriting wirkt aus einem Guss und man besinnt sich auf Power und das Wesentliche. Das macht die Songs kurzweilig und interessant.
Punkte: 9.5 / 10