Crippled Black Phoenix (Mankind) The Crafty Ape (2012) - ein Review von noiseagain

Crippled Black Phoenix: (Mankind) The Crafty Ape - Cover
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1 Review
24
24 Ratings
9.06
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Rock: Art Rock, Blues Rock, Progressive Rock, Psychedelic Rock



06.05.2012 19:20

Meine Rezension bei Powermetal.de vom 30.1 2012

Die Verlautbarung eines Konzept-Doppelalbums von CRIPPLED BLACK PHOENIX , welches nichts anderes als die Menschheit an sich zum Thema hat, steigerte die ohnehin schon vorhandene Vorfreude von Fans und Progliebhabern auf ein weiteres Meisterwerk der verkrüppelten schwarzen Vögel, die nebenbei auch noch die Bürde zu tragen haben, die musikalischen Erben von PINK FLOYD zu sein. Und dann erinnern wir uns unweigerlich an den Winter letzten Jahres, als - ebenfalls mit Vorankündigung – ein gewaltiger Oktopus die rockende Menschheit heimgesucht hatte. In Erwartung an etwas ähnlich Ehrfurcht erregendes nähern wir uns diesem PHOENIX deshalb erstmal ganz vorsichtig und erkundigen uns nach seinen Erschaffern. Der Alpha-Wolf des CRIPPLED BLACK PHOENIX genannten Musikerkollektivs ist ein gewisser Justin Greaves, der nach überstandener Herzattacke um sich herum einen Haufen mehr oder minder renommierter Musiker scharte (von MOGWAI, PORTISHEAD, ELECTRIC WIZARD...). Das heißt aber auch, dass CRIPPLED BLACK PHOENIX keine Band im eigentlichen Sinne sind, sondern eher eine Ansammlung an Künstlern, die - zumindest bis zum aktuellen Album – Greaves' Vision folgten, sogenannte endtime ballads zu schreiben. Dass aus diesem losen Studioprojekt in der Folge einer der größten Hoffnungsträger der anspruchsvollen Rockmusik wurde, resultierte sicher nicht aus einem vorgefassten Masterplan sondern eher aus der Euphorie bei Fans und Fachpresse, die die Combo auf den nach dem Ableben von PINK FLOYD vakanten Artrock-Thron hievte. Bemerkenswerte Livekonzerte, denen ich leider noch nicht beiwohnen durfte, taten ein übriges.

Lauschen wir also mal rein in das mitterweile fünfte Werk "(Mankind) The Crafty Ape". Schwere Akkorde beim kurzen Opener 'Nothing' lassen einen tatsächlich erstmal eher an AMPLIFIER denken als an PINK FLOYD, doch schnell legt sich dieser Eindruck. Ein zartes Mellotron setzt ein, von weit her hört man Glocken und eine feine hohe Stimme. Man wünschte, sie wäre näher, man wünschte sie wäre hier, und dann ist sie auch schon hier, die PINK FLOYD-Stimmung , anfangs mit schön gezupfter Akustik-Gitarre, später mit gilmouresken Soli und dem typischen floydigen Slow-Groove. Selbst der Gesang gemahnt an die alten Feeling-Größen und Soundwunder. Aber kein CRIPPLED BLACK PHOENIX-Fan würde auf die Idee kommen, die Band nur als bloße PINK FLOYD-Kopie zu mögen, denn sie sind einfach mehr, viel mehr. Ich finde, es ist legitim für eine experimentelle Band, ihren Sound auf das Fundament der Artrock-Großhelden zu stellen und von diesem Stützpunkt aus ihre Fahrten anzutreten. Denn von solch einer Basis aus breitet sich der zu erforschende Raum der Möglichkeiten nahezu grenzenlos aus. Diesmal begibt sich das Kollektiv auf eine tour de force und stellt sich die nahezu unergründliche Frage nach dem Wesen des Menschen. Selbst ohne Booklet und Texte wird aber klar, dass CRIPPED BLACK PHOENIX auch bei einer solch ungewissen Reise immer die richtige Richtung vorgeben und den hörenden Forscher sicher durch alle Facetten und Untiefen des musikalischen Menschseins führen. Vielmehr noch hat der Mitreisende wirklich den Eindruck, etwas mitzunehmen und zu verstehen, das weit über den Fakt, daß es auf der anderen Seite des Mondes dunkel ist, herausgeht. Beispielsweise machen CRIPPLED BLACK PHOENIX aus dem Klopfen eines Herzes ('In The Yonder Marsh') Musik oder sie beschreiben (bei 'The Brain/Poznan), wie ein scheinbar unscheinbarer Gedanke zu einem gewichtigen geistigen Manifest wird (gipfelnd in einer absolut monumentalen Pianomelodie).

Durch ihrer enorme musikalische Vielfalt (mal melancholisch-verträumt, dann groovig rockend, mal bluesig-gefühlvoll dann jazzig-verspielt, mal minimalistisch-leise dann epochal bombastisch) und ihre gedankliche Grenzenlosigkeit schaffen es CRIPPLED BLACK PHOENIX tatsächlich, Aspekte dessen, was den Menschen an sich und die Menschheit als Ganzes ausmacht, zu beschreiben. Aber wie ist er nun, der Mensch aus der Sicht des Phoenix? Sind wir gemäß der ursprünglichen Selbstdefinition des Phoenix am ehesten mit einer Ansammlung an endtime ballads zu beschreiben? Ich finde, die Bezeichnung stimmt nicht mehr ganz. Klar sind wir nachdenklich, manchmal voller Kummer, wir wissen um unsere Schwächen und unsere Verbrechen und wenn wir nicht zur Vernunft kommen, schlingern wir dem Ende entgegen. Dennoch gibt es in der Musik des Phoenix Licht und Hoffung, es gibt viel Schönes, das wir wahrnehmen und bewundern können, es gibt Vergangenes, das es wert ist, bewahrt zu werden und es gibt Neues, das wir entdecken können und entdecken sollen. Und obwohl der letzte Titel 'Faced With Complete Failure, Utter Defiance Is The Only Response' eher pessimistisch klingt, vermittelt er musikalisch mit seinen großen Melodien voller Pathos und Spiritualität doch eine Botschaft der Hoffnung und des Aufbruchs!

Fazit: "(Mankind) The Crafty Ape" klingt nicht nur nach einem großen Album, es ist auch eins!

Punkte: 10 / 10


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