"The New Normal" ist auf die ersten Hördurchläufe etwas sperriger und unzugänglicher. Die Songstrukturen wirken noch eine Spur verschrobener als beim famosen Zweitwerk. Doch nimmt man sich etwas Zeit und hört das Album aufmerksam per Kopfhörer, entfalten sich mit jedem Durchlauf neue Details, gibt es andere Melodien, die sich in den Ohren festsetzen, neue Songs- und Songfragmente, die man mitträllern kann. Das führt schon mal zu durchaus merkwürdigen Situation im öffentlichen Personennahverkehr. "Sex till I'm off, all again" ist vielleicht nicht die richtige Stelle zum Mitsingen in der U-Bahn.
Die Fasznination, die von der Stimme von Flynn Gower und den Kompositionen an sich ausgeht, ist also ähnlich hoch wie beim aktuellen Werk. Dazu gibt es Nummern wie die beiden Epen 'Doors' und 'Naming The Elephant', die mit ihren vielen Wendungen deine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen und beinahe geradlinige Hits wie 'My Enemy' und 'Run', die aber dank originellen Schemata jede Pop-Kultur meiden. Dazwischen liegen mit 'Anarchy OK' oder 'Silence Is Violence' Songs, deren Beschreibung ohne eigenständiges Hören vollkommen zwecklos ist.
Damit ist auch "The New Normal" ein großartiges, völlig eigenständiges Album einer Band, wie es keine zweite auch nur ansatzweise ähnlich gibt. Und wer kann das schon von sich behaupten?
Anspieltipps: Silence Is Violence, Run, Doors, Naming The Elephant
PS: exklusiv für musik-sammler.de ;)
Punkte: 9.5 / 10