Eine wirklich gute Lösung gibt es dafür bis heute nicht, aber 2020 kam zumindest eine ganz interessante CD für alle raus, welche eine der älteren Compilations haben und sich hartnäckig weigern, die letzten beiden Singles in Vinyl-Form zu organisieren. Tatsächlich ist mir auch keine andere offizielle Methode bekannt, "Viva Presidente Trump" und "Americon Czar" auf CD zu bekommen. Der Haken: die Compilation ist selbst ziemlich schwer zu bekommen und auch ausschließlich in Japan veröffentlicht worden. "Rainichi Kinen Ban Japan Edition 2020" heißt das gute Stück und vereint quasi alle 4 Songs der beiden gerade genannten Singles, die zu neu sind, um es zum Beispiel in die "The Singles" Compilation von 2002 geschafft zu haben.
Um den Reiz noch zu erhöhen, werden sogar noch drei Live-Aufnahmen aus dem Jahr 2017 mit drauf gelegt. Das ist ziemlich cool, denn Live-Veröffentlichungen von Brujeria sind wirklich rar gesät und gerade ein paar aktuellere Aufnahmen von Songs des neueren "Pocho Aztlan"-Album außerhalb von irgendwelchen Fan-Mitschnitten zu finden ist schon etwas besonderes.
Das wäre es dann aber auch schon inhaltlich. Diese CD mit dem lustig auszusprechenden Namen hat weder den Anspruch, inhaltlich in irgendein Konzept zu passen, noch möglichst viel Material zu bieten oder gar sowas wie eine Best Of zu sein. Ihr bekommt hier 7 ziemlich rare Stücke, die entweder nie auf CD oder nie in irgendeiner Form veröffentlicht wurden - nicht mehr und nicht weniger. Für mich war das natürlich absolut ein Grund, meine gierigen Finger danach auszustrecken. Aber werfen wir doch mal ein Ohr auf die Qualität der Songs, die da drauf sind.
Los geht's mit der 2016'er Single "Viva Presidente Trump" - bestehend aus "Viva Presidente Trump" und "Pared De Muerte" auf der B-Seite. Ich kannte und mochte beide bereits durch das entsprechende Bootleg, das ich mir damals mal zugelegt hatte. Ähnlich wie damals bei "Raza Odiada" mit dieser Pito Wilson Geschichte eröffnet der Song mit einer satirischen Fake-Rede, deren Comedy-Faktor sich zwar nach einmal hören schon abnutzt, die aber nicht zu lange anhält und ziemlich gut in den eigentlichen Fluss des Songs übergeht. Der Rest ist richtig geiler chaotischer Metal, der moderneren Death-Metal mit den guten alten ranzigen Grindcore-Einflüssen von damals verbindet. "Pared De Muerte" geht etwas grooviger zur Sache, hat echt hypnotisierende Drums, ist dabei aber trotzdem ordentlich hart. Soweit - so gut.
"Americon Czar" greift das Trump-Thema dann nochmal auf und beginnt wieder mit einem Comedy-Segment, das ebenfalls genau einmal ziemlich lustig ist und dann aber leider ziemlich nervt. Der Song ist weniger als 4 Minuten lang. Wenn dann eine Minute davon ein rein gesprochenes Intro ist, dann bleibt mir da leider etwas zu wenig Musik übrig - zumal man das Intro auch super hätte auslagern können, da es im Vergleich zu "Viva Presidente Trump" keinen richtigen Übergang gibt. Das Stück an sich ist aber nett. Ich weiß nicht, ob es unbedingt noch einen zweiten Trump-Song gebraucht hätte - zumal der Ansatz recht ähnlich ist - und am Ende überzeugt mich auch Brujerias erster Angriff auf den damaligen mächtigsten Mann der Welt mehr. Trotzdem geht "Americon Czar" gut nach vorne, klingt für Brujeria ungewöhnlich punkig und wäre mir ein paar Runden im Cricle Pit wert.
Die B-Seite ist dann ein netter kleiner Song namens "Lord Nazi Ruso". Wow - hier gehen unsere mexikanischen Druglords aber musikalisch ordentlich zurück zu den Wurzeln. Vielleicht wurde das Teil auch schon vor sehr langer Zeit aufgenommen, aber weder Stil noch Aufnahmequalität klingen nach 2019, an dem die Single ursprünglich erschien. Das klingt jetzt aber negativer, als es eigentlich ist. Am Ende ist "Lord Nazi Ruso" ein richtig schön ranziger Song, der beim ersten Hören nach "Matando Güeros"-Zeiten klingt, dafür aber wieder unglaublich heavy klingt. Ich mag's.
Den krönenden Abschluss machen die drei Live-Aufnahmen und hey: im Gegensatz zu dem alten Krempel, der auf der "Marijuana"-Single drauf war, wurde der Mitschnitt nicht mit einer Kartoffel aufgenommen. Die Qualität klingt insgesamt sehr gut, nur die Qualität der Vocals ist zumindest für die Songs ungewöhnlich schrottig, was aber eher an der Art und Weise liegen dürfte, wie Juan Brujo sie hier abliefert. Auch das finde ich nicht unbedingt schlecht und gibt den auf der CD etwas glattpolierten wirkenden Stücken nochmal einen neuen Anstrich. Vor allem bei "Satongo" funktioniert das für mich sehr gut. Auf dem Album fand ich es eher unspektakulär, aber hier live kann ich dem Ding auf einmal ziemlich viel abgewinnen. "Angel De La Frontera" klingt zwar hier auch nett, funktioniert für mich auf CD aber besser als live. Irgendwo dazwischen wäre für mich dann die Live-Aufnahme von "Viva Presidente Trump". Schön anzuhören, ordentlich brutal und es macht Lust, selbst vor Ort zu sein und die Bude auseinander zu nehmen, aber auch keine Offenbarung. Und es endet mir persönlich mit einem etwas zu harten Cut.
Leider kam "Rainichi Kinen Ban Japan Edition 2020" ein paar Monate zu früh raus, sodass es "Covid-666" nicht mehr drauf geschafft hat und es von dieser Single leider bis heute meines Wissens nach überhaupt keinen physischen Release gibt. Von ein paar Kleinigkeiten, die man an den Songs an sich oder dieser Zusammenstellung bemängeln könnte abgesehen, bekommt ihr hier aber wirklich ordentliche Ware. Die Songs lohnen sich also nicht nur für den Seltenheitswert alleine, sondern bieten auch noch die gewohnte Brujeria-Qualität. Allerdings ist natürlich auch klar, dass sich das hier eher als vertiefendes Werk an Fans richtet, die sonst alles von der Band haben. Für die meisten dürfte es sich wohl kaum lohnen, für 7 Songs den Aufwand zu machen, an diese Japan-exklusive CD zu kommen, aber ich bin ganz zufrieden.
Punkte: 7.5 / 10