Brujeria Brujerizmo (2000) - ein Review von DarkForrest

Brujeria: Brujerizmo - Cover
1
1 Review
3
3 Ratings
9.00
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Death Metal


DarkForrest
17.10.2020 08:46

Im Jahr 2000 haben Brujeria ihr drittes Album rausgehauen und sind soundtechnisch endlich auf einem völlig neuen Level angekommen. Was auf "Raza Odiada" schon so ganz leicht angedeutet wurde, wird auf "Brujerizmo" nun komplett durchgezogen, sodass wir hier jetzt deutlich zugänglicheres Material haben. Das gefällt sicher nicht jedem und soweit ich das gesehen habe ist "Brujerizmo" sogar vergleichsweise unbeliebt und ich kann auch ein wenig verstehen warum.

Vom Grindcore-Sound eines "Matando Güeros" ist nun gar nichts mehr übrig geblieben. Stattdessen gibt es hier Death Metal mit sehr, sehr deutlichem Groove Metal Einschlag. Das Tempo der meisten Songs wurde deutlich gedrosselt. Der Sound klingt glasklar und sauber, jedes einzelne Element ist gut heraus zu hören und es wird schon recht stark auf wohlklingende Riffs gesetzt. Selbst das viel später erschienene "Pocho Aztlan" setzt da wieder auf etwas mehr Tempo Chaos. Das dürfte klarerweise die alten Fans, die mit diesem neuen Sound wenig anfangen können ziemlich verschreckt haben. Auf der anderen Seite ist "Brujerizmo" jetzt auch nicht unbedingt das erste Album, welches ich jemandem, der gelegentlich mal Metal hört und es eher ruhig und melodisch mag, in die Hand drücken würde. Vergleicht man "Brujerizmo" mit dem, was zum Beispiel Dino Cazares mit seinem Hauptprojekt Fear Factory um diese Zeit gemacht hat, dann klingt ersteres schon deutlich angefuckter.

Die Weiterentwicklung ist auch eher mal musikalischer Natur. Thematisch geht es weiterhin um Drogen, Waffen, Satanismus und ja: natürlich auch Sperma. Genau wie früher sollte man das ganze nicht zu ernst nehmen, gleichzeitig hält sich die Truppe in der Präsentation auch nicht gerade zurück. Alleine das Cover beschreibt das schon ganz gut und auch wenn ich dafür ganz sicher in die Hölle komme, muss ich bei dieser komplett bescheuerten Idee jedes Mal grinsen. Ansonsten fällt noch auf, dass das Brujeria-Kartell mittlerweile ziemlich viel Verstärkung bekommen hat und vor allem bei den Vocals jetzt einige Backroundsänger ihr Unwesen treiben. Am interessantesten dürfte wohl Backroundsängerin Pititis sein. Ja, richtig gehört: es gibt diesmal female Background Vocals. Zum Glück versucht Pititis hier gar nicht erst zu singen, sondern schreit ungefähr so, dass sich das ganze schon in etwa in den Gesamtsound des Albums einfügt. Gleichzeitig wird sie jetzt auch nicht inflationär verwendet und ist immer genau dann zur Stelle, wenn etwas Abwechslung ganz gut passt. Aber auch Juan Brujo hat ein paar neue Tricks gelernt und seine Vocals um ein paar höhere Schreie erweitert.

Einen etwas unfairen Vorteil hat "Brujerizmo" vielleicht, weil ich mit genau diesem Album auf die Band gestoßen bin. Ich musste mich also eher mal bei den ersten beiden Alben auf einen neuen Sound einstellen, wäre aber wohl auch nicht bei Brujeria so sehr hängen geblieben, wenn ich mit "Matando Güeros" angefangen hätte. Aber genug Vorgeplänkel. Es warten gut 35 Minuten feinster Death Metal auf uns. Also Kippen aus und anschnallen - das wird wild!

Ganz ohne Intro geht es auch hier nicht und wir hören am Anfang eine Art mexikanisches Kinderlied? Keine Ahnung. Das ist so dermaßen leise, dass ich natürlich erstmal die Lautstärke komplett hochgeschraubt habe um dann völlig unvermittelt vom ersten Gitarrenriff weggeklatscht zu werden. Okay: Rest in Peace Trommelfell… Auch wenn der Opener und Titelsong nicht allzu experimentell ist und viele neue Elemente erst später zum Tragen kommen, entscheidet sich hier im Prinzip schon, ob ihr dieses Album mögen werdet oder nicht. Das Tempo ist deutlich gedrosselt, dafür sind die Riffs wuchtig und der Song hat einen ordentlichen Flow.

"Vayan Sin Miedo" ist ein wenig schneller und bietet zum ersten Mal die Möglichkeit zu hören, was hier alles an Vocals aufgefahren wurde. Für sich alleine gesehen hat das Ding gar nicht so viel zu bieten, was es zu etwas besonderem macht, aber als Übergang zwischen dem etwas langsameren "Brujerizmo" und "La Traicion" funktioniert es ziemlich gut. "La Traicion" ist ebenfalls nicht unbedingt schnell, aber doch recht intensiv. Juan Brujo holt hier alles aus seiner Stimme raus und auch die eher langsamen Gitarren knallen ordentlich und beweisen, dass Härte nicht unbedingt mit Tempo gleich zu setzen ist.

"Pititis, Te Invoco" gewinnt den Preis für das zweitbeste Songintro (Nein, der erste Preis geht nicht an den Opener). Definitiv kreativ - jedenfalls habe ich noch nie vorher einen Song gehört, der durch Macheten eingeleitet wurde. Die Nummer selbst ist ein wirklich geiles Duett zwischen Juan Brujo und Pititis - Glückwunsch an beide. "Laboratorio Cristalitos" ist mit 1.31 Minuten der kürzeste Song, aber was alles in diese Kurze Zeit gepresst wurde, kann sich echt hören lassen: Ein Killer-Riff, ziemlich heftige Drums, der geballte Hass in Vocalform und warum nicht noch ein paar Explosionen und Maschinengewehrsalven dazu?

Ebenfalls richtig stark ist "Brujerizmo" aber natürlich auch, wenn es ganz offen zum eher langsamen Tempo steht. "Division Del Norte" ist eine sehr langsame Death Metal Hymne, die eigentlich nie alt wird. Nicht nur ein absolutes Highlight auf "Brujerizmo" sondern der Band insgesamt. Aber auch "Marcha De Odio" ist kaum weniger großartig. Der "Marsch Des Hasses" hat nicht nur einige sehr Interessante Spielereien mit dem Tempo und den Vocals zu bieten, sondern klingt tatsächlich ein wenig wie ein Marsch. Auch an "Anti-Castro" habe ich so gar nichts auszusetzen. Zwischendurch extrem catchy (im guten Sinne), aggressiv und abwechslungsreich.

Den Preis für das beste Songintro gewinnt dann "Cuiden A Los Ninos", das mit einer spanischen Version von "The Witchdoctor" beginnt und recht schnell in - mal wieder - sehr geile Riffs überleitet. Muss man in der Form am besten selbst gehört haben. Der Rest des Songs kann aber ebenfalls überzeugen. Auch hier stehen die Vocals wieder ziemlich hervor - vor allem wie Juan Brujo sich in den Strophen immer mehr steigert und am Ende komplett übersteuert. "El Bajon" dürfte so ziemlich der schnellste Song auf "Brujerizmo" sein. Übersetzt bedeutet das wohl so viel wie "Der Absturz" (also bezogen auf Drogen), was ziemlich gut durch die komplett chaotischen Backroundvocals wiedergespiegelt wird. Da die Band offenbar nicht ohne einen Song über Sperma auskommt gibt es mit "Mecosario" jetzt den ultimativen "Mecos!!!" - Song. Das ist beim ersten oder zweiten Mal hören tatsächlich ziemlich lustig, aber irgendwann nerven vor allem die weiblichen "Mecos!!!" - Schreie im Hintergrund doch etwas.

Dann doch lieber "El Desmadre", bei welchem der Name Programm ist, denn das dürfte wohl der chaotischste Song auf "Brujerizmo" sein. Perfekt für gut 1 ½ Minuten unverfänglichen Spaß und um mal kurz ein bisschen durchzudrehen. Der Abschluss sollte aber natürlich richtig geil sein und mit "Sida De La Mente" haben wir auch genau den richtigen Kandidaten. Langsam aber kraftvoll walzt es alles platt und kombiniert so ziemlich alles, was "Brujerizmo" in den 12 Songs davor großartig gemacht hat.

Zurück bleibt eigentlich nur der äußerst befriedigende Eindruck, dass Brujeria mit ihrem dritten Album endlich genau meinen Geschmack getroffen haben. Ein klein wenig braucht das Ding zwar um sich warm zu laufen, aber spätestens so ab "Laboratorio Cristalitos" reiht sich eigentlich ein Meisterwerk an das nächste. Vielleicht trifft "Brujerizmo" nicht gerade den Geschmack von jedem Metalhead - vielleicht ist die Zielgruppe dafür sogar sehr klein - aber ich werde mir jetzt jedenfalls erstmal direkt einen zweite Dosis davon in die Hörgänge jagen.

Punkte: 9 / 10


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