"Guten Morgen Spinner" ist ein Album, daß der Qualität seines Vorgängers ganz und gar nicht gerecht wird. Schon allein der Opener "Wenn wir schlafen" macht seinem Namen alle Ehre. Langweilig und lustlos schleppt sich dieser Song über seine zweieinhalb Minuten. Von besonders ausgefeilter Lyrik kann auch hier schon nicht die Rede sein.
Vielversprechend geht es dann allerdings weiter. "Die Irritierten" - die Singleauskopplung - reicht ohne Probleme an die Klasse des ersten Albums heran. Mit eingängiger Melodie und schönem Background schafft Axel Bosse hier das Highlight des Albums. Weitere Höhepunkte sind rar gesäht. Das darauffolgende "Plötzlich" zählt dazu, ebenso wie der Titeltrack. Das ist der Block der guten drei. Diese Songs versprühen erst- und auch letztmals den Spirit und den Sound des ersten Albums "Kamikazeherz", der im weiteren Verlauf jedoch nicht einmal in Ansätzen erreicht wird.
Was folgt, ist nicht mehr als der lausige Rest. All filler, no killer. Lückenfüller ist da eigentlich schon sehr nett ausgedrückt. Hier und da taucht zwar zwischendurch noch die ein oder andere schöne Melodie auf, jedoch sind diese eindeutig in der Unterzahl. Balladen wie "Niemand vermisst uns" oder Zusammenarbeiten, die auf dem Erstling reichlich vorhanden waren, werden schmerzlich vermisst. Zu schnell sollte "Guten Morgen Spinner" wohl auf den Markt geschmissen werden - solange die alte Scheibe noch halbwegs heiß ist.
"Mit Kartoffelschnaps und Bockwurst zwischen Gartenzwergen." Während Bosse auf dem Debüt noch mit gesellschaftskritischen Texten überzeugen konnte, kommt es nun so vor, als sei ihm jegliches Gespür für vernünftige Lyrik abhanden gekommen.
Mit "Februarsterne" kommt zum Ende der Platte zwar zumindest noch ein wenig Hoffnung auf, daß nicht alles verloren zu sein scheint, wenn Bosse mit seinem dritten Album jedoch an "Guten Morgen Spinner" anknüpft, wird er sich weiterhin auf dem sinkenden Ast bewegen und sein Debüt auf ewig als seine beste Veröffentlichung gelten.
Punkte: 3.5 / 10