Noch sind im Set relativ viele Cover-Songs und die ganz großen Radio-Hits sind zu dieser Zeit noch nicht geschrieben. Auch gibt's auf diesem Album noch keine Background-Sängerinnen - hier gibt es noch puren Heartland-Rock ohne den Hochglanz-Sound der 80er. Vom aktuellen Album "Beautiful Loser" sind 5 der 14 Songs, die restlichen 9 stammen von den Vorgängern "Seven", "Back in '72", "Smoking OP's" und zwei noch aus der Bob Seger System Zeit 1967/68. Das Set ist eine bunte Mischung aus straighten Rocknummern (Nutbush City Limits, Rambin' gamblin' Man, Lookin' back), funkigen Stücken (I've been working, Heavy Music), melodiösen Stücken (Beautiful Loser, Turn the page) und klassischem Rock'n'Roll (Katmandu, Get out of Denver, Let it rock).
Meine persönlichen Highlights sind das atmosphärisch dichte "Travelin' Man", das leise beginnt, sich im Verlauf aber immer weiter steigert um in einem finalen Klangrausch von Solo dann in das melancholisch-schöne "Beautiful Loser" überzugehen, "Turn the Page" mit Alto Reed's elegischen Sax im Intro, das das "Romantik-on-the-Road"-Klischee des Rockmusiker-Tourlebens als ewige Konfrontation mit Vorurteilen und Klischees enttarnt, das so simple wie mitreißende "Ramblin' gamblin' Man" und die schon genannten drei Rock'n'Roll-Stücke, bei denen Drew Abbott zeigt, daß er die Chuck-Berry-Gitarre beherrscht.
Wer den puren Bob Seger sucht, der liegt bei dieser Live-Scheibe goldrichtig. Wer Hits und Kuschelrock-taugliche Balladen sucht, der sollte eher zur 1980er "Nine tonight" greifen, die auch hervorragend ist, aber mir schon zu glattpoliert.
Punkte: 9 / 10