"Empire Burlesque" ist wesentlich hörbarer, als die beiden nachfolgenden Studioalben "Knocked Out Loaded"
und "Down In The Groove", welche für mich den bzw. die absoluten Tiefpunkt(e) in Dylan's Schaffensphase darstellen...
Dennoch: Ich glaube bei "Empire Burlesque" bin ich zwiegespalten, wie bei keinem anderen Werk
des Folk- und Rockbarden aus Duluth, Minnesota...
Wenn es der geneigten Zuhörerschaft gelingt, das Album unter Bauchschmerzen ein zweites, drittes, vielleicht viertes Mal durchlaufen & auf sich wirken zu lassen, kann es wirklich mit einigen tollen Songs glänzen... Um diese zu finden, bedarf es aber zugegebenermaßen schmerzresistenter Ohren, dazu einen Schaufelbagger, maulwurfartige Klauen oder wenigstens eine Schippe - liegen die besagten Songs doch tief begraben unter einem dürftig produzierten und noch lausiger gemixten 80er Jahre Disco-Gebräu, welches zu allem Überfluss auch noch, sagen wir mal, mindestens suboptimal abgemischt wurde...
Songs, wie "Tight Connection To My Heart", "Trust Yourself" oder "When The Night Comes Falling From The Sky" in ihrem flott voranschreitenden, dance-beat-lastigen Gewand, die sich mit knallbuntem Licht paaren, welches durch die die Schwärze der Tanzhallen peitscht, nur durchbrochen vom abstrakten, silbernen und magentaroten Funkeln einer Discokugel & Silhouetten, der im Rhytmus hin und herschwofenden Tanzbären - das wirkt auf einem
Bob Dylan Album so deplatziert wie Dosenbier und ein altes Pumpernickel neben einem Chateaubriand...
Und auch wenn es die abschließende Bewertung deutlich nach oben korrigiert, wirkt das abschließende "Dark Eyes" ähnlich deplatziert, da es in völligem Gegensatz zum Rest des Albums steht... Sind die ersten 90% des Albums derart drum- und basslastig, erleben wir hier den "klassischen" Dylan, der frei von jeglichen Effekten, an seiner Mundharmonika bläst, saugt & zieht, schlicht an der Gitarre zupft und davon singt, stets nur sowas wie geheimnisvolle dunkle Augen vor sich zu erkennen... Er besingt das Leben in einer anderen Welt - einer Welt wo man Leben und Tod memoriert & die Sehnsucht, das wahre Schönheit nicht unerkannt bleiben soll...
Einer der intimsten Dylan-Songs, so bedeutungsvoll & wunderbar tiefgründig - gehört er zweifelsohne zum Besten was des Meisters Feder je entsprungen ist...
Weitere Glanzlichter sind das leicht pathetisch und kitschig daherkommende "Emotionally Yours", dessen feingesponnene Wortgeflechte und –kreationen an "All I Really Want To Do" erinnern und "I'll Remember You", welches Dylan mit Madelyn Quebec im Duett singt...
"Didn’t I, didn’t I try to love you?
Didn’t I, didn’t I try to care?
Didn’t I sleep, didn’t I weep beside you
With the rain blowing in your hair?
I’ll remember you
When the wind blows through the piney wood
It was you who came right through
It was you who understood
Though I’d never say
That I done it the way
That you’d have liked me to
In the end
My dear sweet friend
I’ll remember you..."
Sicherlich ähnlich kitschig angehaucht wie "Emotionally Yours", dennoch gehören auch diese beiden zum Besten, was der Meister zumindest nach den "Blood On The Tracks" & "Desire"-Sessions zu Papier gebracht hat... Wahre Songperlen der Dylan'schen Liedschreiberei & -texterei...
...die letztlich aber nicht über das Stirnrunzeln hinwegtäuschen können, den der überwiegende Rest des Albums verursacht!
Danke für's Zulesen!
Punkte: 6.5 / 10