Bei "Unholy Savior" konnte Songwriter Anton Kabanen also ungehindert aus den Vollen schöpfen und das Resultat ist eine unüberhörbare Weiterentwicklung, die sich vor allem in der Versiertheit zeigt. So schockten Battle Beast schon mal mit dem Vorab-Lyric-Clip von "Touch in the Night", welcher vielerorts aufgrund des poppigen Einschlags komplett verrissen wurde. Viele Fans fühlten sich verraten, andere aber begrüssten die Hommage an 80er Synthi-Bands wie Alphaville oder A-ha mit einem Augenzwinkern. Zudem kleistern die Finnen mit "Sea of Dreams" und "Angel Cry" gleich zwei Balladen hin, welche zwar sogar vereisten Schnee zum Schmelzen bringen, den hartgesottenen Metaller aber jäh an die Grenzen des Erträglichen führen könnten.
Aber auch die rassigen Nummern sind ausgefeilter als auf dem Vorgänger. Bereits der Opener "Lionheart" besticht durch einen guten Aufbau, variierender Rhythmik und eingängigen Hooks. Der anschliessende Titeltrack haut in dieselbe Kerbe, bietet aber noch mehr Dramatik, bevor mit "I want the World..." zum ersten Mal Battle Beast in gewohnter Manier aus den Boxen brettert. "Madness" erinnert im ersten Augenblick zwar an "Wishmaster" von Nightwish, kracht aber deutlich härter daher und mit "Speed and Danger" wird so richtig aufs Gaspedal gedrückt, dass man nicht drum herum kommt, spätestens hier den Lautstärkeregler doch noch etwas anzuheben. Und mit dem balladesken "The Black Swordsman" und dem dazugehörenden, angeknüpften Instrumental "Hero's Quest" führt Kabanen sein lyrisches Lieblingsthema fort: Das Fantasy-Manga Berserk. Im Übrigen eine Inspiration, welche laut Kabanen selbst, verknüpft mit persönlichen Erlebnissen, man in praktisch allen Texten von Battle Beast wiederfindet. "Far far away" zeigt dann die Finnen nochmals so, wie man sie kennt und am liebsten mag - mit schlichten Riffs, im Midtempo gehaltener Groove und ein Chorus zum Mitschreien.
Selbst nach wiederholtem Durchlauf fällt es mir in der Tat nicht leicht, dem dritten Werk dieser jungen Band ein definitives Votum zu geben. Wenn auch an Versiertheit und musikalischer Reife dem Vorgänger überlegen, fehlt dann doch der durchgehende Biss und vor allem die Hitdichte, welche der grossartige Vorgänger vorweist. Zwar singt sich Noora mit ihrem faszinierend rauhen, kraftvollen, aber gleichzeitig auch feinen Gesang auf "Unholy Savior" locker die 10 heraus, aber als Gesamtpaket "Battle Beast" bleibt noch Luft nach oben. Konnte man nämlich das Vorgängeralbum ohne weiteres in einem Guss durchhören, ist man bei "Unholy Savior" wiederholt versucht, die Skip-Taste zu drücken.
Trotzdem ein wirklich gelungenes Album, welches vor allem durch eine brillante Sängerin heraussticht, Songs mit Ohrwurmcharakter bietet und damit die Finnen auf die nächste Stufe erheben und sie zu einer ernst zu nehmenden Grösse machen dürfte.
(Original Review: http://quellecair.blogspot.ch/2015/02/am-rand-von-kitsch-regiert-eine.html)
Punkte: 8.5 / 10