Arkaea Years In The Darkness (2009) - ein Review von DarkForrest

Arkaea: Years In The Darkness - Cover
1
1 Review
7
7 Ratings
7.14
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal


DarkForrest
22.05.2022 08:27

Fear Factorys 2005'er Album "Transgression" sollte nicht nur eine 5-jährige Bandpause einläuten, sondern auch das letzte Album mit Raymond Herrera am Schlagzeug und Christian Olde Wolbers an der Gitarre sein. 2009 sollte Dino Cazares zurückkehren, welcher wegen den beiden die Band damals verlassen hat, was wiederum dazu führte, dass Herrera und Wolbers Fear Factory den Rücken kehrten. Ja, die scheinbar nie enden wollenden bandinternen Streitereien sind so eine Eigenart von Fear Factory, die leider extrem nerven kann. Einer der Streitpunkte damals war wohl unter anderem, dass Wolbers ein paar richtig geile Riffs am Start hatte und man ihn aber einfach nicht so richtig beim kreativen Schaffen mit einbezogen hat, weshalb "Transgression" am Ende so lahm klingt. Ich lasse das jetzt einfach mal so im Raum stehen.

Die spannendere Frage war an der Stelle ja eh, was Wolbers und Herrera jetzt mit den geilen Riffs anstellen sollten und da lag es tatsächlich nah, ein eigenes Projekt zu gründen, in welchem sie sich ohne irgendwelche Einschränkungen verwirklichen konnten. Fehlten nur noch ein Sänger und ein Bassist und mit Jon Howard und Pat Kavanagh (beide jeweils von Thread Signal) hat man auch recht flink beides gefunden und so hatte man plötzlich eine neue Band namens Arkaea und mit "Years In The Darkness" noch im selben Jahr das erste Album. Wichtig zu wissen wäre wohl, dass Thread Signal eine Metalcore-Truppe sind, was meiner Meinung nach Arkaea auch stärker beeinflusst hat als der Fear Factory Background von Herrera und Wolbers. Ich schreibe dieses Review als jemand, der sich in diesem Genre jetzt nicht wahnsinnig gut auskennt und es auch eher mal mittelmäßig gut findet, aber an sich erstmal für jeden Scheiß offen ist. Jeder, der großer Fan von Thread Signal ist und Gänsehaut bekommt, wenn er Metalcore hört, mag daher zu "Years In The Darkness" eine komplett andere Meinung haben als ich.

Ich selbst sehe und höre bei diesem Album aber direkt mal so einige Dinge, die mir nicht gefallen. Der Sänger gehört für mich leider dazu. Großes Sorry an der Stelle an Howard, aber ich bin auch nach vielen Versuchen überhaupt nicht mit ihm warm geworden. Er deckt von recht intensiven Screams bis hin zu komplett cleanen Vocals so ziemlich die gesamte Spannbreite an eher höherer Stimmlage ab. Technisch gesehen gibt es daran nicht unbedingt viel auszusetzen, aber ich kann mit der Mischung aus wildem Gekreische und weinerlichen Emo-Heulgesang einfach wenig anfangen. Ja: es ist Metalcore und wahrscheinlich einfach meine Schuld, dass es nicht meinen Geschmack trifft, aber es ist definitiv eine Art von Metalcore, die mir ganz besonders nicht zusagt, denn selbst in diesem Genre fallen mir auf Anhieb mehrere Bands ein, mit deren Vocals ich viel mehr anfangen kann.

Der Bassist fällt dagegen überhaupt nicht positiv oder negativ auf und das Duo Herrera und Wolbers liefert hier gewohnt saubere Arbeit ab. Ersterer wertet hier und da mal die Songs durch seine Killer-Drums auf und zweiterer scheint bei Arkaea tatsächlich ziemlich aufzublühen. Schon bei Fear Factory konnte er den maschinenartigen Riffs, mit denen Cazares die Band geprägt hat, einen eigenen Anstrich verleihen. Hier ballert er einfach nur ordentliche eigenständige Riffs mit einem leichten Touch Fear Factory raus. Das klingt ziemlich cool.

"Years In The Darkness" war seinerzeit ein Album, welches ziemlich isoliert für sich alleine erschienen ist. Es gab vorab keine EPs, keine Demos, die mir bekannt sind und auch keine Promo-Singles. Wenn ihr also "Years In The Darkness" habt, dann habt ihr direkt mal jeden einzelnen Release der Band. Ihr habt lediglich die Wahl, ob euch 13 Songs reichen oder ihr noch einen 14. Bonustrack wollt. Das ist insgesamt übrigens recht umfangreich und läuft auf ca. 1 Stunden Laufzeit hinaus. Blöd, dass die Songs wirklich alles andere als abwechslungsreich sind. Ich habe mir "Years In The Darkness" mittlerweile wirklich oft angehört und zu Review-Zwecken die letzten Wochen nochmal immer wieder laufen lassen und ich habe immer noch große Probleme die einzelnen Songs auseinander zu halten, ohne dass alles irgendwie zu einem Einheitsbrei verschwimmt. Aber versuchen wir trotzdem mal, einen näheren Blick auf die Songs zu werfen:

"Locust" wirft uns ohne Intro direkt in die Action und wir werden gleich mit harten Gitarren und Gekreische konfrontiert, was im starken Gegensatz zum cleanen, melodischen Refrain steht. Für mich persönlich ein etwas zu hektischer Einstieg. Auch "Beneath The Shades Of Grey" gibt kaum einen Verschnaufpause. Was ich mag ist, dass der Sänger hier teilweise ein paar sehr brutale Schreie raushaut, die gut getimed sind. Überhaupt sind die Vocals hier recht kraftvoll. Einer der besseren Songs auf dem Album.

Auch der Titeltrack geht ganz gut in Ordnung. Hier sind die Vocals etwas ausgeglichener und es wird weniger stark auf den Kontrast zwischen harten Strophen und cleanem melodischen Refrain gesetzt, was sich eh schnell abnutzt. Zwischendurch darf Herrera mal beweisen, dass er mehr Maschine als Mensch ist und schon haben wir einen ganz soliden Song, der hier und da durch ein paar ganz nette Highlights auffällt. "Gone Tomorrow" ist dagegen einer der ruhigeren Songs mit fast durchgängig cleanen Vocals bis auf einen kleinen Schreianfall von unserem Sänger, der mir hier etwas zu prätentiös und deplatziert klingt. Der Rest ist halt mehr oder weniger poppiger Ohrwurm. Für mich persönlich etwas langweilig und farblos, aber zumindest vom Tempo her mal ein wenig Abwechslung.

"Awakening" lässt mich dann allerdings direkt aufhorchen. Hier hören wir definitiv eins der Killer-Riffs, die Wolbers noch von seiner Zeit bei Fear Factory mitgebracht hat. Das ist einigermaßen beeindruckend. Leider ist der ganze Rest des Songs ziemlich… meh und kann nicht so richtig auf dem geilen Riff aufbauen, was sehr schade ist. "Black Ocean" setzt dann teilweise sehr auf eine echt ordentliche Leistung von Wolbers und Herrera, die hier zusammen mit dem Bassisten gut Tempo machen, welches aber auch leider immer wieder im Refrain sehr abrupt ausgebremst wird.

"Break The Silence" beginnt dann sehr interessant. Das Intro ist einigermaßen nett und atmosphärisch, erinnert mich aber direkt irgendwie an "Body Hammer" von Fear Factory - also eine sehr abgespeckte Version davon. Der Rest ist leider total austauschbar. "Lucid Dream" ist dann wieder ein bisschen ruhiger. Obwohl das Ergebnis nicht so richtig meinen Geschmack trifft, muss ich hier aber zumindest anerkennen, dass Arkaea es geschafft haben auch mit langsamerem Tempo einen kraftvollen Song zu erschaffen, der sich ein bisschen vom Rest abhebt und eine eigene Note erkennen lässt. "My Redemption" ist dagegen ziemlich heavy und sollte vom Riff her wohl auch ursprünglich mal ein Fear Factory Song werden. Als Groove Metal Nummer würde das ganze vielleicht auch sogar ganz gut klingen, aber mit den Metalcore-Vocals will das ganze nicht so recht für mich harmonieren.

"War Within" ist für mich der Song, der das Album am besten repräsentiert: irgendwie schon ziemlich brutal, aber auch langweilig und austauschbar. Geile Riffs, aber ansonsten nicht allzu viel dahinter. Das ganze Spektrum von dem, was Arkaea zu bieten haben wird hier abgedeckt, aber irgendwie ist alles austauschbar und harmoniert wenig miteinander. Wenn ich jemanden, der wissen will, was er sich unter der Band vorstellen kann, aber keinen Bock hat, das ganze Album zu hören, einen Song empfehlen müsste, dann "War Within".

Auch "The World As One" klingt für mich erschreckend langweilig und - ihr ahnt es - austauschbar, aber gerade als ich schon aufgeben möchte, kommt plötzlich "Rise Today" daher und kann mich nochmal richtig beeindrucken. Locker der beste Song des Albums und auch für sich gesehen ein richtig guter Metal-Song. Hier scheint alles sehr gut aufeinander abgestimmt, die Gitarren ballern ordentlich und der Refrain geht gut nach vorne - ich bin beeindruckt!

"Away From The Sun" wäre dann der letzte Song auf der regulären Version von "Years In The Darkness". Nicht nur der längste Song, sondern auch sehr experimentell mit sehr dezenten Einsatz von Instrumenten, sodass es zwischendurch fast schon wie eine A Cappela Nummer anmutet - garniert mit ein wenig Akustikgitarre und Pianoklängen und die letzten beiden Minuten sind reine Ambient-Klänge. Hmm… ich habe die ganze Zeit das Gefühl, dass es noch irgendeine andere Band gibt, die ihre Alben gerne mal auf diese Art und Weise ausklingen lässt, aber ich komme gerade überhaupt nicht darauf, welche das sein könnte. (-;
Nun, die Idee ist zwar nicht originell, aber auf einem Album wie "Years In The Darkness", dass dringend etwas Abwechslung braucht, doch ziemlich willkommen. Die Vocals sind grausam und erinnern auf unangenehme Art und Weise an Burton C. Bells Versuch an "Timelessness" damals auf "Obsolete", aber zumindest der atmosphärische Ausklang geht sogar völlig klar.

… zumindest solange bis man vom Bonustrack "Blackened Sky" völlig rausgerissen wird. Ich weiß, dass ich das oft sage, aber warum zum Fick muss der Bonussong immer ganz hinten sein, wenn die Reihenfolge der Tracks ansonsten eigentlich eine ganz runde Sache ist? Wo wäre das Problem dabei, "Blackened Sky" einfach irgendwo im Album unterzubringen? Ist ja nicht so, dass es nicht auch Bands gibt, die dazu in der Lage sind. Na egal… Der Song an sich ändert eh nicht mehr viel zu meiner Meinung über das Album. Was hier auffällt sind ein paar echt beeindruckende Screams, die live sicher anstrengend zu performen sind. Ansonsten gibt es hier im Grunde mehr vom selben. Wenn ihr Arkaea aus irgendeinem Grund mehr mögt als ich, dann könnte das hier was für euch sein, ansonsten verpasst ihr mit der regulären Version vom Album aber nicht viel.

Insgesamt kann ich "Years In The Darkness" leider keinen Daumen nach oben geben. Das Album ist jetzt auf keinen Fall schlecht und wurde ganz klar von Leuten eingespielt, die ihr Handwerk verstehen. Aber es gibt drei Dinge, die mich einfach wahnsinnig stören: es ist generisch, austauschbar und zwischenzeitlich auch mal langweilig, die Riffs, die hier von Fear Factory mitgebracht werden harmonieren nicht immer mit dem neuen Genre, in dem Wolbers und Herrera sich hier bewegen und der Sänger trifft einfach mal gar nicht meinen Geschmack. Ich kann zwar auch verstehen wie man ohne Probleme die Band und das Album mögen kann, aber bei mir konnten Arkaea leider keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Interessanterweise scheint die Band auch nach 13 Jahren wohl nicht komplett tot zu sein. 2019 gab Wolbers immerhin mal ein Update, dass an einem zweiten Album gearbeitet wird. Ist jetzt zwar auch schon wieder ein bisschen was her, aber wer weiß - vielleicht wird es eines Tages ja doch noch einen Nachfolger zu "Years In The Darkness" geben. Ich weiß jedenfalls jetzt schon, dass ich es mir wohl nicht zulegen werde. Normalerweise habe ich ja immer ein paar gute Ideen, wie kleinere Bands sich theoretisch verbessern könnten, wenn das Debütalbum nicht so ganz gelungen ist. Aber obwohl Songs wie "Rise Today" ja doch irgendwie zeigen, dass da Luft nach oben ist, funktioniert für mich das ganze Grundkonzept der Band schon nicht so richtig, dass ich auch keine besonders großen Hoffnungen für ein zweites Album hätte - außer man ändert wirklich eine Menge.

Punkte: 4 / 10


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