Das ist doch eigentlich die perfekte Platte, um meinen Eltern, wenn die eben mal wieder zu Besuch sind, zu demonstrieren, warum es sich lohnt, mit fast Vierzig immer noch verhältnismäßig viel Geld für Heavy Metal auszugeben. Hieß es doch vor vielen Jahren schon, in ein paar Jahren würde ich das doch wohl alles wegschmeißen wollen.... Von wegen. Gut, diese Vermutungen werden schon länger nicht mehr angestellt, aber dennoch: Der Gedanke, irgendwann müsse doch mal damit Schluss sein, ist immer noch da.
Die Argumente: ADRAMELCH können richtig gut spielen, sie haben anspruchsvolle Songs mit Unmengen toller Melodien arrangiert, sie brauchen keinerlei Imagegetue, hier schreit Keiner rum, die Gitarrensoli sind geschmackvoll (um mal dieses etwas blöde Wort zu verwenden), es ist nicht ansatzweise Krach, das Cover ist mehr als bloß ansprechend, usw. Inzwischen ist auch die Produktion absolut gelungen, aber dieser Vergleich ist freilich nur für Kenner der Materie relevant.
So, den Vater das Anliegen eh nicht gekümmert; aber der Mutter wurde schon aufgetragen, sich "Opus" doch gefälligst mal richtig anzuhören, und als ehemalige Musiklehrerin - wenn auch ausschließlich klassisch ausgerichtet - müsste da doch was zu machen sein, Deep Purple und Heroes Del Silencio mochte sie ja immerhin recht gern. Und ich mein', ich komme ja jetzt nicht mit Sachen wie der aktuellen My Dying Bride daher. Doch das Interesse war von Anfang an nicht gegeben, schlimmer noch: ADRAMELCH wie alle diese Bands mit ihren ewigen Wiederholungen kurzer Motive wurden nebenbei mal als so etwas wie "auch nicht wirklich besser als Schlager" beurteilt! Ein an sich ungeheurer Vergleich, der mindestens zweimaliges Strafhören des Albums und eine lange Diskussion nach sich ziehen müsste! Aber gut, wenn man das Enkelkind nur wenige Tage im Jahr sieht und auch sonst verschiedene Sorgen hat, dann ist das halt so hinzunehmen. Kann ich nichts machen... (Doch, ich hab vorsichtig noch mal halbwegs aktuelle Sachen von Anathema, Opeth und Riverside aufgelegt. Mit entsprechendem Ergebnis. Und sie versteht ja nun wirklich was von Musik...) ...und kann ich mir in Zukunft wohl sparen. Das war also nichts.
Ich jedenfalls genieße jeden Song bei jedem Mal Anhören aufs Neue: Eine sagenhaft gute, absolut zeitlose Scheibe ist dieses Abschiedswerk der Band. Ich beabsichtige schon, diesen melancholischen Epic Metal - so umschreibt es wohl die Band - auch in zwanzig Jahren und später immer noch zu hören.
PRÄDIKAT: KÜNSTLERISCH BESONDERS WERTVOLL.
Punkte: 9.5 / 10