Cripper Freak Inside (2007) - ein Review von Bardauk

Cripper: Freak Inside - Cover
1
1 Review
7
7 Ratings
7.21
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Thrash Metal


Bardauk
10.12.2008 14:42

Vor etwas mehr als einem Jahr haben CRIPPER ihr Debutalbum "Freak Inside" veröffentlicht. Wer sich jetzt fragt, warum die besprochene CD genauso heißt: Es ist weniger ein Re-Release als vielmehr eine erweiterte Ausgabe des Debuts. Doch der Reihe nach: Die Geschichte der jungen Thrasher beginnt mehr oder weniger mit dem ersten plattentechnischen Lebenszeichen der Band in Form der Veröffentlichung der Demo-EP "Killer Escort Service" im Jahr 2006. Nach recht guten Kritiken machen CRIPPER ihr bronzenes Seepferdchen im Haifisch-Becken des Heavy Metals und veröffentlichen besagtes Debut "Freak Inside". Mit diesem Ass im Ärmel werden einige Contests gesehen, gespielt und gewonnen und auf dem ein oder anderen Festival gründlich aufgeräumt. Just dem Untergrund entwachsen, unterschrieb man dann bei SAOL (Vertrieb H'Art) und macht sich nun daran, die Welt mit ihrem energischen Thrash Metal zu unterjochen. Da stellt sich doch die Frage, ob die Welt erstens dafür bereit ist und ob das zweitens überhaupt irgendjemanden interessiert.

Nun, die erste Frage ist recht schnell beantwortet: Die Welt ist eigentlich schon seit der ersten Thrash-Welle in den Achtzigern dafür bereit. Denn CRIPPER sind sich nicht zu schade, gängige Szenegrößen zu zitieren und eine gewisse Achtziger-Bay-Area-Thrash-Attitüde zu fahren. Eingängige Songstrukturen und ein druckvolles Schlagzeug unterstützen die Saitenhexer bei der Erschaffung eines soliden Sounds, der wohl temperiert zwischen ANNIHILATOR-Speed und KREATOR-Groove variiert. Allerdings bleibt man nicht in diesen (längst) vergangenen Zeiten stehen, sondern transportiert dieses Prinzip in die Gegenwart, nicht zuletzt wegen der druckvollen Produktion und dem Nichtvorhandensein irgendwelcher Scheuklappen gegenüber moderner Death-Sounds. Dabei geht die Band aber mitnichten den Weg moderner Core- oder Göteborg-Formationen, sondern bewahrt sich durchweg einen amtlichen Groove und spielt kein melodisches Rumgefrickel. So staune ich nicht schlecht, als nach einigen Speedgranaten auch ein ultra-krasser Refrain in feinstem UNLEASHED-Manier aus den Boxen schallt, namentlich 'Attention Deficit'. Ein großer Pluspunkt dieser Band ist der Gesang. Die Person am Mikro, ich nenne sie mal B. Görtz, hat eine gar großartige Tonlage und growlt, grunzt, shoutet sich förmlich die Seele aus dem Leib. Diese gesangliche Macht stellt in jedem Song das nötige Maß an Aggression her, das auch den letzten Warmduscher dazu nötigen wird, sich eine Drahtbürste in den Hintern und selbigen in einen Moshpit zu bewegen. Aber das tollste: B. Görtz ist eine Dame, was den Exklusivitätsanspruch der Formation zwar erhöht, aber nicht den Blick von dem hohen Niveau der Scheibe ablenken soll.

Was Frage zwei nach dem grundsätzlichen Interesse angeht, das man diesem Album möglicherweise entgegenbringen wird/soll: Schlimm, wenn es nicht so ist. Anscheinend befinden wir uns gerade in einer Zeit der vorsichtigen Annäherung an alte Erfolgstage des Thrash Metals. Und auf dieser Erfolgswelle mitschwimmend, traue ich CRIPPER eine gewisse Führungskraft definitiv zu. Melodie und Härte, wie sie zum Beispiel in dem Highlight 'Break Out' zusammengeführt werden, hört man in diesem harmonischen Maß eher selten. Von der hohen Geschwindigkeit auf diesem Album gar nicht zu sprechen, bewegt sich CRIPPER auf einem verdammt hohen Niveau, was sowohl technische Ausführung als auch Eingängigkeit der Songs angeht. Ein bisschen mehr Innovation beim Songwriting würde ich mir für die nächste Scheibe vielleicht noch wünschen, damit wäre dann die Messlatte für andere Genrevertreter aber verdammt hoch gelegt.

Bleibt zum Schluss noch kurz auf die erweiterte Ausgabe einzugehen. Im Vergleich zu der 2007er Version des Albums sind ein weiterer Song, 'Black Terra', und ein Video dazugekommen. Der Song bietet eine knapp vier minütige Reise durch die Geschichte des Thrashs, angefangen bei dem old-schooligen Eingangsriffing, das auch auf einer DESTRUCTION-Scheibe Platz gefunden hätte, über den schönen Fuck-Off-Text der Strophe, hin zu modernerem und versiertem Riffing in einem doomigeren Ambiente, in Szene gesetzt von einem stimmigen Solo der beiden Gitarren. Sehr schön und eigentlich das Highlight des Albums. Der Clip zum Opener des Albums ist ein grundsolides Video, mit einem interessanten Filter bearbeitet, der das Ganze als eine Art Comic darstellt.

Fazit: Für jeden Thrasher, der CRIPPER noch nicht auf dem Plan hat: Zugreifen! Das ist keine Empfehlung, sondern ein Befehl. Für die Besitzer der 2007er Version sei gesagt, dass der Videoclip wenn auch nicht zwingend doch recht nett ist, der Bonus-Song aber ein echtes "must-have" darstellt. "Freak Inside" your CD-Player, aber sofort!

Zu finden auf POWERMETAL.de: http://www.powermetal.de/review/review-12717.html

Punkte: 8 / 10


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