Ganz leise vernimmt man ein Ride-Becken...
Die Geschwindigkeit der inneren Uhr wird unweigerlich runtergefahren... Es setzt das Schlagzeug ein, zuerst nur dumpfes Gepoltere, bevor es zusätzlich noch zu scheppern beginnt...
Und dieses Riff geht immer weiter und zieht dich immer weiter hinein... Eine Art Meditation...
Mich erinnert es an alte byzantinische, liturgische Gesänge, die hier mit einem StonerRock-Instrumentarium interpretiert werden...
Nach siebeneinhalb Minuten kommt die erste Veränderung, das Einläuten des Gesangspart... Ein langes, kaugummi-artiges Hinausgröhlen von Psalmen...
Eine eindringliche, rauhe, versoffene, verkiffte Stimme, perfekt eingebettet in der Klangwand...
Ein exzessives Beten abgenabelt von Raum und Zeit..."
Um nun die 'harten' Fakten niederschreiben zu können muss ich mich regelrecht aus dieser magnetischen Aura herausreißen.
Da ist sie nun. Die 'Dopesmoker' von SLEEP auf Vinyl. Endlich habe ich sie. Letztes Jahr lief wohl kein anderes Album, bzw. Track öfter in meinem MP3-Player auf der Arbeit, als dieser. Die meditative Wirkung dieser äußerst starken Musik passt besonders zu monotoner Arbeit. Sie lässt vergessen, lindert Schmerzen und ist trotzdem noch so ergreifend das sie das Leben feiert. In all diesem scheinbar primitiv und ständig wiederholendem Riffzyklus, pulsieren eigene, in sich geschlossene Kosmen in Form von minimalster Veränderung oder impulsiven Gitarrensolos.
1997 als 'Jerusalem' veröffentlicht, enthielt die CD eigentlich nur einen Track, der jedoch unnötigerweise in Teile gestückelt war, was je nach CD-Player zu unangenehmen Pausen führte. 2003 folgte dann die Wiederveröffentlichung als 'Dopesmoker' und hatte noch zusätzlich einen vernachlässigbaren Bonus-Track mit im Gepäck. Der spätere Output von '03 ist in meinen Ohren aber um einiges besser, da es sich um die Frühversion des 63 minütigen Titels 'Jerusalem' handelt, der erstens: nicht zerstückelt wurde und zweitens: außerdem einen roheren Sound hatte. Damit wurde die unglaubliche Gewaltigkeit dieses epischen Songs noch effektiver unterstrichen.
Neben der absolut fantastischen 'Templeball' von SONS OF OTIS ist die 'Dopesmoker' für mich die geilste, abgefahrenste Psycheadelic-Doom-Stoner-Rock-Platte aller Zeiten! Natürlich jage ich seit Jahren den Vinyl-Versionen dieser beiden monumentalen Werke hinterher, doch die Preise befinden sich nicht selten in schwindelerregenden Höhen oder die Auflagen sind dermaßen begrenzt, das ein Zugreifen in Lichtgeschwindigkeit von Nöten ist.
Zumindest die 'Dopesmoker' habe ich jetzt dank eines Freundes in meiner Sammlung. Für 18€ ein wahrliches Schnäppchen. Gestern habe ich dann auch direkt in die Platte reingehört und bin überrascht von der guten Pressung. Das grün-klare Vinyl knistert kaum und wenn die Anlage laut aufgedreht wird ,was bei dieser Musik ein Muss ist, kommt pure Freude aus den Lautsprechern. Auf der vierten Seite habe ich dann allerdings eine Blase entdeckt, die an der Oberfläche einen kleinen Krater bildet. Da es sich jedoch um die Seite für die beiden Bonus-Tracks [Live-Aufnahmen in Bootleg-Qualität] handelt, kümmert mich das nicht. Der überlange Haupt-Titel selbst ist auf den ersten drei Seiten verteilt und dort scheint alles in bester Ordnung zu sein.
Die 2LP kommt im KlappCover aus dickem, stabilen Karton und passt in keine herkömmliche Schutzhülle. Zwar ist Platte schlabberig vertütet, doch leider etwas unvorteilhaft, so das man zwar diese Hülle, inklusive unablösbarem Sticker, wiederverwenden kann, aber halt immer ein Stück Karton rausguckt. Die Figuren auf dem Cover sind glänzend gedruckt, der Rest eher matt. Die zwei Scheiben sind in bedruckten Innenhüllen gequetscht, aber dennoch relativ leicht zu entnehmen.
Meines Wissens gibt es von dem Album mindestens drei verschiedene Vinyl-Versionen. Eine davon hat zwar das gleiche Artwork wie meine Ausgabe, dies aber im imposanten Regenbogen-Glanz-Druck. Sicherlich ein ganz besonderes Sammlerstück!
Punkte: 8.5 / 10