Man ist ja erst einmal geschockt wenn einem ein Album an der 70-Minuten-Grenze vorliegt und fragt sich, ob es überhaupt gelingen kann solch ein langes Werk ohne Füller zu schreiben. Doch „Secrets We Hide“ prescht sofort los und lässt einen erste Bedenken vergessen. Leichtes Uptempo, tolle Gitarrenmelodien und ausdrucksstarker Gesang bilden das Gerüst für den Song und sollen es fortan auch für das ganze Album tun. Tolle Eingängigkeit, die zum Mitsingen einlädt, trifft auf exzellentes Songwriting, welches jedem Song eine individuelle Note sowie Abwechslung verpasst. Rhino (ex-Manowar) an den Drums bildet zusammen mit Ned Meloni (ex-Reverence) am Bass ein grundsolides musikalisches Fundament.
„The Enemy“ macht genau da weiter, wo der Opener aufgehört hat und erst beim dritten, überlangen, „Stand Your Ground“ merkt man, wie gut gelungen die Kompositionen wirklich sind. Man hat hier nicht das Gefühl, einen fast 11-Minuten-Song vor sich zu haben. Trotzdem, das 2-Minütige Schunkel-Ende des Songs wirkt befremdlich und komplett überflüssig. Ein kleiner Makel. Mit „Hero“ folgt ein erstes großes Highlight, bei dem Todd Michael Hall alles zeigen kann und diesen Song damit durch die gebotene Gesangsleistung hervorhebt. Emotional und Ergreifend!
Weitere Highlights sind das kraftvolle und im Midtempo (ein „Stampfer“ sozusagen) gehaltene „The Sky Is Falling“, das getragene und emotionale „Escape From The Night“ und das epische Schlachtenepos „Stand Your Ground“.
Dennoch gibt es auch Songs die zu sehr am Kitsch kratzen („Destiny“) oder auch nicht zünden wollen („Worlds Apart“). Trotzdem wirkt das Album rund und wie aus einem Guss, denn diese Songs sind es, die einen runterholen und durchatmen lassen, bevor das nächste Geschoss abgefeuert wird. Man muss abermals Todd Michael Hall hervorheben, der aus guten Nummern überragende und aus nicht so guten immer noch durchschnittliche Songs oder mehr macht.
Es gibt in dem Feld, das Jack Starr beackert derzeit wenige Bands, die es mit diesem herausragenden Album aufnehmen können. Das liegt auch daran, dass es im kraftvollen, epischen Metal in der Schnittmenge von US- (mehr) und Euro- Power-Metal (weniger) nicht viele Veröffentlichungen gibt. Die meisten setzen sich doch extremer in einer der beiden Richtungen fest. Auch deshalb sollten Fans aus beiden Lagern diesem Album Gehör schenken.
Sind 70 Minuten nun zu lang für dieses Werk? Nein, sicher hätte man 2-3 Songs weglassen können, aber die Bandbreite des Albums wird durch die Songs größer. Und ich bin mir sicher, dass meine Highlights auf diesem Album nicht jedermanns Highlights sind. Vermutlich sind meine Streichkandidaten gerade diejenigen, welche sich bei anderen als ihre Favoriten herausstellen.
Original-Review: http://heavystageforce.rocks/jack-starrs-burning-star-stand-your-ground
Punkte: 8.5 / 10