Wie es sich für ein Nuclear Blast Album gehört, gibt es davon natürlich direkt haufenweise Versionen. Ich habe mich für die CD + DVD Version mit Wacken-Mitschnitt entschieden. Was direkt auffällt ist das eher generische Cover (was sollen diese komischen Tentakel-Teile?). Aber wichtiger ist ja der Sound und da habe ich nix zu meckern und bin froh, dass man wieder auf klare und bombastische Produktion setzt, anstatt irgendwelche komischen Experimente zu machen, um dem Ding mehr Ecken und Kanten zu geben oder so.
Los geht's mit dem Intro “Apocalypticon”, dass im Vergleich zu “Mars Mantra” etwas brachialer dafür weniger verträumt rüberkommt. Ich mag’s, hätte aber ruhig länger sein können. Danach prescht das Album dann mit “World War Now” direkt nach vorne und gibt ein gutes Tempo vor. Das sehr eingängige Gitarrenriff deutet hier auch schon an, was später noch viel offensichtlicher wird, nämlich, dass sich “Gods of Violence” durchaus an eine möglichst breite Zielgruppe richten möchte. Trotzdem mag ich den Song, vor allem die Passage nach dem zweiten Refrain tritt gut Arsch.
“Satan Is Real” geht dann mit dem Tempo ziemlich runter und setzt eher auf einen Refrain, den man auch nach 6 Bier beim ersten Mal problemlos mitsingen kann. Auch dieser Song ist absolut okay, aber leider auch poppiger als er sein müsste. “Totalitarian Terror” macht dagegen für mich alles richtig und ist eins meiner beiden Highlights. Tempo und Härte passen hier, Abwechslung stimmt und selbst die plakativen Lyrics, die an sich eine gute Message haben aber auf “Gods Of Violence” doch ein bisschen zu sehr in die gleiche Richtung gehen und manchmal etwas kitschig daherkommen, kann ich hier erstaunlich gut ab.
Der Titeltrack hat dann wieder ein eigenes Akustikgitarren Intro, sehr gut vergleichbar mit “United In Hate” auf “Phantom Antichrist”. Auf der “Violence Unleashed” Single hat er mir aber deutlich besser gepasst. Dort hat die Festival Hymne die CD gut eingeleitet und Lust auf mehr gemacht. Hier nimmt sie nach dem schnellen “Totalitarian Terror” zu schnell zu viel Tempo raus und geht zwischen den anderen sehr eingängigen Songs irgendwie unter und kann höchstens durch die “We Shall Kill” Hookline (die auch vor allem eher live funktionieren dürfte) hervorstechen.
Auch wenn ich bis jetzt einiges zu meckern hatte, war das immer auf hohem Niveau. “Army Of Storms” ist dann auch der einzige Song, wo bei mir garnix rüber kommt. Egal, wie oft ich ihn mir anhören bleibt einfach nichts. “Hail To The Hordes” ist dann der zweite Song, der scheinbar ausschließlich für Konzerte geschrieben wurde. Ist wie das meiste auf der CD ganz gut anhörbar, aber auch keine Offenbarung. Geht so ganz gut ins Ohr aber auch ein bisschen unter.
“Lion With Eagle Wings” hat dann wieder ein kurzes eigenes Intro, dass im Vergleich zum Titeltrack aber nicht zu sehr den Fluss des Albums stört. Stattdessen bietet der Song die perfekte Mischung aus Brutalität und Melodie und hat die ganzen 5.23 Minuten genug Abwechslung, dass es nicht langweilig wird. Damit ist das der zweite Song, dem ich ohne zweimal zu überlegen ein uneingeschränktes “Daumen hoch” gebe. Bei “Fallen Brother” sind wir dann endgültig in der Popmusik angekommen. Der dritte Song, der sich eher auf die Live-Erfahrung konzentriert. Lustigerweise hatte ich in Berlin den Eindruck, dass die Fans gerade dazu am wenigsten abgegangen sind. Dabei hat er deutsche Lyrics im Refrain und Guest Vocals von einem gewissen Dagobert. Das Problem ist, dass die Nummer zwar direkt als Ohrwurm hängen bleibt aber nach 3 mal hören einfach komplett abgenudelt ist und man es dann nicht mehr hören kann.
Zum Schluss hätten wir noch das kraftvolle “Side By Side” und “Death Becomes My Light” was ein bisschen mit ruhigeren Tönen experimentiert und als Rausschmeißer so auch wirklich gut passt. Trotzdem kann keiner von beiden Songs den Gesamteindruck in positive oder negative Richtung rumreißen.
Am Ende bleibt ein gutes Album, dass mich trotzdem ein bisschen enttäuscht stehen lässt. Die erhoffte Innovation besteht einzig und allein da drin, die Musik noch leichter zugänglich zu machen. Und klar: “Gods Of Violence” klingt erstmal gut, geht auch ganz toll beim ersten Mal hören ins Ohr und man kann jeden Song auch nach einmal hören direkt Live mitgröhlen. Blöderweise hat man aber auch nach kurzer Zeit wirklich alles gehört, was die Scheibe zu bieten hat. “Gods Of Violence” ist ganz klar kein Album, auf dem man auch beim zehnten Mal hören noch was neues entdecken kann. Viele Stücke ähneln sich auch und nur “Totalitarian Terror” und “Lion With Eagle Wings” stechen für mich wirklich positiv hervor. Das ist zu wenig. Der Rest ist dann auch noch schnell abgelutscht und wird dann langweilig. Die meisten Kreator Alben kann ich auch Jahre später noch rauf und runter hören. Ob das mit “Gods Of Violence” auch funktioniert weiß ich nicht.
Andererseits ist das alles Gejammer auf hohem Niveau. Bis auf “Army Of Storms” kann ich jedem Song etwas positives abgewinnen und natürlich beherrscht hier jeder sein Instrument, sodass alles qualitativ hochwertig abläuft. “Gods Of Violence” macht Spaß, auch wenn die Erwartungen von meiner Seite aus etwas höher gesteckt waren. Der Wacken Mitschnitt hat sich für mich als Bonus gelohnt. Kreator zeigen, dass sie auch vor Riesenmassen spielen können und haben eine ziemlich geile Tracklist am Start.
Punkte: 7.5 / 10