PJ Harvey To Bring You My Love (1995) - ein Review von Nezyrael

PJ Harvey: To Bring You My Love - Cover
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1 Review
19
19 Ratings
8.61
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Pop


Nezyrael
21.07.2011 22:21

1995 erschien das zweite vollwertige Soloalbum der britischen Singer-Songwriter-Alternative-Indepedent-Rock Ikone Polly Jean Harvey. To Bring You My Love war nicht nur mit über einer Million verkauften Alben quasi der kommerzielle Durchbruch, es gilt auch als ihr bestes Album und eines der wichtigsten Alternative-Alben überhaupt und sowieso. Produziert wurde das ganze von John Parish der auch für andere musikalische Größen wie 16 Horsepower arbeiten durfte und mit Dance Hall At Louse Point und A Woman A Man Walked By gibt es auch zwei vollwertige Kollabo-Alben der beiden. Auch sonst hat er bei vielen anderen Alben von harvey die Finger im Spiel, z.b. bei White Chalk und Is This Desire?, ausserdem ist er auf To Bring You My Love auch als Gastmusiker an unter anderem Gitarre und den Drums zu hören. Die Produzentenarbeit hat er aber nicht alleine gemacht, neben PJ Harvey und ihm hatte auch noch der bekannte Flood seine Finger im Spiel, ein Mann der untere anderem auch für U2, Depeche Mode, Sigur Ros, Nine Inch Nails und The Killers arbeitete. Bei solch einem Personal kann natürlich gar nichts schiefgehen, und herrausgekommen ist ja auch ein absolutes Meisterwerk. Im Vergleich zu Rid Of Me ist dieses Album dabei deutlich düsterer, aber trotzdem enorm facettenreich und experimentell ausgefallen, Rock, Blues, Depression, Verzweiflung, alles findet seinen Platz auf diesem Album.

Los geht es mit dem Titeltrack To Bring You My Love, geführt von PJ Harvey's zarter, zerbrechlich erscheinender Gitarre und gruseligen Orgeltönen, dazu Polly Pockets kraftvolle Vocals. Ein langsamer Song zu Beginn, aber dafür direkt ziemlich dunkel und auf eine gewisse sonderbare Art und Weise irgendwie roh wirkend, lautere Melodien wechseln sich mit leiseren, etwas furchteinflößerenden, ab und über allem ein gewisser bluesiger Vibe, auf jeden Fall ein sehr gelungener Start. Etwas rockiger geht es mit Meet Ze Monsta weiter, stampfender Beat, theatralische Vocals, häufige Wiederholung ähnlicher Themen, ein guter Song aber doch eher einer der schwächeren auf diesem Album. Mit Working For The Man geht es dahingehend wieder aufwärts, auch wenn der Song mich oft etwas ratlos zurücklässt. Was passiert hier? Es ist ja fast schon übertrieben, das ganze Song zu nennen, weil Song kommt ja irgendwie von singen, und das kommt hier nicht wirklich vor. Ihre Vocals ähneln hier eher einem Flüstern, ein Schauer läuft einem über den Rücken, die etwas gruselige Grundstimmung wird unterstützt von den Keyboards, alles wirkt ein wenig künstlich, irgendwie zusammengestückelt, aber doch so gut, das keine Zwischenräume bleiben, alles greift ineinander, auch der zuerst komisch wirkende Beat passt irgendwie. Merkwürdiges Stück mit Sicherheit, aber nichtsdestotrotz ein sehr gutes! C'mon Billy ist da schon ein enormes Stück eingängiger, einprägsame Gesangslinien, schöne Melodien, großartige Vocals, ein im mittleren Tempo angesiedelter Akustik-Song, der sich schnell im Ohr festsetzt. Aber weiter zum nächsten Song, denn mit Teclo wartet eines der Highlights der Platte auf den geneigten Hörer, ein ähnlich dem Titeltrack tief im Blues verwurzelter, verzweifelter, depressiver Track, enorm emotional, I Learned To Pray, wie großartig kann Musik denn sein? Einer meiner Favoriten auf dem Album! Mit Long Snake Moan folgt dann einer eher durchschnittliche etwas härter rockende Nummer, ohne ihre tolle Stimme wäre das aber denke ich ein absolut gewöhnlicher Song und keiner besonderen Erwähnung Wert. Der nächste Song dafür umso mehr, denn Down By The Water ist erneut ein wahrhaft großartiger Song. Enorm interessant umgesetzt, einige merkwürdige Gitarreneffekte, elektronische Spielereien, ein wenig Grusel muss wie immer auch mit rein, ein wenig Lateinamerika, das alles in den Mixer, garniert mit Pollys herausragender Stimme, und heraus kommt ein Song der Spitzenklasse. Übrigens einer der ganz ganz wenigen Songs (mir fällt zumindest spontan kein weiterer ein *lol*) wo ich das Fade-Out wirklich passend und gut gemacht finde, Pollys immer leiser werdende Stimme, die den selben Vers ständig rezitiert und irgendwann im Nirvana der Schwerelosigkeit verschwindet...großartig! I Think I'm A Mother ist für mich das einzige wirkliche Füllmaterial auf dem Album, der Song bietet nicht viel, Pollys Stimme ist ziemlich leise, manchmal schon zu leise, ein Song der auf einem durchschnittlichen Album einer der besseren wäre, auf einem Meisterwerk wie diesem hingegen fast schon einen Ausfall darstellt. Deutlich aufwärts geht es dann wieder mit Send His Love To Me, teilweise etwas folkige Melodien, großartiger Gesang, alles richtig gemacht! Ein weiteres Highlight gibt es dann nochmal zum Schluss, denn The Dancer ist noch einmal eine echte Granate von Song. Lateinamerikanische Melodien, dazu passend sexy Squeals, ein großartiger Gesang, meiner Meinung nach die beste Gesangsperformance des ganzen Albums, nochmal die gruseligen Orgeln, ein grandioser Abschluss eines grandiosen Albums.

Punkte: 10 / 10


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