Coroner Punishment For Decadence (1988) - ein Review von Lord

Coroner: Punishment For Decadence - Cover
1
1 Review
25
25 Ratings
9.02
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Progressive Metal, Thrash Metal


Lord
19.07.2010 14:06

Es ist unglaublich, was die Schweizer CORONER auf ihrer zweiten Langrille alles gebacken kriegen. Allen voran Gitarrengott Tommy Vetterli (Baron); was der Junge aus seiner Klampfe geschmeidig und locker rausholt, bingen anderswo keine 10 Gitarristen zustande. Unglaubliche Riffs, verblüffende Soli, abstrakte Fills - das ganze felsenfest untermauert von Sänger/Bassist Ron Royce und Drummer Marquis Edelmann (Marky); ein fantastisches Trio, das sowohl technisch anspruchsvolle, intelligente und ausgeklügelte Musik, als auch knüppelharten, fiesen Thrash Metal voller Energie und Melodie vereinen!

Die Platte beherbergt zwar nur 8 Songs - darunter ein umwerfendes Instrumental - doch sie bringt es dennoch auf eine stolze Spielzeit von fast 35 Minuten; kurz und bündig, jedoch nicht zu kurz (ich denke da immer an Slayers "Reign in blood" - 27 Minuten kurz).

Unüberhörbar sind CORONER von den schweizer Kollegen CELTIC FROST geprägt; Royces Stimme ähnelt deren von Tom "Warrior" Fischer schon enorm, dazu das "Into the crypt of rays"-artige Intro zu "Absored". Weitere Parallelen; Tommy und Marquis waren bei der CF-Tour "Tragic serenades" im Roadie-Team der Band. Tom mischte zudem gesanglich beim "Death cult" Demo aus dem Jahr 1985 mit und steuerte die Lyrics zu "Spiral dream" bei. Zudem zockte Marquis später beim Warrior-Projekt Apollyon Sun die Drums ein.

Das Album hat KEINE Schwächen - im Gegenteil; es ist mitreissend, faszinierend, kurzweilig und einfach nur verdammt stark! Sowohl verspielt als auch pointiert - sowohl abstrakt als auch melodiös und eingängig, ohne dabei zu schwächeln oder sich irgendwo anzubiedern. Dazu sind die Riffs und Leads viel zu schräg - ähnlich wie die kanadischen Kollegen von VOIVOD zocken auch CORONER diese schräge, fräsende Art Tech-Thrash, die einem einfach nur sprachlos zurück lässt. Weniger futuristisch als Voivod, dafür irgendwie übler, dunkler und schräger. Mit teils jazzigen Akkorden punktet der Schweizer-3er bei mir; man höre "Skeleton on your shoulder"! Damit nehmen sie einiges Vorweg, was Chuck Schuldiners DEATH nach machen werden. Krass.

Zu den Highlights gehören klar der Überopener "Absorbed"; was für ein Geniestreich!! Nicht minder gut das knüppelnde "Masked jackal", das vieles vorweg nimmt, was CELTIC FROST auf ihrem 1990er Comeback-Album "Vanity/Nemesis" versuchten.
Die Krönung jedoch bildet das FANTASTISCHE, sensationell gespielte Instrumental "Arc-Lite"; wunderbar, wunderschön und bewegend! Energiegeladen und dennoch so schön!
Oder auch "Sudden fall", das die B-Seite gekonnt einläutet und mit melodischen Mittelparts aufwartet, teilweise im Midtempo-Bereich rumpelt - bis die Mannschaft dann wieder losballert; das ganze klingt so kraftvoll und satt, wie eine meterdicke Metallwand!!
Auch der unglaubliche Rausschmeisser "Voyage to eternity" punktet voll und geht auf die 10!
Fairerweise muss man aber sagen, dass SÄMTLICHE Tracks 100% überzeugen - keine Hänger, keine Füller - keine Langweile! Dafür ist das Ganze einfach zu abwechslungsreich, zu interessant und mit viel zu viel Power und Spielfreude gezockt. Ich meine; hört euch mal die unglaubliche Gitarrenleistung in "New breed" an - wo gibt es denn sowas? Wo kommt das her? Und wie zur Hölle kann man DAS alles spielen?? Nicht von dieser Welt!
Gähnen kann man bei anderen LPs, hier definitiv nicht - hier lauscht man gespannt und gebannt und kann es auch nach dem 5000. Durchgang nicht glauben, was man zu hören bekommt.

Mit "Punishment.." lösten sich CORONER aus der Normal-Thrash-Nische noch deutlicher als auf dem Debüt "R.I.P." und prägten den technischen Thrash Metal bedeutend mit. Zwar hatten CORONER nie den Erfolg, den sie eigentlich verdient hätten, doch Kritiker und Musiker wussten ihr Können, ihre Ideen und ihr Engagement stets zu würdigen. Kein Wunder; es ist einfach PERFEKTE Metal-Musik mit unheimlich vielen interessanten und charmanten Ideen.

Danach folgte mit "No more color" ein ebenfalls starkes Album und mit "Mental vortex" ein Überalbum!! "Grin" beendete 1993 die Karriere von CORONER leider viel zu früh - ich empfehle jedoch jedem Thrasher sämtliche CORONER-Alben, vielleicht allen voran die besprochene Scheibe! Und "Mental vortex". Wobei ich "Punishment.." noch etwas kraftvoller und weniger steril produziert empfinde als den 1991er Release.
Mittlerweile sollen sich die Jungs ja wieder zusammen getan haben - bin gespannt!

Selbstverständlich holt "Punishment.." locker 10 points ab!! MEISTERWERK!

Punkte: 10 / 10


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