Edguy ist eine Band, an der sich die Geister scheiden. Für diejenigen, die ihren Metal gerne möglichst aggressiv hören, waren sie immer ein gerne genommenes Ziel für Vergleiche mit Kinderliedern und generelle Geringschätzung von melodischem Powermetal. Auf der anderen Seite hat man sich, unter anderem durch starke Medienpräsenz des Bandleaders und Avantasia-Masterminds Tobias Sammett, eine große Fangemeinde erspielt.
Wie ordnet sich nun Theater of Salvation in die recht umfangreich gewordene Diskographie ein? Die Antwort ist recht einfach: Ganz oben!
Die ersten Alben der Hessen boten zwar schon einige schöne Momente, aber die Ausführung war noch alles andere als perfekt, während auf den neueren Scheiben doch eine merkliche Stagnation stattgefunden hat und echte Höhepunkte rar gesät sind.
Nun, perfekt ist die Produktion auch hier nicht, die Drums sind eindeutig zu laut im Vordergrund und Sammett wird niemals der technisch beste Sänger werden. Es gibt aber etwas, das den meisten Konkurrenten leider häufig abgeht, nämlich Herzblut. Wahre Fans sind am Werk und scheren sich nicht darum, ob ein Song zu klischeebeladen ist, sondern setzen Referenzpunkte für dieses Klischee.
Nach dem, zu diesem Zwecke absolut notwendigen, epischen Intro folgt mit Babylon gleich mal ein Speedmetalkracher mit Ohrwurmrefrain, bevor Headless Game einen gepflegten Reiter Rhythmus kultiviert und beim Einsilbigen Mitsingteil die Fäuste in die Höhe treibt. Die verschiedenen Spielarten werden geschickt variiert und doch hat man bei jeder Geschwindigkeit das Gefühl, das die Energieregler der Jungs auf vollen Output gedreht wurden. Land of the Miracle ist musikalisch und textlich gesehen, die wohl schmalzigste Powerballade, die jemals aufgenommen wurde (naja, bis zur Veröffentlichung von Avantasias Lost in Space zumindest) und doch funktioniert das Ganze, vor allem weil im Schlusspart mit tollem Setzgesang überrascht wird.
Mit dem Titeltrack hat das Album dann, den vielleicht besten Melodic Powermetal Longtrack, seit Helloweens Keeper of the Seven Keys zu bieten. Alle positiven Attribute der restlichen Songs kommen nochmal zum Tragen und jede Hookline sitzt.
Es wird niemand durch den Genuss von Theater of Salvation plötzlich zum Fan des fröhlichen Mitsingmetals, doch für den positiv gestimmten Hörer ist dies eines der besten Alben des Genres.
Punkte: 9 / 10