Ich hatte wirklich gedacht, dass Iron Maiden mit "the final Frontier" endlich kapiert haben, wie sie episch und progressiv zugleich klingen können, ohne gewisse Merkmale in einem Lied so aufzuplustern, dass man keinen Bock mehr darauf hat. Ich habe bereits eine Review zum Vorgänger geschrieben, daher fasse ich mich kurz hier: jedes Lied hatte eine eigene Identität, einen sonderbaren Aufbau, eigene Melodien, man konnte die Lieder unterscheiden, und zwar vom Anfang bis zum Schluss.
"If Eternity should fail" hat mir gut gefallen, bereits dort hatten Maiden mit dem repetitiven Chorus á la "A Matter of Life and Death" angefangen. Im Falle des ersten Lieds ist es nicht schlimm, das durch die Instrumente aufgebaute Ambiente sorgt dafür, dass der Chorus bei jedem Hören gleich gut klingt.
"Speed of Light" ist das "El Dorado" von "Book of Souls" - nicht nur wegen dem Platz auf dem Album.
Bereits bei "the great Unknown" kommt dann die große Enttäuschung. Maiden haben einen klaren Rückschritt gemacht, was das Songwriting angeht, es musste mal wieder die ununterbrochene Leier sein: kurze Strophen, langes Gedudel, Choruswiederholungen.
Nach dem Stück hab ich mir gedacht, dass ich jetzt einfach mal aufhöre, mir das Album genau anzuhören. Ich warte jetzt darauf, bis "the Book of Souls" mich mal überrascht, und taste die Lieder nicht Punktgenau nach interessanten Passagen ab. Vielleicht war das ja der Fehler.
Außer "When the River runs deep" blieb bei mir eigentlich nichts von den Liedern hängen. Das Stück ist ein schönes Rockstück, ganz im Stile von "Brave New World".
Ich jedenfalls höre plötzlich Bruce "Tears of a Clown" jaulen. Ich schaue auf die Rückseite der CD und merke: das ist ja schon Track 9!
Rund eine Stunde ist vergangen, ohne dass irgendetwas hängen blieb. Irgendwas mit Substanz!
Erst 2 Tracks später, also mit "Empire of the Clouds" können Maiden wieder ein paar Punkte gut machen. Leider sind die 18+ Minuten auch nicht ihre ganze Zeit wert. Maiden gehen nach dem Schema P für Penetrant, für einPrügeln, sie haben einfach ein so langes Lied gemacht, dass man irgendwann schon merken wird "achso, da ist ja was".
Der krönende Abschluss sind die letzten 6 Minuten von "Empire of the Clouds". Danke dafür!
Vielleicht sollten sich Maiden mal wieder länger mit ihrer Diskographie befassen, denn gute overextended Tracks hatten sie ja, wie "Rhime of the ancient Mariner", "the Clansman" und "When the wild Wind blows". Mir jedenfalls geht es nicht in den Kopf, wie man "The Book of Souls" in den Himmel loben kann, wenn die einem die deutlich lebhafteren Vorgänger - das gilt auch minimal für "A Matter of Life and Death" - nicht gefallen haben.
Punkte: 5.5 / 10