Imperious Tales Of Woe (The Journey Of Odysseus, Part I - From Ilion To Hades) (2015) - ein Review von Fire Down Under

Imperious: Tales Of Woe (The Journey Of Odysseus, Part I - From Ilion To Hades) - Cover
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1 Review
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4 Ratings
9.50
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Death Metal, Epic Metal


Fire Down Under
02.12.2015 23:01

Aus dem tiefsten fränkischen Untergrund erhob im Jahre 2015 ein obskurer Musizierzirkel die Stimme, um die Worte alter Überlieferungen zu verkünden - und um zugleich eines der außergewöhnlichsten, epochalsten und ergreifendsten Werke der mindestens letzten 15 Jahre zu erschaffen.

Der sperrige Titel deutet bereits leicht an, welch Tiefgang dieses Musikwerk haben soll. IMPERIOUS reichern ihren mächtigen Extrem-Metal, genauer gesagt eine homogene Verwebung von Death und Black Metal, mit einem epischen Überbau und einem ebensolchen Textkonzept, welches auf Homers "Odyssee" basiert, an - sowie mit großen Melodien und einer unglaublichen Liebe zum Detail in jeglichen Belangen. So sind allein ganze sechs Singstimmen zu hören, die die einzelnen Figuren des Epos' verkörpern - das gesangliche Spektrum erstreckt sich von schwarzmetallischem Gekeife, gutturalem Gesang über Klargesang bis hin zu female vocals - dazu narrative Passagen, viele epische Intros und unzählige musikalische Wendungen und Abfahrten. Zu jeder Sekunde komplett majestätische und schlicht große Musik. Nicht selten ist man nahe dran an der musikalischen Intensität und Herangehensweise der Oberpfälzer ATLANTEAN KODEX, allerdings auf seine Art und Weise völlig eigenständig.

Schon allein der pompös inszenierte Auftakt "At the Shores of Ilion" nimmt den Zuhörer mit auf eine Reise epischen Ausmaßes - der Odyssee eben. "To Abjure Temptation", das erste Kapitel, wartet sogleich mit rasendem Tempo, ballernden Drums und harschem, jedoch zumeist gut verständlichem Gesang auf. Überhaupt zieht sich das durch das komplette Werk, dass die Passagen mit extremem Gesang sehr oft so verständlich sind, dass man das Textbuch fast gar nicht zur Hand nehmen muss. Wunderschön und jedes Mal auf Neue bezaubernd: der Part ab der 5. Minute mit dem Solo und der narrativen Passage, der mich immer total an eine extremere Variante erwähnter ATLANTEAN KODEX erinnert.
Die beiden Kapitel "The Sharpened Pale" (10 Minuten lang) und "Insidious Winds" (15 Minuten) bilden das Herzstück dieses Epos'. Eher im Midtempo angesiedelt, so wie eigentlich der Großteil des Werkes, untermauert von mächtigen Riffs und wuchtigen Drums, sorgen IMPERIOUS mittels Ehrfurcht gebietenden Melodien, tollen Wechselgesängen und sorgsam eingefügten Narrationen für Eskapismus der selten erlebten Art.
"Celestial Tunes of Moral Fraud" ist hingegen wieder in höherem Tempo angesiedelt und entfaltet sich gegen Ende wieder in seiner kompletten, atmosphärisch-erhabenen Pracht. Riesengross...
Den ersten Teil des Epos' beschließt das knapp 12 Minuten lange Kapitel "Where Cimmerian Darkness Dwells", das irgendwie nochmal ein wenig anders klingt als das bisher Gehörte - stärker im Black Metal verwurzelt, in endloser Melancholie getränkt und von traurigen Melodien fahl schimmernd, aber dennoch wärmend, dringt hier ein absolutes Jahrhundertwerk ans Ohr des ergriffenen Zuhörers. Und das - stilübergreifend - auf Augenhöhe mit Göttergaben wie "Dreams of Eschaton", "Decay (Saver Comes)", "Nordland", "Gates of Valhalla", "The Great Cleansing", "The Furthest Shore" oder "Remembrance Day (A Song for Peace)". Welch ein Abschluss.

Was hier in seiner Gesamtheit erschaffen wurde, beeindruckt sowohl in seinem ausgefeilten Arrangement, seinem liebevollen Detailreichtum sowie weiterhin in seiner kompromisslosen Ernsthaftigkeit. Ein Wunderwerk, das in dieser Form nur sehr selten anzutreffen ist - gleichzeitig Anker wie Leuchtturm -, darüberhinaus vor allem Eines: ein Manifest. Kreativität und Mut zum Außergewöhnlichen statt identitätslosem Einerlei, hundertprozentige Hingabe statt schnell-schnell hingerotztem Reißbrett-Mist, tiefgreifendes, kluges Konzept statt billigen 666/Satan-Taschenspielertricks.
Auch der Sound ist ein Traum, vor allem wenn man bedenkt, dass das hier alles komplett als Eigenproduktion realisiert wurde. Was hier am Mischpult gezaubert wurde ist unglaublich, dagegen klingen teilweise labelfinanzierte Produktionen wie billiges Zusammengeschuster. Von Andy-Sneap-Plastikschrott wollen wir da gar nicht erst reden...

Traurigerweise nahm von alledem nahezu niemand Notiz, in der Fachpresse fand die Band kaum statt, auch dass hier noch kein Label angebissen hat, wundert mich ebenfalls. Worin die Gründe liegen, darüber kann man nur spekulieren...
"Tales of Woe" sei jedoch umso mehr mit Nachdruck jedem empfohlen, der außergewöhnliche Musik liebt und schätzt. Auch wer sonst eher nichts mit Black und Death Metal anfangen kann, aber epische Musik wie eben ATLANTEAN KODEX mag, sollte hier zur Zielgruppe gehören, ich bin mir sicher, dass so mancher, der sonst nicht so auf Geprügel steht, durchaus Gefallen an IMPERIOUS finden könnte, da die Musik trotz extremem Fundament viele traditionelle und eben Epic Metal-Einflüsse aufweist.

Up the Swords!

Punkte: 10 / 10


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