Earth Pentastar: In The Style Of Demons (1996) - ein Review von MLSnick

Earth: Pentastar: In The Style Of Demons - Cover
1
1 Review
7
7 Ratings
9.00
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Doom Metal, Stoner Rock/Metal


MLSnick
17.07.2012 17:01

Keine Ahnung ob dem Label die brummenden Ladenhüter missfielen, oder ob Dylan Carlson in eine Phase kam, wo er dachte, er hätte mit seinen dröhnenden Werken schon alles gesagt. Ich könnte mir denken, das er zu jener Zeit mit seiner Art Musik ziemlich allein auf weiter Flur stand. Was EARTH da produzierten war schon sehr extrem und dürfte nur einem sehr, sehr kleinen Kreis gefallen haben. Hinzu kommt, das es wohl selbst in der Seattle-Szene und auch sonstwo eher wenige Musiker und Bands in der Richtung gab.

Dermaßen isoliert, wäre ein Ausbruch aus den eigenen Bandagen absolut nachvollziehbar. Aber das sind alles nur Spekulationen meinerseits und Fakt ist, das EARTH im Jahre 1996 eine leichte Kurskorrektur vornahmen, eingängiger und leicht verdaulicher wurden. Wir sprechen hier also so gesehen nicht mehr von DroneDoom, sondern eher von StonerRock, mit Gitarren, Schlagzeug, Bass und Gesang. Die Band klang nie wieder wie auf "Pentastar: In The Style Of Demons". Für mich persönlich gehört die Scheibe trotzdem zu den besten Veröffentlichungen von EARTH.

Die Platte beginnt mit dem sogenannten "Introduction", welches sich am Ende des Albums als leicht abgewandeltes "Coda Maestoso in F(Flat) Minor" entpuppt. Ja, der erste und der letzte Track sind fast gleich, was aber nicht weiter tragisch ist, denn dieses Stück gehört mit zum besten was EARTH je gemacht haben. Ein Kleinod, ein Klassiker! Eigentlich wird hier ein und das selbe Thema immer und immer wieder wiederholt. Spärlich, aber bestens arrangiert wird der Anschlag stetig härter und unsauberer, bis die Orgel einsetzt und dem Ganzen einen 70er-Jahre-Tupfer aufdrückt. Kaum sind die Tasten gedrückt, ist das Intro auch schon zu Ende.

"High Command" ist ein scheppernder Midtempo-Stampfer, der auch ohne viel Firlefanz auskommt. Carlson scheint eher Wert auf knarzige Details beim Gitarrenspiel zu legen, als auf abwechslungsreiches Songwriting. Aber er kann sich das erlauben, denn obwohl der zweite Titel nur auf zwei, drei Riffs bzw. Ideen basiert, lullt der Song richtig schön ein. Die Vocals stören nicht, sind kaum erwähnenswert und spielen sich irgendwo hinten im Keller ab.

Dann kommt mein absoluter Favorit auf dem Album, "Crooked Axis For String Quartet". Ein hell-klirrendes Gewirr aus wattezarten Gitarrenzupfern, die auf einem leichten, langen und unheilvollen Ton herumtanzen. Mir kommt immer wieder das Bild eines wolkenlosen, heißen Sommertages ins Gedächtnis. Die Mauern der modernen Nobelhütte sind weiß gekalkt und der Rasen ist monoton grün, während im SwimmingPool das kühle Nass ganz leicht die Strahlen der Sonne reflektiert. Ein wunderschöner Moment, ein fast perfekter Moment und doch ist da ein beklemmendes Gefühl, das irgendetwas schlimmes passiert ist oder etwas mit schlechten Absichten auf der Lauer liegt. Selten habe ich durch Musik solch ein konkretes Bild vor Augen.

Nur schmerzlich kann ich mich von diesem bittersüßen Instrumental verabschieden, doch ein weiterer Stampfer wartet. "Tallahassee" ist rotzig und mitreißend. Der unaufgeregte Gesang passt und doch ist es wieder die aufreibende Gitarre, welche herrlichst auf die Birne kloppt. Entzückt bin ich vom knappen, eruptiven Solo am Ende des Songs.

Und schon strahlt am Horizont wieder das gleißende Unheil. "Charioteer (Temple Song)" spielt mit einem Thema herum und hat wieder diese ganz spezielle Aura. Wie hypnotisiert lausche ich diesem Gebet aus akustischen und verzerrten Gitarren. Ganz einfach, nur singende Saiten und diese magische Melodie. Böse Zungen würden wohl Worte wie "monoton" und "primitv" benutzen, aber ich langweile mich nicht. Ich bin verzaubert!

Als sechstes gibt's eine Cover-Version, "Peace In Mississippi" von JIMI HENDRIX. Wer das Original kennt und liebt, wird sich über diese Valium-Version wundern. Aber Carlson ist natürlich kein Hendrix. Wo Hendrix vor Spielfreude explodiert, bleibt Carlson in festeren Strukturen. Hat durch den EARTH-Filter gesehen aber dennoch seine Berechtigung.

Mit "Sonar And Depth Charge" ist der Tiefpunkt des Albums erreicht. Bei der CD drücke ich hier gerne weiter. Nur sehr selten bin ich so eingelullt, dass ich mir dieses minimale Klavierstück geben kann. Drone unplugged sozusagen.

Schließlich wird das Ende eingeläutet. "Coda Maestoso in F(Flat) Minor" erinnert wieder an den Anfang der Reise. Doch im Gegensatz zur "Introduction" wurde versöhnlicher, freundlicher arrangiert. Es kommt dieses EARTH-typische, bittersüße Feeling auf, welches ich immer sinnbildlich mit der Geburtstagfeier eines totkranken Kindes vergleiche.

Carlson hat einfach etwas zutiefst melancholisches in seiner Musik. Es scheint, als ob er Hoffnung schenken möchte, obwohl er in Hoffnungslosigkeit zu ertrinken droht. Das ist für mich der gravierende Unterschied zu SUNN O))), die zwar 'oberflächlich' düster(er) klingen, in mir selbst aber nicht diesen unterschwelligen Schmerz, diese bittere Melancholie wecken können. Carlson gräbt tief in den dunklen Ecken der Seele und scheint mit seiner simplen, fast schon naiven Art den richtigen Nerv zu treffen.

Genau das macht EARTH für mich so einzig- und großartig!

Punkte: 8.5 / 10


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