Motörhead Overnight Sensation (1996) - ein Review von Monolith

Motörhead: Overnight Sensation - Cover
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8.28
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Hardrock, Heavy Metal


Monolith
03.04.2016 15:54

So, ihr Kindsköppe, lasst mal wieder den Daddy ran! Wenn man sich so anhört, was ihr Pubertären Lachnummern hier gerade fabriziert, dann kann man nur mit dem Kopf schütteln! Dave, was machst du hier für einen Quatsch? Hast dir Marty Friedman in's Boot geholt und nach dem geilen "Rust in Peace", das ohne seine Hilfe nicht annähernd so geil geworden wäre, willst du plötzlich auf innovativ machen? "Countdown to Extinction"? "Youtanasia"? Was soll dat denn?
Und ihr kleinen Racker von Kreator, was macht ihr denn da? Habt ihr nach "Coma of Souls" keinen Bock mehr gehabt, dass ihr euch nach Limb Bizkit und Korn orientieren wollt? Erklärt mir die Sauerei auf "Renewal".
Und was machen die hier? Was nennst du hier "Load"? Kommst hier mit "Ain't my Bitch" und Feuer auf dem Albumcover, Metallica, wenn ihr auf Gangster machen wollt, dann gebt ihr mir eure Gitarren her, aber das hab ich euch so nicht beigebracht. Das ist nicht cool, das ist 90er Jahre Swag! Zur Strafe werdet ihr jetzt ein paar Baggypants tragen und euch zu den Skatern in den Park hocken!

Mann, ich zeig euch jetzt mal wie man das macht! Phil, Mikkey, kommt her! Wir inszenieren jetzt mal 'nen "Civil War!" So spielt man Thrash Metal! Nicht mit dieser neumodischen Grütze, die ihr inspirierend und kreativ nennt. Was ist da los? Hört auf zu heulen! Ihr habt doch schon längt härteres fabriziert, vorallem ihr, Ventor und Mille! Verdammt, kann maj jemand diesen Heulsusen ein paar Schnuller bringen? Ich habe euch zu Metallern erzogen und nicht zu Weicheiern! Gott, ich brauche jetzt unbedingt ein paar Drinks! Ab in die Bar!

In der Bar: na also, endlich ein paar alt bekannte Gesichter! Und mein Jacky Cola steht hier auch schon, wie auf Bestellung. Hey, wer is'n das? Sonst sitzt hier doch immer Rob Halford. Jetzt sag bloß, dass die ihren Sänger auch gewechselt haben. Erst Bruce Dickinson und jetzt Halford! Und Leute wie Iommi sehe ich hier auch nur noch zu selten. Sag mir bitte, dass ihr wenigstens an coolem Material arbeiten wollt!
Tim: "ja mann, K.K. Downing und Glenn Tipton haben richtig fette Ideen mit einer Menge Double Basspassagen für Scott Travis, ein paar Samples, damit es härter klingt, und die versuchen den geilen Sound nachzumachen, seit wir gemerkt haben, dass Sepultura mit dem Style durch die Decke gingen"
Lemmy: "verarsch mich jetzt nicht!" Tim: "doch alter, Rob hat ja nach seinem Ausstieg aus Judas Priest auch so Mucke gemacht, mit 2wo und Fight. Judas Priest sind halt nicht mehr hart genug, hat er ja selbst gesagt, nachdem er Pantera gehört hat".
Lemmy trinkt sein Jacky in einem Zug leer, dann schaut er Tim an: "und ich dachte ich wäre zu Hause von pubertären Kindsköpfen umgeben!"
Tim: "Lemmy, ich glaube du wirst langsam alt, mit eurer Old School Musik kann man einfach nichts mehr anfangen, die ist ausgelutscht und uninteressant. Nichts für ungut."
Lemmy: "du kleiner Rotzlöffel, ich zeig dir gleich, was hier uninteressant ist! PHIL! MIKKEY! I'm crazy like a Fox!"

Aber Lemmy fängt gerade erst an. Und er geht auf "Overnight Sensation" so gar nicht mit der Zeit. Im Grunde genommen, nachdem die einstigen Pioniere und Stahlpoeten in den 90ern mehr und mindererfolgreiche Mitläufer geworden sind und man, wie man ja so oft hörte, den Metal als tot sah, so blieb immerhin eine Band weiterhin sich selbst treu wie keine andere aus ihrer Zeit. Die Rede ist natürlich von Motörhead. Klar, nach "Ace of Spades" spätestens war der ursprüngliche Mix aus Punk, Blues Rock und Metal stark zurückgefahren worden und hin und wieder, wie auf "March ör Die!", bedienten sich Motörhead ebenfalls gewisser Dinge, die einem Angst um die Zukunft der Band machten. Doch diese Ängste wurden spätestens mit dieser Arschtrittmaschine namens "Overnight Sensation" völlig ausgemerzt. Lemmy gräbt fast im Alleingang die begrabene Metalszene aus und macht all das, was zu dieser Zeit wirklich von kaum mehr einem Metalfan der alten Schule erwartet wurde. "Them not me" besitzt wieder einige Riffgranaten, nach denen oben genannte Thrasher wirklich zu Lemmy hätten kriechen und vor Scham um Vergebung bitten sollen!

Hierbei sollte erwähnt werden, dass Lemmy zu dieser Zeit kein (ganz so großes) Problem mit den Entwicklungen des Rock und Metalgenres hatte. Ok, er war Jahre später der Meinung, dass Slipknot nicht auf eine Bühne gehören sondern in einen Zirkus. Aber was Nirvana anging beispielsweise hatte Lemmy große Hoffnungen und Erwartungen in ihnen, wie er in einem Interview verriet. Daher sollte diese Rezi auch nicht als eine Art Saitenhieb gegen - moment mal, warum rechtfertige ich mich hier eigentlich? Lest euch doch einfach meine Rezensionen zu den oben genannten Alben durch! Hier geht es um "Overnight Sensation" und das Album ist geil, da Motörhead. Und das Album ist geil, da Motörhead hier Motörhead spiel plus das, was sonst ihre Kollegen immer taten. Ok, wenn es um Lieder wie "Civil War" und "Them not me" geht, kann man natürlich sagen, dass sowas schon immer irgendwo bei Motörhead zu hören war. Aber jetzt kommt der Knaller: hört euch mal "Shake the World" an! Das ist wirklich ein pure fucking Thrash Song, wie er bisher von reinen Thrash-Grenadieren fabriziert wurde. 95% purer Thrash, die fehlenden 5% liegen am etwas langsamen Solo. Also das nenne ich echt mal Leistung!

In der Zeit, in der die Konkurrenz fast völlig pulverisiert war, konnte Lemmy hier also in aller Seelenruhe ein Album pro Jahr rausbringen, und da konnte er noch so schlecht und unter bisherigen Erwartungen sein, seine Kollegen waren bereits am Boden, das heißt der größte Schrott von Motörhead hätte immernoch über dem gestanden, was andere Bands kreierten. Und doch gab sich das Trio alle Mühe, für seine Hörer auf "Overnight Sensation" eine Orgie zu zelebrieren! Bis auf das grenzwertige "Listen to your Heart" ist dieses Album somit ein voller Erfolg gewesen. Während der Niedergang der Metalszene in den 90ern beklagt werden konnte, konnten sich Motörheadfans zurücklehnen und sich über ein gutes Album nach dem Anderen freuen.

Punkte: 9 / 10


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