Sólstafir Ótta (2014) - ein Review von noiseagain

Sólstafir: Ótta - Cover
2
2 Reviews
23
23 Ratings
8.83
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal



31.01.2015 11:32

Der Tag hat acht Stunden. Viel Zeit für ein wahrhaft großes Album!

Musik aus Island ist besonders. Ich denke da nur an die extravagante BJÖRK. Oder die Klang -Experimentatoren SIGUR RÓS. Beide haben verdientermaßen auch kommerziell für Furore gesorgt. Dafür war die Musik der sich ausbreitenden Sonnenstrahlen (das bedeutet "Sólstafir" wörtlich) aber bislang zu sehr in der Metal-Ecke gefangen. Man startete auf "I Blodi Og Anda" mit für mich absolut unhörbaren Schrammelsounds und Schreigesang (ich habe diese CD abgelehnt zu reviewen!), entwickelte sich von dort aus jedoch in eine erstaunliche Richtung. Man integrierte Post- und Psychedelic-Rock in ein sanft punkig-metallisches Fundament, und dabei eignete sich Sänger Adalbjörn Tryggvason einen sehr eigenwilligen und prägnanten Gesang-Stil an, den man heutzutage sofort wieder erkennt. Das letzte Doppelalbum "Svartir Sandar" markierte folgerichtig nicht nur in Metal-Kreisen einen Popularitäts-Sprung für SÓLSTAFIR. Auf der Tour mit LONG DISTANCE CALLING und AUDREY HORNE konnten sie ein sehr gemischtes Publikum für sich gewinnen und viele Stimmen auf dem Rock-Hard-Festival sprachen sich für diese Vulkanier als beste Band des Billings aus. Kein Wunder bei solch magischen Songs wie 'Fjara' oder Ljós í Stormi'. Und nun liegt Spannung in der Luft, denn seit dem Vorab-Release des Titeltracks 'Ótta' auf YouTube traue ich den Isländern den großen, ja auch kommerziell ertragreichen Wurf zu.

Über viele, viele Spins bis zum Tippen dieser Worte wandelt sich die Freude über ein tatsächlich gelungenes Album in wahre Ehrfurcht. Zunächst sollte aber festgehalten werden, dass "Otta" mit Metal nur noch marginal etwas zu tun hat. Ich würde es als Musterbeispiel für den (neuen) Artrock bezeichnen, trägt die Musik doch alle Merkmale (langsame Songaufbauten, ständiges Spiel mit laut und leise, künstlerisch ziselierte Arrangements) dieser wunderbaren und absolut zeitlosen Musik-Spielart. Zeitlos ist "Otta" aber garantiert nicht, denn in diesem Konzeptalbum dreht sich alles um den Begriff "Zeit". Früher wurde der Tag in Island offenbar in acht Abschnitte unterteilt, Lágnætti, Ótta, Rismál, Dagmál, Miðdegi, Nón, Miðaftann, Náttmál. So heißen auch die acht Songs. Und ich sage es mal so: wer 'Fjara' schon liebte, wird diese acht Songs vergöttern. Es ist im Grunde urisländische, tief in der Natur verwurzelte Musik, im Herzen ähnlich der der BJÖRK und SIGUR RÓS, aber dabei auch viel basischer und ungekünstelter. Bei SÓLSTAFIR braucht es keine elektronischen Spielereien und auch keine Fantasiesprache, nicht einmal mehr stark verzerrte Gitarren, um einen ureigenen Reiz zu bewirken. Und es ist rauer, natürlicher Charme, etwa wie ein Herbstabend im Freien: Im Sonnenuntergang leuchtet ein Gletscher, in der Ferne raucht ein Vulkan, und hoffentlich bricht er in der Nacht nicht aus. Aber nein, das tut er nicht, nicht jetzt, nicht heute, nicht auf "Otta". Denn die Schönheit der Natur ist für den Menschen nur ein Genuss, wenn das Wetter friedlich ist. So wie mittlerweile auch die Musik von SÓLSTAFIR.

Der Diamant ist geschliffen worden, die Lieder strahlen nun aus sich selbst heraus und sie dringen ungehemmt in Dich ein, Du genießt es in vollen Zügen. Und dennoch fühlst Du, als müsstest Du Dich in acht nehmen, denn Du fühlst, dass die Erzeuger der Klänge mächtiger sind als Du, wenn sie sich hochschaukeln, auftürmen wie im im abschließenden 'Nattmal', sie sind die Söhne der Sól und wenn Du "Otta" hörst, fühlst Du ihre Strahlen, den Sólstafir, Lebensspender aber auch Lebensvernichter. Oh ja, ruhige Musik kann sehr, sehr mächtig sein. Daher die Ehrfurcht.

www.powermetal.de 20.08.2014 | 06:56

Punkte: 10 / 10


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