Was sie aber leider seit ihrem "[...] nächste[n] Album aller Zeiten" geworden sind, ist eindeutig vorhersehbar... Naja, fast, zu den wenigen Überraschungen auf dem Album kommen wir noch.
Zuerst einmal haben wir neben dem ziemlich kindlichen "Klartext" und dem rockigen "für meine Fans" nun eine 3. "Hymne" der Band, die allerdings gar nicht im Rockbereich angesiedelt ist. Zum Glück ließ an der Qualität der Hymnentexte nichts nach, so wird noch immer die nackte Wahrheit über das Rockerleben erzählt, insbesonders wenn es um die Beziehung zwischen Musiker und Konzertsaalbesucher geht. An diesem Lied gibt es nichts auszusetzen.
Dann haben wir wieder die üblichen verdächtigen Lieder, von denen ich ehrlich gesagt langsam die Schnauze voll hab. Die Rede ist von "Zoo", eigentlich auch "Fortschritt", nur da ist es nicht ganz so schlimm. Zusammenhanglos werden auf ersterem sämtliche Tiere aufgezählt, und als Refrain wird ständig "Zoo" wiederholt. Na schönen dank auch, für diese Biologiestunde! Ich hätte es mir nicht zugetraut auf dem Instrumental mir die Tiere selbst aufzusagen. Erinnert sich noch jemand an die Botschaft der "Schweigeminute"? (Album: "Ich hasse Musik") so fühle ich mich bei diesen "Songs" immer wieder. "Fortschritt" ist wenigstens nicht ganz so schlimm, hat man bei den Aufzählungen wenigstens eine Art "Struktur" und kommt von Scheibenwischer zu Scheibenkleister, was nur marginal besser ist.
Was Knorkator aber auch geschafft haben, ist eine neue Kategorie Lieder für sich zu finden. Nämlich Geschichten aus dem Buch "Struwwelpeter". Darum auch Titel und Cover, denn diese repräsentieren "die Geschichte von den schwarzen Buben". Und so sind die Stücke "Konrad", "Robert" und "Friederich" auch Geschichten aus diesem Buch (ok, bis auf den Friederich heißen die anderen beiden anders). Also ich hätte kein Problem damit in naher Zukunft Lieder dieser Art zu hören, denn vertont haben Knorkator die Stücke fast allesamt gut (Friederich war mir instrumental zu lasch).
Was noch sehr unterhaltsam ist sind die Lieder "L", "Antwort" und "Ich geb es auf". Besondern "Antwort" hat einen philosophischen Touch, warum die Antwort auf alles finden, wenn es uns doch soweit gut geht? "L" klingt stark pubertär. Die Aussage: wir machen Männermusik! Und "Ich geb es auf" scheint wohl von Schreibblockaden zu handeln.
Auch ein Coversong durfte nicht fehlen und so haben Knorkator ein Lied von einer meiner absoluten Lieblingsbands gecovert. Nein, nicht sich selbst, sondern "Breaking the Law" von Judas Priest. Natürlich wieder neu vertont, also keine Gitarren, sondern ein Piano, auf den dann hymnisch gesungen wird. Das darauffolgende "Time to rise" ist hingegen wieder entbehrlich.
In Höchstform befinden sich Knorkator seit ihres 5. Albums ja nicht mehr, oder ich habe einfach nicht mehr so viel Spaß an der Musik wie früher. Allerdings gefällt mir das Album etwas mehr als die Vorgänger. Die Geschichten aus Struwwelpeter und "ich geb es auf" sowie "Breaking the Law" haben mein Interesse geweckt, die anderen Lieder haben ihre Durchläufe gebraucht. Knorkatorfans werden das Album eh schon längst haben, Neueinsteiger werden mit Album Nr. 1 - 4 mehr anfangen können.
Punkte: 7 / 10