Da hockt er nun alleine in seinem Heim, läßt den Whiskey seine Kehle benetzen und schreitet unwissend immer weiter in die tiefsten Tiefen der musikalischen Hölle. Klar, er kannte und mochte DIMMU BORGIR, CRADLE OF FILTH, IMMORTAL und SATYRICON, hatte gerade das Buch LORDS OF CHAOS gelesen und doch wusste er noch nicht was der "wahre" Spirit des BlackMetal ist. Man kann es wissen, aber wer so'n Plastikmüll an ein Musikmagazin schickt, wie er es leider getan hat, hat schlicht und einfach noch nicht das Gefühl dafür. Aber er tastet sich ja immer noch weiter an den Kern heran.
Auf dem Weg zum Erkennen, oder man möge objektiv bleiben: bis er schlußendlich für sich den "wahren" BlackMetal fand, sollten noch einige Alben seinen Weg kreuzen und auch seine Frau lernte er über's Legacy kennen. Sie, eine "BlackMetal ist Krieg"-Vertreterin und er ein "BlackMetal darf dies und das nicht und vor allem nicht (wirklich) BÖSE!" trafen sich dann irgendwo in der Mitte und verweilen dort bis 2014. Man schrieb sich vor dem ersten Treffen und wenn er die Briefe schrieb, dann lief unter anderem auch diese Platte, 'To Violate The Oblivious'. Bis heute klebt an der Akustik immer noch dieser ekelhafte Whiskey-Geschmack, den man mit koffeinhaltiger Limonade gestreckt, besser ertragen kann.
Musik kann manchmal sehr passend sein und XASTHUR haben mit dieser Platte einen Soundtrack erschaffen, zumindest für sein Leben. Ein Wurmloch zu Emotionen einer Zeit des persönlichen Wandels. Die Nächte damals waren dunkler, einsamer und immer geprägt von dem Willen auf der Klinge des Lebens zu tanzen und dem Schnitter ins Gesicht zu spucken. Nicht um ihn zu provozieren, sondern um es ihm leichter zu machen.
Die Schönheit in einer Depression liegt im Auge des Leidenden, doch leidet er wirklich wenn er seine dunkelsten Tage genießt? Der perfekte Soundtrack: XASTHUR: 'To Violate The Oblivious'. Man höre sich "Dreams Blacker Than Death" an. Wunderschön, grausam schön. Ein Schwebezustand in gräßlicher Harmonie, abrupt intensiver werdend und dann dieser Harmoniewechsel, der bis zum heutigen Tag einen Schauder über seinen Rücken jagt. Ein kleiner, aber großartiger Effekt. Nur ganz wenigen Künstlern gelingt mal solch ein pointierter Dreh. Und in diesem rauschenden Rausch, folgt der nächste Schlag auf die geschundene Seele: "Screaming At Forgotten Fears". Welch abstruse Tanzmusik, ein morbider Schunkler der Seinesgleichen sucht! Dieser kurze Schrei zum Themenwechsel und diese Melodie... Das Leben kann so schön sein, wenn man es satt hat, oder wie Trent Raznor einst flehte "I hurt myself today to see if I still feel, I focused on the pain the only thing that's real". Manchmal kann Kunst, kann Musik so viel sein und deswegen ist 'To Violate The Oblivious' auch sein Geld wert, weil es zwei Tracks enthält, die essentiell sind. Der Rest der Platte ist ein Soundtrack, eine Projektionsfläche für seine Gedanken.
Er denkt und lebt noch und tut es gerne.
Punkte: 7 / 10