Iced Earth Plagues Of Babylon (2014) - ein Review von Monolith

Iced Earth: Plagues Of Babylon - Cover
4
4 Reviews
37
37 Ratings
8.04
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Heavy Metal, Power Metal


Monolith
04.01.2014 00:51

Ein Satz meines Vorredners sollte hier besonders hervorgehoben werden:

"Größere Überraschungen bietet das Album nicht, vielmehr bekommt der geneigte Fan einfach mehr von dem, wofür er die Band ohnehin bereits liebt"

Und noch nie habe ich mich so sehr über eine Art kreative Ruhepause bei einer Band gefreut, wie bei Iced Earth. Seit ihres ersten Albums hat sich der Stil der Band so gut wie auf jedem Album geändert. Es wurde herumexperimentiert und Schaffer ersetzte einzigartige Elemente fast genauso schnell auf dem nächsten Album wieder durch Andere, wie seine Bandmitglieder. Und auch wenn diesmal wieder zwei Bandmitglieder ausgewechselt werden mussten, blieben diesmal wenigstens die Elemente unberührt. Im Gegenteil: wie bereits gesagt, Neues wird man hier nicht wiederfinden, stattdessen ging Schaffer auf dem neuen Album durch die Zeit seiner Band und schöpfte aus jedem vorherigen Album die bisherigen hervorstechenden Elemente heraus.

Was beim ersten Hördurchlauf auffällt ist, dass auf so gut wie jedem Lied eine Chorhymne als Refrain zu hören ist. Eigentlich sehr schön. Nur ist das Problem, dass diese Refrains sich eigentlich sehr ähneln und das auf Albumlänge, wenn man es denn am Stück hört, den Hörspaß deutlich ausbremst.

Als die Singleauskopplung "Plagues of Babylon" rauskam, musste ich es mir erst öfters anhören, da es mir doch sehr langatmig vorkam. Es ist auch das einzige Stück, in dem ein Scream von Stu Block vorkommt. Auch nach mehrmaligem Hören ist das Stück vergleichsweise Durchschnitt, da auf die Länge doch eher wenig passiert.

Als nächstes kommt "Democide", dessen Anfang doch sehr an Kreators "Betrayer" erinnert, und hinterher fast genausogut reinhaut. Denn nach langer Abstinenz hören wir hier doch wieder einen überwiegend thrashigen Track, der trotz seinen 5+ Minuten nicht zu lang geht. Textlich ist das Lied fast schlimmer als 2004 "When the Eagle cries", denn das Lied ist vollgepackt mit Angriffen seitens des Staates, der die Bevölkerung hinrichten will, daher auch "Demozid", die Bezeichnung für die systematische Eliminierung einer Bevölkerung, eine "schwächere" Form des Genozids. Dabei bedient sich Schaffer an allerlei Obskuritäten, die er wohl direkt aus dem Infowars Studio von Alex Jones bekommen hat. "Fluoride heads, the walking dead", die Annahme, dass Fluorid in das Grundwasser gemischt wird, um die Bevölkerung gefügiger zu machen.

"Our mind are blind, our body’s overcome
They beat us down, bread and circus
This is our destiny, spawned from their master’s creed
A vicious plot cull the masses"

Ähnlich wie bei Sons of Liberty, Schaffers Nebenprojekt, wird hier eben in düsterer Iced Earth Manier für die "Aufklärung" gesorgt.

"Diseased, they vaccinate
Create the fear, create the pain
In chaos they will reign"

Ja, noch vor 10 Jahren blutiger Patriot, will Schaffer jetzt die Weisheit mit Löffeln gefressen haben und "prophezeiht" hier alles, was der Staat macht, um die Bevölkerung unten zu halten, hier Impfungen und False Flag Terrorismus.

"It’s clear to see, in history
The harvester of death
The trusting herd will never learn
They just repeat the test"

Ein weiteres Argument: es war nie das Ziel von Regierungen, für Sicherheit und Frieden zu sorgen, sondern immer die Bevölkerung zu unterdrücken. Den Vogel schießt dann Schaffer aber mit dem Chorus ab:

"We reign with our shadows
Fomenting the treason
Soulless corrupted vessels
Don’t question our motives "

Das soll auf Geheimgesellschaften andeuten, die hinter den Regierungen die eigentliche Macht haben, während die Regierungen stellvertretend für sie die Drecksarbeit erledigen.
Solche Themen sind schon seit einigen Jahren im Trend, und dass die erste Hälfte des Albums eben dieses Thema behandelt und eine Geschichte daraus baut, mit der man wohl die ganzen "Freiheitsfreunde" fröhlich stimmen kann (ich bin mir sicher Alex Jones muss ein paar dieser Tracks abgefeiert haben), da bin ich mir sicher. Allerdings sollte man doch aufpassen, als Musiker seine Glaubwürdigkeit zu wahren, besonders wenn man noch eine halbwegs ernstzunehmende Band leitet. Obwohl... Dave Mustaine hat es mittlerweile mit seinen Statements gegenüber Interviewern längst überboten, und die Fans rennen ihm immernoch hinterher. Vielleicht liegt es an der Diskretion von Schaffer, nur durch seine Frontmänner zu sprechen, speziell in seinen Lyrics, anstatt das auch noch außerhalb der Musik herauszuposaunen. Nichtsdestotrotz kann man das Lied musikalisch als gelungen bezeichnen. Es ist ganz im Dark Saga Stil gehalten und das auch noch sehr groovig und druckvoll.

"The Culling" ist ein wenig langsamer, knallt aber fast genauso gut. Hier erinnert mich Stus Gesang wieder sehr stark an Matt Barlow, da er sogar am Ende eines jeden Verses seine Stimme absetzt.

Womit wir bei der zweiten Singleauskopplung wären: "Among the Living Dead" kommt anfangs deutlich schwerer und träger daher und ist ein eingängiger Midtempo-Thrasher, der trotz seiner Einfachheit nicht langweilig wird.

Dann kommt der Absturz schlechthin: "Resistance" beginnt mit einem hervorragenden Anfangsriff, einfach nur dramatisch und kräftig, doch danach trifft uninspirierter Gesang auf lächerliche Pop-Rock-Akkorde. Unglaublich, dass eine Band mal mit ihrer Verspieltheit ein Lied ruinieren würde.

"The End?" ist dann wieder ein wenig besser: Über 7 Minuten hören wir Iced Earth-Power Metal im Stil von "The Glorious Burden" und "The Crucible of Man". Es passiert wie auch auf dem ersten Stück nicht viel, doch was auf dem Stück passiert fesselt deutlich mehr als "Plagues of Babylon". Das Lied bildet den Abschluss dieser Geschichte und bezeichnet eine postapokalyptische Welt, in der sich die Frage stellt, ob die Menschheit überleben und einen Neuanfang starten kann. Betrachtet man die Erzählweise der Lieder, so habe ich den Eindruck, dass diese Geschichte rund um die des Vorgängers "Dystopia" gebaut wurde. "The End?" spielt dann nach "Tragedy and Triumph" und "Resistance davor, während "Plagues of Babylon" und "Democide" die Vorgeschichte zum Titelstück des Vorgängers sind. Aber das sind reine Vermutungen, John Schaffer hat schließlich nichts darüber erwähnt, dass "Plagues of Babylon" in irgendeinem Bezug zu "Dystopia" steht.

Die zweite Hälfte des Albums (Das Cover "Highwayman" ausgenommen) beinhaltet wenig Neues. Mit "If I Could See you" haben wir eine weitere Ballade in Form von "I Died for You", "Anguish of Youth" oder "End Of Innocence". "Cthulhu" ist, wider meiner Erwarten, eine gelungene Halbballade. Es beginnt ruhig, und mündet dann wieder in den typischen Midtempothrash, mit dem Unterschied, dass Stu Block hier so lebendig singt, wie auf den Lieder davor und danach nicht wieder.

"Peacemaker" geht wieder in die rockigere Sparte und erinnert ein wenig an "Tragedy & Triumph". Er geht langsam und melodisch nach vorn und Stu glänzt hier durch seines eingängigen Gesang.

Kurz vor dem Ende liefern Iced Earth mit "Parasite" wieder ein Lied, das sich nicht großartig von dem vorangegangenen abhebt. Lediglich das kurze Solo ist eine kleine Neuheit.

Abgeschlossen wird das Album dann mit dem von Schaffers Nebenprojekt "Sons of Liberty" gecoverte Stück "Spirit of the Times". Das Cover ist deutlich rauer als das Original und sorgt auch in der Form für eine melancholische Stimmung. Allerdings wird das Stück immer im Schatten des großen Opus "Come What May" stehen.

Fakt ist: Das Album glänzt durch seine Einfachheit. Nach langer Zeit haben Iced Earth keine Experimente gewagt, sondern haben, wie damals auf "The Dark Saga", einfach mal mit eingängigen Riffs und simplem Gesang (keine hohen Gesangspassagen etc.) ein Album kreiert. So kann man sich einfach mal von ein paar Stücken wegpusten lassen, bei "The End?" oder "Spirit of Times" wiederum die Gedanken schwelgen lassen, und das alles, ohne großartig hörig bleiben zu müssen. Eine Schwäche hier ist allerdings, dass das Album auf Gesamtlänge doch sehr langweilig klingen kann, denn nicht nur wurde es sehr einfach gestaltet, auch klingt Stus Gesang eher rau und gefühllos, sogar nochmal eingeschränkter als auf dem Vorgänger "Dystopia".

Übrigens: kann mal jemand das Bandfoto ändern? Bei aller Ehre für Barlow, so ist die Band mittlerweile überhaupt nicht mehr aufgestellt.

Punkte: 7.5 / 10


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