Und was für Fabelwerk ihnen da gelungen war, wird bereits beim Opener “Astral Rider“ klar, der die bei Metalbands eher untypische Sci-Fi-Thematik der ersten EP wieder aufnimmt. Nach dem kurzen Keyboardintro entwickelt sich ein selten dynamischer, von perfekt sitzenden Riffs durchzogener Power Metal, der schon verdammt nahe an die Idealvorstellung herankommt, die man von diesem Genre nur haben kann. Eher amerikanisch orientiert, klingt man hier im Vergleich zu den früheren Alben noch weniger wie eine typische NWOBHM-Band, sondern man rückt US-Bands wie JAG PANZER oder OMEN auf die Pelle, und was soll man sagen, es funktioniert. Nie waren sie kompakter und so auf den Punkt kommend wie hier, wobei “Forgotten Heroes“ die Linie weiterführt, beide Songs gekrönt durch schlicht ergreifende, perfekte Refrains, Melodien en masse und obendrauf noch eine ganz eigene Atmosphäre, die sich durch das gesamte Album durchzieht. Und ihr Schwarzpulver haben sie noch nicht verschossen, vorher erklingen noch“1001 Nights“, “Highlander“ (zu dem auch einen kultiger Videoclip gedreht wurde) oder “Mistress Of The Forest“, die zusammen mit dem Eröffnungsduo zu den herausragenden Songs gehören, und zwar nicht nur der Band, sondern der gesamten Spät-80er-Metal-Szene. Zu diesem Sonderstatus des Albums trägt natürlich auch Sänger Russ North ganz entscheidend bei, angespornt durch die scheinbar übermächtige instrumentale Vorlage holt er alles aus seinen Lungen heraus und liefert eine sagenhafte Gesangsleistung ab. Wenn doch nur alle britischen Bands sich Ende der 80er in diese Richtung bewegt hätten, müsste ich jeden Tag neue Reviews schreiben.
Das Album wurde von FM Revolver Records zeitgleich auf LP und CD veröffentlicht und war lange Zeit das einzige CH-Album, das offiziell auf CD gepresst wurde, bis 2002 “Cloven Hoof“ wieder veröffentlicht wurde. Es ist aber auch eine Bootleg-Version im Umlauf, erkennbar an der fehlenden Matrixnummer.
Sgt. Kuntz
Punkte: 9 / 10