Doch das, was mir hier serviert wurde, erwartete ich nicht. Beim ersten Durchhören schon hatte ich Gänsehaut bei "Dark Angel of Fate", ein überragender Opener, der mit klassischen, melodischen Metal Gitarren auftrumpfen konnte und schier unglaubliche Vocals darbot. Alex Kristof entpuppte sich als Meister seiner Stimmbänder, der in mittleren Lagen mit einer glasklaren Stimme eine wunderbare Atmosphäre erzeugte, und doch nicht die Kraft eines typischen, amerikanischen Power Metal Sängers vermissen liess.
Der erste Eindruck sollte nicht täuschen, denn es folgen noch knapp 40 weitere Minuten allerhöchster Güte, das den Vergleichen mehr als gerecht wird. Hie und da höre ich leichte JUDAS PRIEST Einflüsse heraus, doch über die meisten Strecken ist SINISTER REALM eine leicht Doom angehauchte, traditionelle Heavy Metal Band, die hier ein Meisterstück vom Stapel gelassen haben. Immer wieder ertappe ich mich im letzten Monat dabei, wie ich bei der Arbeit die Melodie zu "World of Evil" mitsumme. Was für eine Stimme! Bei "The Ghosts of Nevermore" wird dann fast unweigerlich die Luftgitarre gezückt, SO gehen Heavy Metal Riffs, simpel, eingängig, keine Ausflüchte, kein Gedudel, die beiden Axtmeister John Risko und John Kantner liefern hier beeindruckendes ab, vom drückenden, an IRON MAIDEN erinnernden Bass angetrieben.
Man merkt, ich gerate ins Schwärmen, obwohl ich mich zurückhalte. Aber so sollte es jedem Fan dieser Musik gehen. Auch "Cyber Villain" gibt keinen Grund auch nur die geringste Kritik zu äussern, Alex Kristof zeigt sich auch mit einer raueren Stimmlage mehr als souverän, die Eingängigkeit des Songs tut ihr übriges, die Fäuste gen Himmel wird der Chorus mitgesungen. Wie mehr als die Hälfte der Songs ist auch dieser über 6 Minuten lang, und jede Sekunde wird zum Genuss. Zum krönenden Abschluss gibt es mit "The Forest of Souls", einem mayestätischem Intro, und dem Neunminütigen "Four Black Witches" noch einmal einen Grund mehr, dieses Album einfach lieben zu müssen. Düstere Atmosphäre, geniale Gitarrenarbeit, wunderbare Stimme, ein Basssolo von John Gaffney wie es nur ein Meister einspielen kann, übergehend direkt in eine dreistimmige Harmonie... Atemberaubend.
SINISTER REALM liefern DAS Highlight des Traditionellen Metals der jüngeren Vergangenheit ab, ein Album, das dereinst als Klassiker seines Stils gelten wird und mit den grossen Namen, mit denen die fünf verglichen werden, mehr als nur lose mithalten kann. Ein Meisterwerk!
Anspieltipps: Alles und dann gleich nochmal das ganze Album!
Punkte: 10 / 10