Thematisch vermutet der Otto-Normal-Metaller sicherlich Ritter, Schlösser, Könige und all die Klischees, die es gerade im Powermetal wie Sand am Meer gibt. Auf das erste Album traf dies zwar noch zu, jedoch haben sich HOLY GRAIL für den Zweitling für Geschichten über Serienmörder entschieden. Huch, schon wieder ein Klischee!? Sei's drum.
Musikalisch bietet die Band, wie schon erwähnt, Powermetal amerikanischer Prägung, fügt allerdings auch etliche moderne und ganz besonders progressive Elemente in ihre Kompositionen ein. Den Eindruck der Moderne bekommt man hauptsächlich durch die Vocals von Frontmann James-Paul Luna, der sich auch ohne weiteres prima bei der typischen Progressive Metal-Band machen würde, ehrlich gesagt aber nicht so ganz meinen Geschmack trifft. Sicherlich ist er ein Sänger von Format, manche Hooklines zünden bei mir jedoch so gar nicht und angesichts der erstklassigen musikalischen Performance fällt der Gute ein wenig ab. Zu glatt, zu poliert, zu eintönig... Meckern auf hohem Niveau? Aber ja! Dass James-Paul auch richtige Knaller raushauen kann, beweist er zum Beispiel im grandiosen Titelsong recht eindrucksvoll. Nachdem der Track einen balladesken Start hatte, entwickelt er sich zu einer Powermetal-Hymne par excellence und macht durch die dezent eingestreuten Gangshouts ordentlich Wind in den Ohren. Als absolutes persönliches Highlight sehe ich jedoch 'Silence The Scream' an, das mich schon mit dem Eröffnungsriff total begeistern konnte. Hier stimmt einfach alles. Die Hookline ist griffig, die Musik ist stimmig, kurz: der Song hat Eier! Abgesehen davon demonstrieren HOLY GRAIL hier, dass Oh-Oh-Oh-Chöre auch mal stimmig eingesetzt werden können, ohne anbiedernd zu wirken. Vielseitigkeit kann und MUSS man HOLY GRAIL unter allen Umständen attestieren. So wagen sich die Musiker in thrashige Gefilde vor ('The Great Artifice'), streuen sogar vereinzelt Death-Growls ein ('Bestial Triumphans', 'Crosswinds', 'The Great Artifice') und atmen auch in den Instrumental-Stücken gerne mal Klassik-Flair vom Feinsten. 'Wake Me When It's Over' hat neben der klassischen Konzert-Gitarre auch noch eine Cello-Untermalung abbekommen, welche sehr gefühlvoll und zu jeder Zeit passend erscheint. Dieses Stilmittel ist mir in diesem Kontext allemal lieber als alles, was ich je von APOCALYPTICA zu hören bekam. "Ride The Void" mag meinetwegen nicht perfekt sein, aber es ist immer noch ein verdammt gutes Album, das Fans des Debüts auf jeden Fall zufriedenstellen sollte und bei der Klasse des Materials steht außer Frage, dass die Fansbase noch weiter wachsen wird. Für HOLY GRAIL gibt es nur einen Weg: AUFWÄRTS!
Erschienen auf: http://www.bleeding4metal.de/index.php?show=review_de&id=4861
Punkte: 8.5 / 10