Eingeläutet durch ein kurzes Instrumental, 'N.D.X.' getauft, geht es nahtlos ins Geschehen und 'Missper' bahnt sich den Weg in die Gehörgänge. Besonders erfreulich ist, dass die Band die alten IN FLAMES-Werke ("Reroute To Remain" und vor allem den Meilenstein "The Jester Race") verinnerlicht zu haben scheint. Da, wo IN FLAMES in die (Death-Metallische) Belanglosigkeit versunken sind, machen sich nun also I SPIT ASHES daran, das Erbe mit stolzgeschwellter Brust weiterzutragen. Jedoch ist die Band aus aus dem oberfränkischen Pegnitz keine bloße Kopie der Kopie. Genug Eigenständigkeit ist zuhauf vorhanden und neben dem thrashigen Extra-Anteil fließen auch immer wieder elektronische Klänge in den Gesamtsound ein. Wer jetzt Angst bekommen hat, kann sich gleich wieder beruhigen, denn dieses Stilmittel wird derart dezent eingesetzt, dass es lediglich "eine Unterstützung der musikalischen Darbietung" genannt werden kann. 'Missper' besticht zudem durch die extrem langsame Keyboard-Melodie, die dem an sich nach vorne preschenden Song einen verhaltenen und sanften Touch gibt. Geile Kombination! 'Cracks In The Mirror' und 'Crossing The Borderline' untermauern diesen guten ersten Eindruck ohne wenn und aber, bevor es dann mit dem zweiten und letzten Instrumental-Stück des Albums ('One Star Per Tear') sehr ruhig wird. Die Hörer können sich kurz sammeln, Anlauf nehmen und schon mit 'Error Concept I' wird wieder Melo-Death-mäßig nach vorn gestrürmt. Die Lead-Gitarre übernimmt die Führung bei 'Towards The Sun' noch einmal mit Auffälligkeitsfaktor 10, bevor man mit 'My Ulysses' (ebenfalls ziemlich ruhig, aufgrund der Vocals aber leider nicht so gelungen) und 'When Daylight Dies' (vorpreschende, furiose Nummer) auf die Zielgerade zumarschiert. Diese findet sich in Form von 'Moonray Guidance' auf diesem Debütalbum. Besonders interessant: Hier hat man die englische Version von "Funkle, Funkle, Kleiner Stern" mit eingewoben, dessen Text zu Beginn von einer Kinderstimme vorgetragen wird. Ist das kitschig? Aber hallo! Hört man sich allerdings den Song dann mal vernünftig an, ist letztendlich nicht mehr viel vom Kitschfaktor übrig geblieben und auch dieser Track hinterlässt einen zufriedenen Rezensenten mit einem breiten Grinsen in die Nacht. Schön war's, gleich nochmal in der Badewanne zum entspannen...
Was am Ende bleibt, ist ein wirklich geiles Album, das ich (wie schon erwähnt) Anhängern der alten IN FLAMES, aber auch Fans von ARCH ENEMY, NORTHER und sogar BEFORE THE DAWN sehr ans Herz legen möchte. Bis jetzt mein Melodic Death Metal-Highlight des Jahres!
Erschienen auf: http://www.bleeding4metal.de/?show=review_de&id=4552
Punkte: 8.5 / 10