Queensrÿche Operation: Mindcrime II (2006) - ein Review von Monolith

Queensrÿche: Operation: Mindcrime II - Cover
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1 Review
21
21 Ratings
6.86
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal


Monolith
10.02.2016 13:17

Ganz böse sollte man Queensrÿche eigentlich nicht sein. Denn nachdem ich das legendäre Werk in mein Herz geschlossen hatte, hatte ich nur schwer bezweifelt, dass mit der Einweisung des Hauptprotagonisten in den Knast die Geschichte wirklich enden würde. Auch wenn ich etwas überrascht war, dass es wirklich so lange dauerte, bis eine Fortestzung (und in diesem Fall auch der Abschluss der Geschichte) erschien, vor allem wenn man bedenkt, welcher Beliebtheit sich der erste Teil erfreute.

Dass Queensryche nun aber überhaupt kein Bock auf eine Fortsetzung hatten, das hört man diesem Album nicht nur heraus: es bedurfte einiger Gastmusiker, um diverse Lieder auf dem Album einzuspielen, da sich Geoff Tate mit dem Rest der Band während der Aufnahme des Albums verstritt. Entsprechend ist dieses Album auch nicht ganz Queensrÿche. Der Vorwurf der Rosstäuschung ist daher völlig verständlich und leider nicht verkehrt.

Was bietet uns "Operation: Mindcrime II"? Im Grunde genommen höre ich Elemente meiner absoluten Lieblingsalben "Hear in the Now Frontier", "Q2K" und natürlich "Tribe" heraus, und das alles im Rahmen einer Fortsetzung einer Geschichte, die die Band, bzw. Geoff Tate offensichtlich nur geschrieben haben, um den Fans, die sich so lange nach einem Album wie "Operation: Mindcrime" gesehnt haben, das Maul zu stopfen. Welcher Serienmörder auf der Welt hat bisher eine Freiheitsstrafe von gerade mal 18 Jahren bekommen? Außerdem ist die Geschichte wirklich einfallsreich, Nikki nur rauszulassen, um seinen ehemaligen Arbeitgeber zu killen, wieder drogenabhängig zu werden und dann Selbstmord zu begehen, um am Ende mit seiner Freundin wieder zusammen zu sein. Aber dass Tate ja gerne mal Dinge für Geld macht, haben wir ja spätestens bei "Frequency Unknown" mitbekommen, auf dem er sich selbst gecovert hat, um zu zeigen, wer hier die wirkliche Königin ist. Vielleicht sollte man ihm langsam sagen, dass so heutzutage das Musikgeschäft keineswegs funktioniert.

Abgesehen von der Storyline haben wir hier, wie bereits vom Vorschreiber erwähnt, etwas, das man nicht mehr als Produktion bezeichnen kann, so schäbig klingt der Sound der Riffs und dem, was wohl mal als Drums eingespielt wurde. Geoff Tate spielt hier nicht nur Nikki, sondern auch Sänger, und das ähnlich schlecht. Riffs und Melodien des 1. Teils (bzw.: des Originals) werden gerne mal recyclet ("the Hands", "If I could change it all", "A Junkies Blues") und die Tatsache, dass die Backgroundsänger besser klingen als der Leadsänger selbst sollte einen ziemlich verdutzen. Normalerweise übrigens ist das letzte Lied eines jeden Albums meist eines der stärksten, insbesondere bei Konzeptalben. Dass "Tribe", wenn auch kein Konzeptalbum, uns eines Besseren belehrte, das hat Folgen, denn "All the Promises" ist eines der größten Betrüge der Musikgeschichte. Rhythmus schief, Melodien schief, Gesang schief, die Band scheint dabei auf LSD gewesen zu sein, nehme ich mal an.

An dieser Stelle möchte ich mal sagen: ich habe mittlerweile wirklich eine Masse an Bands gehört, und mir ihre gesamten Diskographien gegeben. Noch nie, wirklich noch nie, hatte ich so große Schwierigkeiten jedes Album einer Band, inklusive ihrer Tiefpunkte, in's Herz zu schließen, wie bei Queensryche. Die meisten "Tiefpunkte" der Bands beinhalteten Experimente und der Inhalt der Alben zeichnet sich meist durch Stiländerungen und Experimenten aus, die von der Hörerschaft gespalten, von den Fans nur bedingt angenommen wurden. Dennoch schien die Chemie bei solchen Bands zu stimmen. Als Beispiele möchte ich hier mal Megadeths "Risk", Iced Earths "The Crucible of Man" und Helloweens "Chameleon" erwähnen, dazu noch die beiden Iron Maiden Alben mit Blaze Bayley und "Demolition" von Judas Priest, auf dem Tim Owens der Sänger war, gehört zu den unüblichen Alben der Band und selbst das ist gelungen. Diese Alben haben kaum bis gar nichts mit dem ursprünglichen Stil der Band zu tun, aber sie sind gut und jedes Lied ist mindestens hörbar, sprich: erträglich, auch wenn es den Musikgeschmack manch eines Fans nicht treffen könnte. Und das ist etwas, was bei Queensryche nach "Promised Land" nie der Fall war. Wie untalentierte Banausen wird ein Lied nach dem Anderen seit "Hear in the Now Frontier" zusammengekloppt, und mit etwas Glück wird dann mal der Takt getroffen. Auf "Operation: Mindcrime II" sind wieder solche Missbildungen zu hören: nach ziemlich erwartungsvollen Openern kommt nur uninteressantes Geknüppel, sei es nun "One Foot in Hell", "Hostage" oder "Murderer?". Insbesondere bei Letzterem stört mich, wie der geniale Anfang einfach nur versaut wird mit dem, was danach kommt. "A Junkies Blues" ist da nicht anders. Dann haben wir mit "Speed of Light" was ganz widerliches. Erstens steht es völlig im Kontrast zu den restlichen Liedern des Albums, was eigentlich nicht so schlimm wäre. 2., und das macht es erst schlimm, ist das Lied so unrhythmisch und unharmonisch aufgebaut - obwohl das zu professionell klingt, bleiben wir einfach bei schlecht - , dass man bei dem Lied aus Reflex wegskippt. Ja, Queensryche haben sich im Laufe der letzten 9 Jahre von einer stilprägenden und talentierten Band zu einer der beschissensten, künstlichsten und peinlichsten Bands in der gesamten Rock- und Metalszene entwickelt! Das zu toppen stelle ich mir wirklich schwer vor und es ist mir ein Rätsel, wie man diese völlig abgehobenen Möchtegern-Musiker nach "Hear in the Now Frontier", spätestens aber nach "Q2K" überhaupt noch mit Albenkäufen unterstützen konnte! Eine Beleidigung für jeden Künstler und jede Band, die sich mit Herz, Verstand, Gefühlen und Seele an ihre Musik setzt, Dinge ausprobiert und darauf aus ist, dass man den Hörer mit dieser Musik berührt, entweder emotional tiefgreifend, oder einfach nur zum Vergnügen, und ihn nicht mit irgendeiner "das ist voll inspririerend, das ist ausgefallen und kreativ alter!" Scheiße provoziert! Verdammt nochmal, ohne unbedingt auf die "früher war alles besser" Schiene zu fahren, aber hört euch doch mal zum Vergleich Lieder wie "London", "Someone Else", "I am I", "Breaking the Silence" oder "Another Rainy Night" an. Diese Lieder sind doch mehr als nur gute Musik. Diese Lieder berühren einen, sie erwecken Gefühle, sie lassen den Hörer sich selbst entdecken und wirken auf seine Seele, sie sich teils ausgefallen, teils einfach, aber sie treffen den Kern.

Ohne Scheiß jetzt: wer sich das aktuelle Album von Queensryche anhört (so wenig ich es auch mag), der weiß, dass die Band damals sowohl das Potential als auch mindestens die Böcke gehabt hat/hätte, einen würdigen Nachfolger und epischen Abschluss für "Operation: Mindcrime" zu komponieren. Und daher müssen wir wohl kaum erraten, was - oder wer - das eigentliche Problem war, das das legendäre Werk aus den 80ern mit einer solchen Unverschämtheit, wie wir sie hier vorfinden besudelt.

Queentate - Operation: Mindcrime II bleibt daher nur für absolute Geoff Tate Fans vorbehalten. Und die dürften mittlerweile schwer zu finden sein.

Anspieltipps: "Freiheit Overture", "Signs say go", "Re-Arrange you", "An Intentional Confrontation, "Fear City Slide". All das sind 6/10 Punktelieder. "The Chase" präsentiert übrigens Dio am Gesang.

Punkte: 3 / 10


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