Wir widmen uns lieber der Musik, denn da gibt es spannenderes als die silikonverstärkte Weiblichkeit. ”Spell Eater“ ist astreiner Heavy Metal, der sich erstmal keiner Klischees anbiedert oder unbedingt auf den Retrozug aufspringen möchte. Stattdessen geht es ziemlich roh, teilweise fast brachial zu Werke.
Goldkehlchen Jill weist die Kritiker bereits auf dem Titeltrack in ihre Schranken. Mal kreischt sie, mal holt sie beschwörungsartige Töne aus sich hervor und macht mit ihrem Lemmy-artigen rauchigen Unterton ähnlich viel Respekt wie eine Faust der Gebrüder Klitschko. Der Gesang thront dabei auf ziemlich geiler Axtarbeit, deren Leads hin und wieder zu kurzen Soli ausbrechen und ordentlich Dampf machen. Diesem Zauberspruch kann ich mich nicht mehr entziehen.
Und so auch die anderen zehn Tracks, die allesamt von der mehr als soliden Arbeit der Rhythmusgruppe profitieren und so ihren Charme entfalten können. Hin und wieder zeigen die Klampfen etwas NWoBHM oder True-Schlagseite, was hervorragend zum Gesamteindruck passt. Und dann ist da auch wieder und wieder der keifende, betörende Gesang von Jill Janus. Die schafft es in allen Registern äußerst souverän aufzutreten und dabei so manchen ihrer männlichen Kollegen alt aussehen zu lassen.
Auch bei den etwas langsameren, stampfenden Nummern sind Huntress eine Macht. Seien es die außergewöhnlichen Gesangsmelodien oder die Gitarren-Leads, es knallt amtlich und das die vollen 42 Minuten!
Und wer jetzt denkt, das klingt nur auf Platte gut, kann sich bei Youtube und demnächst live in Deutschland davon überzeugen, dass Ober-Banshee Janus und ihre Mannen auch auf Bühnenbrettern richtig abräumen. 8 Punkte für eine reinrassige Metal-Platte, wie sie die Welt etwas öfter bräuchte.
(8/10 Punkte)
Anspieltipps: ”Senicide”, ”Terror”
geschrieben von mir und erschienen auf rockandrollcircus.de (http://www.rockandrollcircus.de/huntress-spell-eater/053284)
Punkte: 8 / 10