Woods Of Ypres Woods 5: Grey Skies & Electric Light (2012) - ein Review von Nasreddin

Woods Of Ypres: Woods 5: Grey Skies & Electric Light - Cover
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1 Review
11
11 Ratings
8.95
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal


Nasreddin
02.04.2012 14:43

Das Projekt Woods Of Ypres hat eine bewegte Vergangenheit. Musikalisch scheint das aktuelle, fünfte Album, das Ende einer Stilsuche zu sein. Während die Anfangstage noch durch doomige Einflüsse geprägt waren und oft in Black Metal-Gefilden gefischt wurde, weist „Woods 5: Grey Skies & Electric Light“ eine deutlich softere Schlagseite auf. Bei einigen Songs kommen allerdings alte WORT zum Vorschein, richtige Double Bass-Gewitter wie auf frühere Alben sucht man hier aber vergeblich. Doch das macht absolut nichts. Die tolle Baritonstimme von David Gold († 2011) kommt hier noch besser zur Geltung und verpasst dieser Band einen einzigartigen Sound. Eine Düsterkeit, wie man sie von Bands Type O Negative oder HIM kennt. Doch was ist das besondere an Woods Of Ypres? Wir werden es am Ende dieses Reviews beantworten können. Noch eine Randbemerkung: Die Reihenfolge der Tracks wird wie auf dem offiziellen Release besprochen, welche von dem Promo allerdings abweicht. Ebenso fehlt auf dem Promo noch der Titel „Keeper of the Ledger“ .

„Lightning & Snow“ ist eine der schnelleren Nummern des Albums und ein gut gewählter Opener. Bereits hier wird deutlich, was die Band alles in petto hat und wo ihre musikalischen Wurzeln liegen. Durch den Wechsel von agressiven, harten Passagen mit der Getragenheit von David Gold‘s sanfter Stimme herrscht ein Vibe, der mich ein wenig an Opeth erinnert. Eine wirklich starke Nummer!

Mit „Death Is Not An Exit“ geht es dann etwas ruhiger aber nicht langweilig weiter. Im Chorus erwischt man sich beim Mitsingen, insgesamt ein toller Song, der sich aber etwas schneller abnutzt als so manch anderes Schmankerl auf „Grey Skies & Electric Light“.

Es gibt viele Bands im (Suicidal/Depressive-) Black Metal, die gerne den Schmerz der ganzen Welt auf Vinyl pressen würden. Die Realität zeigt: Es gelingt den Wenigsten, das authentisch zu tun. Genau dieses Gefühl, eben tiefe Emotionen gefühlsschwanger aber nicht kitschig zu transportieren, erschaffen Woods Of Ypres in „Travelling Alone“. Mit Ausnahme von Referenzen zu ihren früheren Werken vereinen Sänger David Gold und seine Mitstreiter hier sämtliche Stärken der Band. Definitiv kein Song für immerfröhliche Menschen, die nicht gerne mit sich selbst alleine sind und den Anblick des gegen das Fenster prasselnden Regens nicht ertragen wollen. Für alle anderen offenbart sich hier ein Stück wunderschöne Musik, weitab vom Mainstream-Kommerz mancher Plastik-Kapelle.

Woods Of Ypres scheinen Kontraste zu mögen, denn „Adora Vivos“ liegt auf der emotionalen Landkarte am anderen Ende der Welt. Geile Up-tempo-Nummer mit einem David Gold, der stimmlich in der Extreme Metal-Vergangenheit der Band verortet ist und einem treibenden Schlagzeug, das irgendwie sogar Spaß macht. Ich lehne mich mal soweit aus dem Fenster und behaupte: Dieser Track ist tanzbar.

Wieder etwas ruhiger wird es mit „Silver“. Könnte mehr Farbe vertragen und dümpelt etwas unspektakulär vor sich hin. Daran ändert auch der mehrstimmige Gesang leider nichts.

Ich erwähnte anfangs, dass David Gold vor allem durch seien tiefe Baritonstimmlage begeistert. Auf „Career Suicide“ geht es noch tiefer als bisher. Durch eine starke Saitenfraktion und das kompakte Drumming wirkt der Song ziemlich böse und saustark. Wäre da nicht jemand auf die Idee gekommen, den growlartigen Gesang mit einer höheren Stimme zu doppeln. Versaut leider das Feeling, hier wäre sonst noch mehr drin gewesen.

Auf ähnlichen musikalischen Pfaden wandelt der nächste Track, „Modern Life Architcture“. Nett anzuhören, bereichert aber das Album nicht wirklich.

Ein Highlight folgt dann mit „Kiss My Ashes“. Noch auf der Promo für den Schluss aufgespart, ist das einer der stärksten Songs des Albums. Schnell, langsam, traurig, euphorisch – alles ist vertreten. Im Prinzip die Selbstverortung des Projekts, das nach dem Tod von David Gold leider eher ein Vermächtnis darstellen wird.

Der vielleicht ruhigste Song auf „Grey Skies & Electric Light“ wird vom Klavier und den später einsetzenden Streichern getragen, die David Gold mit seinem grandiosen Gesang erneut in die absolute Traurigkeit führt. Einfache, aber bärenstarke Nummer. „Finality“ ist wirklich sinnbildlich.

Stellenweise vielleicht eine Spur zu poppig kommt der letzte Song „Alternate Ending“ daher. Wenn man sich darauf einlässt wird man zum Endpunkt einer emotionalen Reise geführt, die den ein oder anderen die CD verfrüht aus dem Player holen lässt. Die ursprüngliche Reihenfolge mit „Kiss My Ashes“ am Ende war da die deutlich bessere Wahl.

Es bleiben mehrere Dinge nach diversen Durchläufen von „Grey Skies & Electric Light“: Erstens ist David Gold viel zu früh gestorben. Wohin hätte er die Band geführt, welche musikalischen Grenzen etwas ausgelotet? Zweitens: Woods Of Ypres ist eine Band mit Tiefgang. Wer Lust hat sich mit Musik und Texten auseinanderzusetzen, wird hier fündig. Oberflächliche Hörer könnten aber immerhin noch den härteren Nummern etwas abgewinnen. Und wäre da nicht der ein oder andere Song, der nicht so richtig aus dem Quark kommt, wäre punktetechnisch auch noch Luft nach oben gewesen. 7,5 Punkte und die Empfehlung, sich auch in die älteren Scheiben der Band reinzuhören.

Highlights: Travelling Alone, Kiss My Ashes, Finality

(7,5/10 Punkte)

geschrieben von mir und erschienen auf rockandrollcircus.de (http://www.rockandrollcircus.de/woods-of-ypres-woods-5-grey-skies-electric-light/021814)

Punkte: 7.5 / 10


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