Dämmert's auch den NDH-Göttern?
Das Frühjahr im Zeichen der Neuen Deutschen Härte findet sein Ende. Alle momentan heißen Vertreter des obigen Musikstils tourten bereits durch das Land und konnten durch die Bank weg ihr Publikum begeistern. Bislang haben es aber nur zwei der aktuell drei großen Namen mit ihren Platten in’s Review beim guten Ton geschafft: Die Rede ist von Stahlmann und natürlich Eisbrecher. Das – man will fast sagen – Urgestein Megaherz warf jüngst aber auch ihr neues Balg in’s CD-Regal.
Megaherz-Goetterdaemmerung-CoverMegaherz. Ein großer Name für Musikkenner, die der härteren Gangart deutscher Rockmusik etwas abgewinnen können, aber auch eine Band mit vielen, allzu vielen Gesichtern im Laufe ihres fast 20jährigen Bestehens. 1993 gegründet, ist von den ursprünglichen Gründungsmitgliedern keines mehr in der aktuellen Besetzung. Was viele an der Stelle als vermeintliches Todesurteil für einen Interpreten attestieren würden, hat die Jungs jaber nicht untergekriegt. Problematisch waren die Jahre mit Sicherheit, die Ergebnisse konnten sich aber durchaus sehen lassen. So viel zum Rückblick; wesentlich interessanter ist da jedoch der Status Quo und der spricht klare Worte: Götterdämmerung. Wirken Megaherz nur wie das verstaubte Überbleibsel großer NDH-Zeiten oder kann man auch 2012 mit der jungen Garde mithalten? Oder anders formuliert: Wird Stahlmanns Quecksilber in der Götterdämmerung untergehen und die Hölle doch nicht mehr so lange auf Eisbrecher warten müssen?
#[Einzelreviews wie gewohnt auf der o. g. Internetseite.]
Sich stetig verändern, aber seiner Linie treu bleiben. Das könnte das Credo sein, dass sich Megaherz von Album zu Album auf’s Neue zur Brust nimmt - und letztlich auch mit ins Studio. Natürlich kann man es nie allen Recht machen: Der eine möchte kontinuierliche Weiterentwicklung hören, der nächste auch beim 10. Album die Sounds hören, die er auf der Debütsingle liebgewonnen hat. Keine der beiden Ansichten möchte ich verteufeln; Megaherz hatte in den ganzen Jahren aber nur bedingt eine realistische Wahl, tatsächlich war es eher Kopf oder Zahl. Bandumgestaltungen sind stets eine Möglichkeit, um – gerade durch eine neue, bei Megaherz stets markant gewählte Singstimme – neue Fangruppen zu erschließen. Aber die alte, treue Fangemeinde will man auch als eine solche behalten, weshalb man den restlichen Sound am bisherigen Stil orientieren sollte. Das ist einmal okay. Wenn man aber beim mittlerweile siebten Output immer wieder auf’s neue in alte Muster verfällt, ohne herausragende Entwicklungen aufzeigen zu können, dann wird es schwierig…
So, genug pseudo-intelligentes Gelaber. Ich bin mir sehr sicher, dass das hier vom Schreibtischstuhl aus alles ganz schlüssig und plausibel klingt, aber für die Band immer ein großes Thema ist. Viel interessanter ist da die Tatsache, dass sich Götterdämmerung durch die Punkte allein knapp hinter Stahlmanns Quecksilber festsetzt, aber ein Stück vor Eisbrechers Die Hölle muss warten. Aber das sind die bloßen, sicher auch ein wenig subjektiven Punkte. Während Eisbrecher durch eine konsequente Weiterentwicklung begeistert und Stahlmann ihre Jungfrauenschritte festigen, spielen Megaherz ihren altbekannten, nie verkehrten Neue-Deutsche-Härte-Stil vor. Ansonsten verteilen sich die Qualitäten gut auf alle drei Veröffentlichungen: Quecksilber macht den stärksten Gesamteindruck, Götterdämmerung hat das schönste Artwork und Die Hölle muss warten die besten Einzeltracks (Verrückt, Prototyp):
Insgesamt kann man sagen, dass man das Rad auch auf dieser Scheibe nicht neu erfindet, aber Megaherz ist und bleibt stets ein sicherer Kauf, wenn man nach überdurchschnittlich guter Musik sucht. Zumal Lex für mich persönlich zum zweitbesten Frontmann in der Geschichte der Band Megaherz avanciert - Numero Uno schippert in anderen Gewässern.
Götterdämmerung von Megaherz trifft 7 von 10 guten Tönen.
Punkte: 7.5 / 10