Doldinger und seine Passport-Leute spielen einfach tolle Stücke, Fusion und Jazzrock sollte man allerdings schon mögen.
Weitgehend geht es sehr entspannt zu, tolle Saxophonklänge und -melodien sind eh klar. Aber die Lieder werden vom Chef nicht kaputtgedudelt, überhaupt nicht. Das klingt - nein, ist das möglich?!? - nach (alten?) Passport (ich hab ein paar frühe 70er Platten rumstehen), also nach guter Stimmung. Und nicht ganz so anstrengend jazzrockig. Es scheinen auch mal ein paar richtig ruhigere Töne durch, in moll und leicht melancholisch, als hätten Bohren & der Club of Gore gerade einen ihrer besten Tage (also "Sunset Mission" in regelrecht fröhlich). Das liegt u. a. an der großartigen Kombination Saxophon und Fender Rhodes-Klang, etwa in "Dark Flame". Klar ist aber: B&dCoG klingen in keinster Weise wie Klaus Doldinger's Passport. Erst vor kurzem übrigens hab ich noch an anderer Stelle geschrieben, was für ein schwieriges/anstrengendes Instrument das Saxophon doch sein kann, in meiner Rezension zu Dog Eat Dog's "All Boro Kings" war das.
"Inner Blue" ist weitgehend sehr entspannt; die Scheibe groovt lässig vor sich hin, könnte ich noch schreiben, aber das hört sich schon immer etwas blöd an. Stimmt aber. Man könnte es auch als Fahrstuhlmusik oder noch schlimmer/besser als kuschelige Bumsmucke abtun. Ich hab's allerdings noch nicht ausprobiert, um hierzu jetzt genaueres sagen zu können.... Und ich würd's bestimmt für mich behalten.
Viel Percussion ist auch dabei, nicht allzu aufdringlich zum Glück, und "Reng Deng" hat dann zwischendurch so was von Zirkusmusik, was in diesem Fall aber gar nicht abwertend gemeint ist.
Könnte sicher auch als Jazz Lounge oder Lounge Jazz vermarktet werden, und auch das ist nicht negativ gemeint. Das hier hat schon Anspruch! Und die Mucker sind eh topp. Mit "Mandragora" ist auch eine Neuaufnahme des Stückes vom 72er Album "Second Passport" dabei als schmissiger Abschluss.
Also: eine richtig schöne Scheibe, Zuhören macht Freude.
Punkte: 8 / 10