Das kleine Werk startet mit "Wolfsherrin" sehr vielversprechend und scheint eine starke, naturverbundene EP einzuleiten. Die groben, teils unsauber platzierten Umbrüche inmitten des Titels will ich gar nicht mal so negativ bewerten, da das Stück an sich sehr gelungen ist und auch ein paar Highlights beinhaltet. Auch mit "Mondsängerin" bekommt man einen im Grunde anständigen Song präsentiert, der aber ebenfalls ein paar Schwächen aufweist. Ob man anschließend die langatmigen, mageren Synthesizer-Klänge im dritten Stück, dem "EgoNoir"/Carl Orff-Mischling "Fortuna" gut finden möchte, bleibt dem subjektiven Empfinden jedes Hörers selbst überlassen. Mir selbst gefallen sie klanglich nicht, aber die Atmosphäre wächst interessanterweise dennoch von Durchgang zu Durchgang mehr und man kann auch ein bisschen zwischen den Tönen lauschen. Was das Abschlusslied "Hohe Tannen" hätte werden sollen, entzieht sich letzten Endes aber meines Verständnisses. Eine allgemeine Tendenz sollte für jeden erkennbar sein, und es muss auch einfach ehrlich gesagt werden, dass die EP wesentlich stärker beginnt, als sie sich im Verlauf der knappen halben Stunde letztlich entwickelt, was den Gesamteindruck des Werkes etwas schmälert.
Der Sound ist relativ roh gehalten, obwohl die Tonspuren an sich gar nicht so räudig aufgenommen wurden. Dass vor allem die Gitarren hie und da übersteuern, empfinde ich nicht als schlimm. Viel mehr stört mich die Unausgeglichenheit zwischen den einzelnen Spuren und der teilweise wackelige Takt etwas. Der Bass ist über die ganze Spielzeit sehr präsent, dröhnt ab und an ein bisschen gar, verleiht "Fortuna Teil 1" dafür einen sehr guten Charakter und Eigenständigkeit. Die Gitarren hören sich daneben etwas lasch an und die Saiter wirken dadurch nicht immer wie eine Einheit. Auch muss ich sagen, dass die Lautstärke der Vocals nicht ideal gewählt wurde, da sie sich zu sehr in den Vordergrund drängen. Da hätte man vermutlich etwas besser arbeiten können, wenn das alles nicht gar beabsichtigt war!?
Summa summarum lässt sich für mich erkennen, dass die Meinungen nicht nur von Person zu Person sehr unterschiedlich sein, sondern sich sogar im eigenen Kopf spalten können. Sicherlich sind ein paar sehr feine Passagen in den über 33 Minuten an Spielzeit enthalten und die eine oder andere Melodie hat sehr viel Potenzial, aber bestechen können "EgoNoir" damit in meinen Augen nicht, und obwohl mich "Fortuna Teil 1" nicht sonderlich begeistern konnte, ist es nach mehrmaligem Hören eine sympathische EP. Das klingt widersprüchlich? Finde ich auch. Es ist einfach kein Meisterwerk, hat aber trotz allem das gewisse Etwas, das es zu einem besonderen Werk macht. Hier hilft tatsächlich nur, sich sein ganz persönliches Bild von dieser Veröffentlichung zu machen.
Wolfgang / RottingHill.at
Punkte: 6 / 10