Bevor ich jetzt anfange zu meckern erstmal ein paar Eckdaten. Der Sampler ist der Soundtrack zu einem Comic, den ich nie gelesen habe und wie der Name vielleicht schon andeutet geht's hier heiß her. Untoten, Soko Friedhof, Festival Der Geisteskranken, Engelwerk und Candys Trash Till Death haben ihre Tracks weitestgehend um das Thema Sex, Erotik etc. gestrickt. Das Ergebnis ist insoweit ziemlich beeindruckend, dass hier Bands die eh einen recht eigenen Stil haben und auf "Hat Megatonnen Gift In Sich" noch sehr überzeugend ranzigen Punk gemacht haben, sich jetzt wirklich Mühe geben, sinnliche Schlafzimmermucke umzusetzen. Dazu kommt ziemlich viel exklusiver Content. Vor allem die kleineren Projekte haben hier ausschließlich Songs, die sich nur auf "A Tribute To Sexmania" wiederfinden, aber insgesamt ist hier von jeder Band exklusives Material vertreten.
Die Songs sind diesmal nicht nach Band sortiert, aber ich gehe die ganze Geschichte der Einfachheit halber trotzdem mal bandweise durch. Den Anfang machen Untoten, die hier mit "Shake", "Lilith" und "Desdemona" vertreten sind. "Shake" ist dabei der ultimative rare Track, der nur hier zu finden ist und joa… hier gibt's wenig auszusetzen. Nette rockige Nummer, bei der Greta und David sich ein schönes Duett liefern. Der Sound ist minimal verwaschen aber an sich ist das Ding gut anhörbar. Die anderen beiden Songs findet ihr auch auf dem damals aktuellen Album "Schwarze Messe", allerdings sind sie hier etwas gekürzt, was aber voll in Ordnung geht, da soweit ich das im Kopf habe nur die langen Intros bzw. Outros rausgecutted wurden. An "Lilith", welches schon etwas in die kitschigere Gothic Phase der Untoten fällt, musste ich mich zuerst etwas gewöhnen, aber nach 2-3 mal anhören war ich durchaus begeistert von der Atmosphäre, die der Song versprüht. Mit allen darin verarbeiten Elementen ziemlich schräg, aber ich mag's. Und während "Lilith" mich ernsthaft dazu animiert, auch dem Zeug der Untoten nach ihrer Punk Phase nochmal 'ne Chance zu geben, scheint mich "Desdemona" hart daran hindern zu wollen. Sorry, ich werde damit einfach gar nicht warm. Komisches, nichtssagendes Intro, dass nicht zum Rest des Songs passt, Streich- und Taszeninstrumente, die eher so klingen als würden sie sich gegenseitig bekriegen statt miteinander zu harmonieren und der hohe Gesang von (ich glaube) David A. Line nerven mehr, als dass sie mich überzeugen. Trotzdem schneiden die Untoten hier nicht unbedingt wahnsinnig schlecht ab.
Als nächstes hätten wir Soko Friedhof, die damals noch ganz neu gegründet waren. Natürlich haben sie den namensgebenden Song "Blutende Maria" von ihrem Debüt "Grabschönheiten" am Start und das sogar zweimal. An sich 'ne ordentliche Nummer: Typischer Soko Track der frühen Tage mit schnellem Beat und dazu Samples (ich glaube aus einer deutschen Folge Akte X), die wirklich clever in den Song eingebaut wurden und nicht einfach nur wirken wie draufgeklatscht. Hier hätten wir einmal den Radio Edit, dessen herausstellendes Merkmal darin besteht, dass er mitten im Song plötzlich abgeschnitten wird, was eigentlich nur absolut irritierend klingt. Etwas irritierend ist aber auch der DJ Mix, welcher sich über drei Songs erstreckt. Die ersten beiden sind zwei verschiedene Intros und die letzte ist nochmal der Song, der sich nicht großartig vom Original unterscheidet. Für sich genommen kein schlechter Song aber… hä?
Ebenfalls von "Grabschönheiten" bekannt ist "S.A.T.A.N.". Zuerst mal: absolut geil das Ding. Alleine über das Intro (ich glaube ebenfalls aus Akte X entnommen) kann ich mir auch heute noch den Arsch ablachen. Ansonsten geht es in eine ähnliche Richtung wie "Blutende Maria" nur eben nochmal deutlich bekloppter. Auf "A Tribute To Sexmania" passt es thematisch jetzt aber eher mal so semi. Bringt zwar insgesamt dringend benötigte Qualität in die Tracklist, wirkt aber auch ein bisschen wie als Filler hier. Komplett exklusiv ist dagegen "Bastard", welches sich nicht unbedingt auf diesem unbekannten Sampler verstecken muss. Okay, knapp die Hälfte des Songs passiert recht wenig, aber zwischen überlangem Intro und überlangem Outro gibt's hier einen recht intensiven Song nach klassischem Soko Friedhof Rezept.
Der nächste Kandidat Festival Der Geisteskranken ist aus irgendeinem Grund immer so eine Hit or Miss Angelegenheit. Je nach CD klingen sie entweder ziemlich geil oder ziemlich kacke. Hier fallen sie leider eher in zweiterer Kategorie. "Fantasies And Daydreams" versucht krampfhaft irgendwie verrucht daher zu kommen mit seinen Peitschenhieben im Hintergrund, langweilt aber spätestens, wenn man nach 20 Sekunden alles gehört hat, was dieser Pseudo - Softporno Track zu bieten hat und das Ding geht knapp 5 Minuten *gähn*. Auch "Blast Of Silence" haut mich mit seinem Geklimper kaum um. Es hat zugegeben einen gewissen Reiz die eher ruhigen Vocals und Pianos gegen harte E-Gitarren antreten zu lassen, aber alles daran klingt ziemlich blass und dünn ohne besonders große Wucht dahinter, dass "Blast Of Silence" schnell wieder in Vergessenheit gerät. Etwas mehr Punch hat da schon "Geküsst Wird Nicht", insgesamt noch der beste Beitrag von "Festival Der Geisteskranken", welches zwar stumpf und monoton aber immerhin tanzbar ist.
Zum nächsten Kandidaten Candys Trash Till Death kann ich wenig sagen, da ich vom Projekt außer den einen Song "Sexmania", der auf diesem Sampler drauf ist absolut nichts gehört habe, obwohl es da wohl auch ein eigenes Album gibt. Mein Interesse ist durch die gut zwei Minuten bunt zusammengewürfelter Sounds leider mal null geweckt. Leider komplett nervig und nichtssagend.
Leider kann noch nicht mal Engelwerk (gefällt mir eigentlich fast immer) da noch viel rausreißen. "Bitch To Life" ist ähnlich kurz und nichtssagend wie "Sexmania" und wirkt irgendwie unfertig. "Deception" wirkt etwas klischeebeladen (nichts sagt "Sex" mehr als eine französische Frauenstimme, die einem irgendwas in's Ohr flüstert, hab ich recht?) erfüllt aber sonst einigermaßen mit seinen Synths und den dazu passenden Vocals seinen Zweck.
Nach gut 51 Minuten sind wir dann durch und ich muss irgendwie daran denken, dass "Deception" passenderweise auf Französisch Enttäuschung heißt. Wahrscheinlich ist es unfair einen gratis CD mit exklusiven Tracks so hart zu kritisieren, aber ich finde sie insgesamt einfach nicht gut. So sehr ich die Vielseitigkeit der einzelnen Projekte schätze und mich über den klar erkennbaren roten Faden hier freue, so sehr muss ich hier auch wühlen um meine 2-3 Highlights zu finden. Der Rest holt mich irgendwie überhaupt nicht ab und geht mir schlimmstenfalls sogar richtig böse auf die Nerven. Vielleicht muss ich mir den Sampler ja auch einfach mal bei Kerzenlicht und ihr wisst schon was im Schlafzimmer anmachen, aber ich bezweifle, dass da viel mehr bei rauskommen wird. So bleibt "A Tribute To Sexmania - Blutende Maria" ein netter Versuch, aber mehr auch nicht.
Punkte: 4 / 10