Stellen wir also eins fest: Sepultura gehörten zu den extremsten Acts, die die Welt damals kannte und das spätestens seit ihrer bereits 1985 veröffentlichten Debut EP Bestial Devastation. Diese Tatsache machen ihre ersten Veröffentlichungen auch so sympathisch und zu Kultwerken der Metal Geschichte.
Tatsache Nummer zwei: die Fähigkeiten der Band an ihren Instrumenten waren damals so gut wie nicht vorhanden und heutzutage würde sich niemand mehr trauen auch nur Demos zu versenden, die ein solch miserables Spielvermögen festhalten. Aber damals war das zum Glück noch anders und nicht selten. Man denke an die ersten Werke der Bands, die heute als die großen Drei des deutschen Thrash Metal bekannt sind. Und das ist im Prinzip auch der erste Minuspunkt bei den hier vorliegenden Werken. Die Band versuchte etwas zu spielen, was sie nicht beherrschte. Und der Nachteil ist, man hört es sehr deutlich.
Der zweite Große Minuspunkt: die Produktion ist ebenso miserabel. Aber auch das war nichts neues, denn die härtesten Acts hatten zu Beginn ihrer Karriere immer den mießesden Sound. Das war nur allzu nachvollziehbar, die Musiker selbst hatten kein Geld und eine Plattenfirma, so sie denn den Mut hatte unvermögende Rumpelmusiker unter ihre Fittiche zu nehmen steckten nur das nötigste in die Produktion ihrer Alben (Ganz zu schweigen von Veröffentlichungen in Ländern außerhalb der USA, hier gab es mittlerweile schon genug Plattenfirmen, die mit solcher Musik wenigstens ansatzweise umgehen konnten und nicht zuletzt den größten Musikmarkt der Welt). Das Ergebnis kann man auf diesem Tonträger noch lange Zeit bestaunen.
Doch sehr stimmige und athmosphärische Coverartworks stimmen auf die Musik ein und begeistern mich heute bestimmt noch genau so sehr, wie damals ihre Betrachter.
12 vollwärtige Songs bringt diese CD mit sich und das macht sie auch so besonders, denn neben den Songs des Debut-Longplayer hat man auch die der Debut EP als Bonus mit drauf gepackt und das sind allesamt Knüppelthrasher der übelsten Sorte. Es macht wenig Sinn hier einzelne Songs heraus zu picken. Sie klingen alle gleich und doch steht jeder für sich und hat seinen eigenen Charme. Meine persönlichen Favoriten sind "War" und "Necromancer".
So beschissen die Tonqualität, so gering die musikalischen Fähigkeiten der Musikanten auch gewesen sein mag, so unvergesslich werden diese Zeugnisse der Entstehung eines neuen Genres sein. Denn nur in solchen Werken wohnt der Geist, den man heute bei Veröffentlichungen dieser Band nicht mehr finden wird. Als Verkaufszahlen und Erwartungen an Presse- und Fanreaktionen noch nicht die Spielfreude an der Musik blockierten, entstanden Epen wie diese. Irgendwann wird sich niemand mehr um langweilige unförmige Grütze wie Dante XXI oder A-Lex oder all die anderen seltsamen Sachen, die man in den letzten 15 - 20 Jahren auf den Metal Markt schmiss, scheren. Bestial Devastation oder Morbid Visions werden noch sehr sehr lange ihre Hörer finden und begeistern.
Fazit: Wer auf kompromisslosen Death Metal der ersten Stunde steht, wird diese Alben bereits stolz sein Eigen nennen. Wer Sepultura mit ihren "neuen" Sänger oder den Werken nach "Arise" kennen und lieben gelernt hat, wird vielleicht nicht so viel mit den ersten Sachen anfangen können. Fanatiker von technischer, spielerischer und rhythmischer Perfektion werden ebenfalls keinen Gefallen finden. Doch ein Ohr riskieren lohnt sich freilich immer, zumindest um einer Erkenntnis reicher zu werden.
8.5 Punkte für 2 Alben, die euch zu Zeitzeugen einer unvergesslichen Era werden lassen.
Punkte: 8.5 / 10