Fangen wir mal mit "Satellite 15... The Final Frontier" an. Die erste Hälfte ist sehr... eigenartig. Man kann das Gefühl, das das Lied ausdrücken will, ungefähr in irgendeine atmosphärische Richtung einordnen, was jedoch einfach nicht richtig gelingt, da "Satellite 15" einfach nur monotones Drumming ist mit ein wenig Technogedudel. Lediglich Bruces Gesang kann man sich stellenweise anhören. Die zweite Hälfte, also der Titeltrack, klingt wie ein ganz typischer Rocksong. Naja, nicht einmal typischer Rocksong, eher erinnert mich das an Green Day oder Good Charlotte, und das will etwas heißen...
Zum Glück macht "El Dorado" einiges wett, was das erste Stück nicht geschafft hat. Schnell, griffig und eingängig sitzt das Lied schon nach der ersten Minute im Ohr und man erinnert sich im Laufe des Albums immer wieder an das Lied zurück.
"Mother of Mercy" ist ein sehr schönes Stück, allerdings stört Bruces Gejaule in Refrain nach einiger Zeit.
"Coming Home", ein Stück, das ich mir auf der Rückreise aus Australien sehr intensiv angehört habe (auch wenn es inhaltlich nicht direkt um so etwas geht), gehört mittlerweile zu meinem persönlichen Favorit zusammen mit "Starblind". Der Refrain ist ein Ohrwurm, Bruces melancholischer Gesang an sich klingt in diesem Stück authentischer als auf den ganzen Liedern des Vorgängers - was nicht zuletzt daran liegt, dass es hier nicht so chaotisch zugeht mit unpassenden Soli etc.
"The Alchemist" ist wieder ein schnelleres Stück mit altbekannter Gitarrenarbeit. Somit sorgt das Lied nicht nur für Abwechslung, sondern erinnert einen auch ein wenig an die gute alte 80er Maidenzeit.
"Isle of Avalon" beginnt mit einem sehr schönen Intro und greift dann auf Elemente des Vorgängeralbums zurück, was soviel heißt wie dass das Stück sehr überzogen wurde mit Solo und Refrainwiederholung etc. Mit dem Unterschied, dass der Refrain nicht wieder pseudomelancholisch ausgefallen ist, sondern, im Hinblick auf die Machart des Stücks, ausnahmsweise gut klingt.
Und dann sind wir schon bei "Starblind". Im Stück ist, wenn ich das richtig herausgehört habe, noch eine Flötenbegleitung vorhanden. Das Lied ist zwar im Stil des Vorgängeralbums aufgebaut, allerdings haben Maiden hier eine Meisterleistung an den Tag gelegt: nicht nur legt Bruce einen wundervollen Gesang in diesem Stück an den Tag, auch passt der Riff perfekt und die Lyricfetzen, die ich bisher herausgehört habe, haben einen sehr hohen emotionalen Stellenwert. Ganz großes Kino!
"The Talisman" hat ein gutes Intro und einen guten Refrain, sowie ein paar nette Zwischenspiele. Allerdings klingt das alles schon sehr bekannt und demnach ausgelutscht. Somit wird das Stück gerade mal die ersten drei, vier Hördurchgänge überleben.
Wir nähern uns dem Ende: "The Man Who Would Be King" zeigt Maiden wieder in Höchstform. Ein musikalisches Musterwerk, das sogar meine beiden persönlichen Favoriten des Albums übertrifft. Hier findet sich alles zusammen: Elemente aus "Somewhere in Time" und "Seventh Son of a Seventh Son", packende Gitarrenarbeit und ein Bruce, der hier allerdings einen vergleichbar bescheidenen Auftritt an den Tag legt. Das Lied beginnt schön, das Lied endet schön. Und ich bin überrascht, dass Iron Maiden noch einmal so facettenreich sein können.
"When the Wild Wind Blows" beginnt - wer hätte es gedacht - mit wehendem Wind. Langsam setzen die Gitarren ein, bald auch Bruce. Insgesamt fällt das Lied, trotz seiner 10 Minuten, doch eher aus der Reihe, denn es passiert in dieser Zeit zu wenig, bzw. ist das alles wieder sehr berechenbar, was Maiden machen.
Das Album hat mich wirklich überrascht. Dass das Album andererseit alte Fans enttäuschen könnte wundert mich nicht, scheinbar haben sie sich wieder zu sehr die Rückbesinnung auf 80er Maiden erhofft. Maiden hingegen gehen ihren neuen Weg konsequent weiter und ich hoffe, dass es doch bald noch einen Nachfolger geben wird.
Punkte: 8.5 / 10