Mit dem – in zwei jeweils knapp zehn Minuten lange Stücke aufgeteilte – Titelsong nehmen einen die Franzosen auf eine packende Reise mit, wie sie einem nur selten zu Gehör kommt. Hier zeigt sich, dass sie zwar immer noch mit sehr ähnlichen Zutaten arbeiten wie auf ihrer ersten EP „Le Secret“, sie sich aber in der Umsetzung gleich um mehrere Klassen gesteigert haben – und schlecht waren sie damals bei weitem nicht! Gekonnt spannen sie hier einen Bogen über ruhige Akustikpassagen, elegische Klanglandschaften bis zu romantisch-sehnsüchtig klingenden Black Metal Riffs. Kommt der erste Teil noch mit dem warmen Gesang von Neige aus, so ruft sein im zweiten Teil eingesetztes schwarzmetallisches Gekreische angenehme Assoziationen mit „Heart of the Ages“ von IN THE WOODS… in mir hervor – und wenn das eine Band schafft, dann ist das ein Zeichen für absolute Klasse, denn an dieses Meisterwerk kamen in den letzten 15 Jahren nicht viele Bands heran. Im Anschluss kann „Percées De Lumière“ mit einem sehr gelungenen Gegensatz aus einer beschwingten – fast schon poppigen – Gitarrenmelodie und dem schwarzmetallischen Gesang das hohe Niveau problemlos halten. „Abysses” ist dann ein kurzes Intro, welches den ruhigeren zweiten Teil des Albums einleitet. „Solar Song“ ist ein sehr flächig klingender, zum Träumen einladender Song, der aber an das vorher Gehörte nicht ganz heran reicht. Mit dem rein akustisch gehaltene „Sur L´Océan Couleur De Fer“ zeigen ALCEST zum Schluss noch, dass sie auch ohne härtere Parts wunderschöne Songs schreiben können.
Die Tatsache, dass dieses Album nach hinten immer ruhiger wird ist auch mein einziger Kritikpunkt, denn die in den ersten Songs aufgebauten Spannungsbögen vermisse ich leider gegen Ende des Albums – auch wenn die Songs für sich genommen sehr gut sind. Dieser kleine Schönheitsfehler soll nun aber niemand davon abhalten, sich „Écailles De Lune“ in die Sammlung zu stellen, denn dieses Album liegt trotzdem meilenweit über dem Durchschnitt und sollte jeden ansprechen, der Alben von EMPYRIUM, IN THE WOODS… oder auch ANATHEMA sein eigen nennt!
Stefan / www.rdmag.de
Punkte: 9 / 10
