Das heisst aber beileibe nicht, dass "To the Metal" handwerklich schwach ist. Viele der Songs sind äusserst Anspruchsvoll, den schnellen Doublebass Hammer "Rise" zu spielen muss eine Tortur für den Drummer sein, das schnelle Gitarrenspiel würde ich als Hobbygitarrist zwar liebend gerne spielen, muss jedoch spätestens beim Solo aufgeben, Kai hat man noch selten so variabel singen hören und die selbstgemachten Chöre bringen das extra an Bombast, den der Song zum absoluten Ohrwurm braucht. Und damit erfüllt er auch das Spielspass-Kriterium: Der Song haut rein, und ist für mich einer von drei absoluten Ausnahmestücken, denen ich ohne zögern die 10,0 gebe.
Das gleiche gilt auch für das sehr melodiöse und erneut schnelle „All you need to know“. Wenn Kiske als Gastsänger den Chorus anstimmt, wird dies augenblicklich klar. Obwohl Kai für mich ohne jeden Zweifel die Stimme von Gamma Ray ist, so ist der Chorus doch einer der absoluten Höhepunkte des Albums, und es wäre DAS Geschenk schlechthin auf der Tour, wenn Kiske dabei wäre, und dieser Song angestimmt würde. Leider habe ich bislang nichts derartiges vernommen, und ich habe auch nur geringe Hoffnungen darauf, doch seis drum, auf dem Album klingt der Song fantastisch und steht „Rise“ in nichts nach.
Etwas (!) langsamer geht es bei „Time to Live“ zu. Der Song bringt starkes Riffing mit, hat eine sehr positive Atmosphäre und ist schlicht und einfach ein Ohrwurm. Hier zeigt erneut Kai, dass er ein sehr starker Metal Sänger ist, dessen charakteristische Stimme mit ein Grund dafür ist, dass das Album und der Song nicht langweilig werden. Das Gitarrensolo ist melodisch und ebenfalls verglichen zu den oben erwähnten songs grösstenteils langsamer, wird jedoch gegen Ende doch sehr schnell. Die Moral des Songs am Titel ablesen: Time To Live!
Ja, Gamma Ray haben dieses Mal keinen Hehl daraus gemacht, dass Priest einer ihrer grössten Einflüsse ist. Der Titelsong „To The Metal“ hat vor dem Release schon viel Kritik über die Ähnlichkeit zu „Metal Gods“ hinnehmen müssen. Tatsächlich sind diese Ähnlichkeiten unmissverständlich, doch die Livestärke des Songs machen dies gut wieder wett. Alle die aufgrund dieses Songs Zweifel haben, ob sie das Album zulegen sollen: „To The Metal“ ist mitunter der schwächste Track des Albums, und damit neben dem für mich doch etwas langweiligen „Empathy“ der einzige durchschnittliche Track der Scheibe. Daneben findet sich melodischer, energiegeladener Metal in bester Gamma Ray Manier.
An den Klassiker „Land of the Free“, welches von mir eine glatte 10 als Album bekommt, kommt das neue Album nicht heran. Um Platz 2 in der Gamma Ray Hitliste kämpfen nun jedoch 3 Alben: Somewhere out in Space, No World Order und To The Metal. Jedes der drei Alben ist auf seine Art herausragend, bei To The Metal ist dies die enorme kurzweiligkeit gerade bei den schnellen Songs, die hervorragenden Soli und ein deutlich variablerer Kai Hansen. Alles in allem kann ich den Jungs nur gratulieren, das Album ist mindestens ein Kandidat für das „Album des Monats“ im Januar, und da ist die Konkurrenz ja nun wirklich gewaltig gewesen. Daher ist dies ein grosses Kompliment. Und genen das jüngste Meisterwerk von Overkill den zweiten zu machen, ist alles andere als eine Schande.
Für Fans von Gamma Ray oder Melodischem Metal: Zugreifen, ihr könnt nichts falsch machen. Für Den Rest: Vielleicht lasst ihr euch ja doch begeistern, reinhören kann nicht schaden, und ich bin sicher dass das Album einige neue Fans für Gamma Ray gewinnen wird.
Punkte: 9 / 10