Warfare Hammer Horror (1990) - ein Review von Fire Down Under

Warfare: Hammer Horror - Cover
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1 Review
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1 Rating
9.00
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal


Fire Down Under
15.01.2014 00:41

And now for something completely different...

Wenn von WARFARE die Rede ist, dann denkt man in erster Linie vor allem an eines: an wüstes, rohes Metal/Punk-Geballer, dargeboten von einem ebenso genialen wie wahnsinnigen Chaos-Trio aus dem vereinigten Königreich. Doch auf diesem, dem fünften und zugleich letzten WARFARE-Album ist alles ganz anders als sonst.
"Hammer Horror" hat fast gar nichts mehr gemein mit dem unglaublichen Vorgängeralbum "A Conflict Of Hatred", welches nach wie vor eine der intensivsten, gewaltigsten und wahnwitzigsten Metal-Scheiben überhaupt ist - eigentlich sind nur die experimentellen Elemente des Vorgängers geblieben.
Im Vergleich zu dem rohen Geprügel kommt "Hammer Horror" deutlich zahmer und gebremster daher, ist diesbezüglich eigentlich fast schon klassischer, nichtsdestotrotz irgendwie abgedrehter Heavy Metal - doch das ist eben nicht alles. Bei weitem nicht.
Hinzu gesellen sich Einflüsse aus dem Gothic Genre bzw. der Oper, teilweise sogar der klassischen Musik, ein Hang zu fast schon progressiven Songstrukturen bis hin zu ambient-artiger Filmmusik, was sich in zahlreichen instrumentalen Zwischenspielchen manifestiert.

Das Konzept des Albums entstammt einer Idee von Oberchaot Evo, eine Tributscheibe an die alten Hammer Horror-Filme aufzunehmen - da Evo ein großer Horrorfan ist, hatte die Band immer mal wieder Texte die diese Horrorthematik enthielt im Repertoire. Hier also nun das volle Programm!

Ich beziehe mich in meinem Review in erster Linie auf die Originalfassung des Albums von 1990, da ich sie zuerst kannte und sie mir auch besser gefällt als die Neueinspielung von 1993!

Das Album beginnt - natürlich - mit einem 2-minütigen soundtrackartigen Instrumentalstück, das schonmal für eine wunderbare Horrorstimmung sorgt. Es klingt leicht trashig (wie passend!), diese Melodie ist einfach nur wunderschön. Dann der erste richtige Song "Plague of the Zombies": als ich das Album zum ersten mal gehört habe, dachte ich mir nur "Was soll das denn jetzt bitteschön sein?!". Gothic Rock? Heavy Metal? Punk? Irgendwie von allem etwas. Und Paul Evo versucht sogar, richtig zu singen... was geht hier ab?
Doch nur einen Song (nach einem weiteren Soundtrack-Zwischenspiel) später hatte mich das Album: "Phantom of the Opera" ist ein unvergleichlich schönes, über 7 Minuten langes Jahrhundertlied, das ich in dieser Form NIEMALS von dieser Band (die ich ja schon aufgrund ihrer alten Großtaten liebe) erwartet hätte: Opernvocals der Gastsängerin, progressiver Songaufbau und, mal wieder, Melodien, die einfach nur bezaubernd schön sind. Natürlich ist das ganze nahe am Kitsch, aber das ist mir sowas von egal! Völlig unglaubliches Lied. Als ich das Album zum ersten Mal gehört habe, dachte ich erst, dass die ersten vier Tracks (also alles bis inklusive "Phantom of the Opera") ein einziges Lied ist, da alles bis hierhin völlig nahtlos ineinander übergeht - absolut klasse, wie das inszeniert wurde!!
"Baron Frankenstein" ist hingegen wieder ein etwas härteres Lied, jedoch auch wieder recht "progressiv" und spannend aufgebaut. Schräge Keyboard-Effekte!
Zwei weitere Zwischenspielchen später wird man vom "Prince of Darkness" heimgesucht - ein weiteres Highlight der Scheibe. Was für Riffs hier wieder rausgehauen werden, genial abgedrehtes aber stets nachvollziehbares Songwriting mal wieder. Dazu abermals Seltsames aus dem Keyboard - perfekt!
Was fehlt noch? Richtig, ein Saxophon! Dieses gibt es in "Tales of the Gothic Genre" auf die Hörmuscheln - ebenfalls ein cooles Lied, aber dann auch nicht ganz so schräg wie die meisten Songs des Albums, ähnliches gilt für den letzten Song "Scream of the Vampire".

Und damit endet dieses WARFARE-Album der etwas anderen Art... und trotz des krassen Stilbruchs dem sonstigen Werk gegenüber liebe ich diese Scheibe, weil sie eben einfach was total Eigenes ist. Trotz anderer Musik ist stets die typische WARFARE-Attitüde in den Songs präsent - ganz getreu Evo's Motto "Alternative Metal for Metal Alternatives"!!

Ich finde sogar, "Hammer Horror" klingt teilweise wie das metallische Pendant zur "Phantasmagoria"-Scheibe von THE DAMNED!

Noch ein paar Worte zu den zwei Versionen des Albums. Original erschien das Album als 10 Tracks umfassende Version im Jahre 1990, wurde dann aber 3 Jahre später komplett neu eingespielt (u.a. mit Evo's Kumpel Algy Ward von TANK an der Gitarre) und produziert. Die neue Version wurde um einige neue Instrumentalstücke erweitert, welche zumeist stark von klassischer Musik beeinflusst sind bzw. teilweise sogar original aus alten Hammer-Filmen stammen könnten. Außerdem enthält die CD noch eine Neueinspielung von "Dance of the Dead" (vom "Pure Filth"-Album) sowie einen Remix von "Phantom of the Opera".

Mir gefällt, wie gesagt, die Ersteinspielung am besten, da ich sie halt zuerst kannte, und mir der Sound auf der Neueinspielung fast schon etwas zu steril ist. Jedoch sind die neuen Instrumentalstücke ganz großes Kino und es fast schon allein wert, sich diese Neueinspielung anzuschaffen!

Punkte: 9 / 10


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