Und, soviel sei vorab verraten: sie verteidigen ihren Thron auf eindrucksvollste Art und Weise!
Schier unendliche 19 Jahre nach ihrer letzten Platte legen HEATHEN mit The Evolution of Chaos und nach ewigen Verzögerungen mit der Produktion (die Platte ist bereits seit Sommer 2008 aufgenommen) endlich ihre langerwartetes neues Album vor - und es ist, als seien sie nie weggewesen.
Ein stimmungsvolles, indisch angehauchtes Intro leitet in den fulminanten, schon vom 2005er-Demo bekannten Eröffnungs-Kracher Dying Season über - und alles ist wie früher, jeder Tag Wartezeit vergessen! Wo in den letzten Jahren so manche halbgare Reunion die Fans sich mit Grausen abwenden ließ, da bleiben Heathen sich und ihrer Vergangenheit 100%ig treu und werden jeden Anhänger der Band vor Freude im Dreieck springen lassen.
Sie ist defintiv wieder da, die typische Heathen-Kombination aus einem Feuerwerk speediger Riffs, gepaart mit klassischen Harmonien und vorgetragen von der immernoch tightesten Instrumentalfraktion des Genres. Diese Kombination aus unglaublicher Präzision und federnder Spannung in ihrem Spiel macht den Jungs um Lee Altus nach wie vor so schnell keiner nach. Und auch Sänger David White, dessen charakteristische Stimme mit zunehmendem Alter eher noch besser geworden ist, hat sich hier ein Extra-Lob verdient.
Nach dem Opener geht es im selben Fahrwasser munter weiter. Wobei einzelne Songs herauszuheben hier hieße, Gitarren nach San Francisco zu tragen: ein Knaller jagt den nächsten. Ob das abwechslungsreiche 11-minütige Epos No Stone Unturned, die harten Thrasher Arrows of Agony und Fade Away, die verhältnismäßig ruhige Krieger-Hommage A Hero's Welcome, die Speed-Granaten Undone und Bloodkult, das schwer groovende Red Tears Of Disgrace oder der straighte Rausschmeißer Silent Nothingness, der seinem Namen so gar keine Ehre macht - fürstliche Riffs, erstklassige Melodien, garniert von Sologitarren zum Kiefer ausrenken und abwechslungsreiches Songwriting, so weit das Auge reicht. Hier regiert der helle Wahnsinn!
Als Sahnehäubchen gibt's noch eine sehr gute Produktion (lediglich an den Drums hätte für meinen Geschmack noch ein wenig gefeilt werden können) und ein stilvolles Cover Handelsklasse A oben drauf. Für das perfekte Glück fehlt da eigentlich nur noch eins: Vinyl.
Kurz und gut: The Evolution of Chaos ist mit Sicherheit jetzt schon eine (wenn nicht DIE) der Platten des Jahres - die Konkurrenz wird sich extrem strecken müssen, wenn sie da noch was drauflegen will. Und auch wenn das Album den vielzitierten Test of Time natürlich noch bestehen muß, will ich mich zu der Behauptung versteigern, daß HEATHEN hier ihr bisheriges Meisterwerk vorgelegt haben.
Verneigen wir uns also gen Bay Area und hoffen wir, daß wir die nächste Göttergabe aus dem Hause HEATHEN nicht erst im Jahr 2029 in Empfang nehmen dürfen.
Punkte: 9.5 / 10