Alice In Chains Dirt (1992) - ein Review von Bay Area Stoner

Alice In Chains: Dirt - Cover
2
2 Reviews
59
59 Ratings
8.84
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Rock: Alternative Rock, Classic Rock, Crossover, Grunge, Hardrock


Bay Area Stoner
26.06.2013 20:11

Alice In Chains - Dirt (1992)

Zur Info. Das ist ein Review, dass ich für das Metallicamp veröffentlicht habe. Da ich die Platte so gut finde, wollt ich das hier nochmal posten.

57:35 min

Tracklist:
1. Them Bones
2. Dam That River
3. Rain When I Die
4. Down In A Hole
5. Sickman
6. Rooster
7. Junkhead
8. Dirt
9. God Smack
10. Untitled (IronGland)
11. Hate To Feel
12. Angry Chair
13. Would?

Anspieltipps:
Would?, Rooster, Them Bones, Angry Chair

Zuempfehlen für Fans von: Metallica (Load/Reload Phase), Godsmack,
Nirvana, Stone Tempel Pilots, Black Sabbath....

Review:
Seltenhat eine Platte aus der Grungeära mich persönlich so überzeugt. Die Texte des Albums drehen sich um Suizid, Drogenmissbrauch und Einsamkeit, was dem Album den Ruf einbrachte depressiver zu sein, als das Alice In Chains Debüt Facelift, was ich allerdings nicht so sehe. Meiner Meinung nach springt die Negativität des Albums einen direkt an und bringt den Hörer sofort zu Fall. Der Opener Them Bones rifft sich direkt ins Ohr und entwickelt trotz monotonem Aufbau Hitcharakter. Staleys schreie unterbrechen die vetrackte Rhytmik, die auch im Solo von Jerry Cantrell herauskommt. Textlich behandelt der Song das Sterben bzw Vergehen des Menschen ab der Geburt. Dam That River führt das Album weiter in Depressionen. Die Riffwalze von Jerry mäht immer noch alles nieder, lässt aber genug Raum für den zerbrechlichen Gesang von Staley, der im Refrain um einiges rauer wird. Zum Teil werde hier auch parallelen zum Sound von Black Sabbath klar. Der Bass groovt sich ein und lässt bis zum Ende des Songs niemanden kalt. Textlich behandelt Staley hier seine Heroinsucht...

Rain When I Die ist die erste Verschnaufpause, die dem Hörer gegönnt wird. Der Riff drückt einen nicht direkt nieder, sondern schmiegt sich um die klagende Stimme von Staley. Textlich wird eine unglückliche Beziehung beschrieben in der das lyrische Ich sich unverstanden fühlt. Mit einem groovigen Schlagzeugeinsatz beginnt Sickman sich aufzubauen. Erst ein monoton schneller aufbau, der im Refrain hart ausgebremst wird indem Staley klagt "What's The Difference I'll Die". Der Text bezieht sich auf einen Herointrip indem die Paranoia ausbricht und Staley dazu bringt über Selbstmord nachzudenken. Rooster ist die erste echte Ballade des Albums und beginnt mit sanften Gitarrenklängen und einem Frauenchor (also sehr poppig). Im Kontrast dazu steht der hoffnungslose Text, der sich mit dem alltäglichen Leben auseinander setzt. Ausserdem wird das Thema Wehrpflicht mit angeschnitten und traumatische Erfahrungen aus Kriegstagen angedeutet. Cantrell fasste in dem Song gedanken über seinen Vater zusammen, der in Vietnam im Kriegseinsatz war.

Junkhead reisst einen aus den vermeindlich fluffigen Wolken, des Vorgängersongs. Staley schreit sich die Lunge anfangs raus. Doomige Riffs umspülen den kaputten Gesang von Staley.Wie schon der Titel suggeriert geht es um Drogenkonsum in großem Maße. Staley schreibt sehr ironisch, dass er gerne Drogen nimmt und alle anderen Spießer seien...

Dirt beginnt mit einem orientalisch klingendem Gitarrenspielerei. Staley spielt mit dem Zuhörer und bezirzt mit klarer Stimme, dabei fordert er auf ihn umzubringen ("I Want You To Kill Me, And Dig Me Under, I Wanna Live No More"). Der Song geht meiner Meinung nach etwas unter, da er wenig überraschendes bietet. Er ist hypnotisierend, aber auf lange Sicht eher ein Durchhänger.

GodSmack erinnert etwas an die Stone Tempel Pilots und ist recht poppig gehalten. Ein Song, der vor allem durch eine gute Schlagzeugarbeit besticht. Auch in diesem Text gibt es die Drogenbezüge, die sich durch das ganze Album ziehen. Laut dem Bassisten Starr distanziert sich hier die Band von harten Drogen, was im Rückblich recht ironisch wirkt, denn Staley starb später im Jahr 2002 an einer Überdosis Heroin/Kokain. Vor Hate To Feel herrscht das Grungechaos in Form von Untitled (Iron Gland) , dass nicht auf der Tracklist des Albums erscheint (als Gast ist hier übrigens Tom Araya zu hören). Die Anspielung auf Iron Man von Black Sabbath ist durchaus gewollt. Dann swingt Hate To Feel los. Ein wenig beschwingter, als die anderen Songs, könnte man fast gute Laune davon bekommen, wenn nicht Cantrell oft mit seiner Gitarre stört, oder der Song sich windet, wie ein Regenwurm. Textlich geht es um das Unglück seine Umwelt wahrnehmen zu können und ohne es zu wollen Eigenschaften anderer übernimmt.

Angry Chair erinnert am ehesten an die anderen Grungegröße Nirvana. Ein ruhiges Stück mit stark verzerrtem Gesang, der nur im Refrain wieder klar wird. Gitarrentechnisch gibt es ein tolles Solo von Cantrell mitte des Songs. Textlich, wie solltes es anders sein, geht es um einen schlechten Drogentrip, in dem sich Staley verliert (" I Don't Mind Anyway, Lost My Mind.."). Und es bleibt ruhig.

Down In A Hole ist eine kraftvolle Halbballade, die eine unglückliche Beziehung umreisst. Der Song ist sehr getragen und unglaublich stark. Vermutlich das eingängigste Lied auf der Platte. Dieser Song funktioniert ebenfalls als Akustiktrack auf der Unplugged Platte sehr gut.

Would?, als letzter Track des Albums baut sich zuerst über die Basslinie mächtig auf, um dann über den Köpfen des Hörers zusammenzuklatschen und ihn unter sich zu begraben. Das Lied ist dem Frontmann von Mother Love Bone Andy Wood gewidmet, was aber inhaltlich nicht herrauskommt, sondern eher über den Titel. Die Textaussage beschäftigt sich eher mit Komunikation zwischen zwei Parteien....

Alles in allem bedeutet mir dieses Album sehr viel. Durch diese abgrundtiefe negative Stimmung und den klar produzierten Sound schwingt es sich über die Grungklischees und stellt tatsächlich ein zeitloses Werk da. Auch wenn hier mal geschrieben wurde, dass man hier keine Alben in den Himmel loben soll, so musste ich dieses Album einfach herrausheben, denn wenn man sich intensiv mit ihm beschäftig entdeckt man wenig, was man hätte besser machen müssen.

9,5/10

Punkte: 9.5 / 10


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