Soweit alles richtig, wirft nur die Frage auf: was hat das mit dem aktuellen Album zu tun? Nüscht, also belassen wir’s damit und werten es nicht negativ.
Kritikpunkt Spieldauer. Von 5 neuen Songs in 5 Jahren war die Rede. Quantität schlägt Qualität? Ja, es ist verdammt wenig neues, ich würde auch lieber alle anderthalb Jährchen ein neues Manowaralbum in Händen halten. Ist aber nun mal so und sagt nichts über die Qualität des Albums aus. Ein Teil der Songs ist bekannt, teils als Bonustrack in mieser Qualität auf einer der ultimativen DVDs, teils von einer überteuerten und schlecht verkauften Single, dort auch teilweise in instrumentaler Form, die deutlichst vom Album abweicht. Ich habe beides nicht gekauft, da ich – wie viele Metaller – ein Albumkind bin. Von daher werde ich diesen Umstand auch nicht negativ werten, sondern mich jetzt voll und ganz dem Album widmen.
Intros und Hörspiele, richtig. Das gigantische Wagnertribut zu Beginn ist so bombastisch, wie es nur sein kann. Die Melodieführung absolut überzeugend, die Dramatik umwerfend. Ein sechsminütiger Klassikeinschub zur Einführung. Hörspieleinlagen, Pathos-Chöre, lange Passagen zwischen den 9 Songs, keine Frage. Störend? Nie! Klar, Gods of War ist kein Autofahralbum. Es ist ein Tagausklangalbum, das man im Dunkeln hört. Die Keyboardstreicher hören sich nach Plastik an, keine Frage. Die Erzählspielchen („he had two ravens“, ganz großes Kino!“) muten ebenfalls nach Kunststofffellhosen an, keine Frage.
Und genau das sollen sie gottverdammtnochmal! Das hier ist die ultimative Vertonung des Conan-Kosmos’! Man sieht muskelbepackte, schlechte Schauspieler, die mit dem Gewicht der Schwerter kämpfen, böse dreinschauende, grimmige Götterväter, achtbeinige Pferde, die betrunken anmuten, all das, was wir damals schon geliebt haben, mit dem original Yamaha-Klassikorchester von damals. Lasst euch drauf ein, ja, es hat was amüsantes an sich, aber es hat was anziehendes! Denkt nur an die Fellpromos der ersten Alben, hier habt ihr den Ton dazu.
Und dennoch ist das alles schmuckes Beiwerk zu den besten Manowarsongs seit Langem. Auf der Warriors gab es Höhepunkte, klar. Hier gibt es nur Großtaten, die Nummern laufen jetzt seit zwei Jahren mindestens einmal die Woche, sie nutzen sich nicht ab, keine Spur. Wo gibt es das heutzutage noch? King of Kings, Loki, Sleipnir, Gods of War, Blood Brothers - Hymnen für die Ewigkeit! Und als stilistischer Ausbruch „Die for Metal“, ein großer Rocker.
Und nein, ich trage weder eine Manowarbrille noch bin ich unkritisch, ich meine das in der Tat so!
Punkte: 9.5 / 10